Die Rache-Agentur
hatte noch lange in der Küche gesessen, nachdem Ed nach oben gegangen war, und sich dann, mit einem für sie ungewohnten Gefühl von Selbstmitleid, über den Inhalt des Kühlschranks hergemacht. Prompt hatte sie sich anschließend heftig erbrechen müssen. Es war ein kühler Morgen bei bedecktem Himmel, und sie und Ed waren wie Schattenboxer miteinander umgegangen, hatten es tunlichst vermieden, sich anzusehen, und nur das Nötigste miteinander gesprochen, wie zum Beispiel über eine Rechnung oder die Mülltonnen, die herausgestellt werden mussten. Er hatte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange gedrückt und beim Weggehen die Tür fest hinter sich zugezogen.
Im Büro hatte Flick mit einem morgendlichen Gruß auf den Lippen aufgeblickt, Georgie dann jedoch bestürzt angestarrt.
«Du bist ja weiß wie die Wand. Was ist los? Setz dich, und ich mache dir eine Tasse Tee. Jo ist beim Zahnarzt.»
«Das wäre wunderbar. Ich, äh, muss gestern Abend etwas Schlechtes gegessen haben.»
Flick rührte das starke Gebräu um, bevor sie die Tasse vor Georgie abstellte. «Erzähl mir nicht, dass
du
versehentlich das mit Rattengift versetzte Steak gegessen hast, statt es Ed zu servieren?»
Georgie gelang ein schwaches Lächeln, das schnell wieder verschwand, dann widmete sie sich ihrem Tee und warf Flick einen schuldbewussten Blick zu. Sie sollte es ihr wirklichsagen. Und das würde sie auch noch tun. Sie musste es tun. Aber nicht jetzt. Nicht nach letzter Nacht. Georgie konnte von Glück reden, dass Flick keine Ahnung von Babys hatte, sodass sie noch nicht darauf gekommen war, was mit Georgie los sein könnte. Obwohl sie sich selbst durchaus für eine Expertin auf diesem Gebiet gehalten hätte, dachte Georgie verbittert, während sie einen der Kekse, die Flick ihr zugeschoben hatte, in den Tee stippte, und sogar
sie
war nicht von selbst darauf gekommen.
«Der Tee war meine Rettung», seufzte sie, als die Übelkeit allmählich nachließ. «Also, was liegt heute an?»
Flick richtete sich auf und blickte Georgie über den Rand ihres Monitors hinweg an. «Ja, jetzt hast du wieder deine normale Gesichtsfarbe. Also», sie blickte auf den Tagesplan, «der Hund von Familie Bates muss ausgeführt werden, und wir brauchen eine neue Büglerin in Balham, Maria schafft es mit ihrem Rücken nicht mehr. Außerdem müssen wir prüfen, ob dieser Typ die Dachrinnen der Colemans gereinigt hat. Ach ja, und könntest du wohl ein paar Swatch-Uhren abliefern, wenn du auf dem Weg zu Tim bist, um den Teppichverleger hereinzulassen?»
«Ich dachte, er sei diese Woche aus Stuttgart zurück?» Georgie fiel es schwer, sich auf ihre Notizen zu konzentrieren, während Flick weiterredete.
«Das ist er auch, aber er plant, ein paar Tage in Schottland zu verbringen, und der Teppichverleger soll währenddessen die Wohnung ausmessen. Kannst du um zwei dort sein?»
Georgie nickte müde. «Es gibt da noch etwas, das ich dich fragen wollte. Was war es noch gleich? Ach ja, wie geht’s in der Sache mit Alison Houghton weiter? Was sollen wir wegen ihres Ehemannes unternehmen?»
Flick erhob sich von ihrem Schreibtisch. «Oh, das erzähle ich dir später.» Sie war im Begriff, das Büro zu verlassen. «Ichmuss sie erst noch anrufen. Sie wirkte ein wenig unentschlossen.»
«Ach, wirklich? So hat sie gar nicht auf mich gewirkt. Wie seltsam. Vielleicht haben die Fotos von dem Hotel sie noch nicht überzeugt. Soll ich sie anrufen, während du unterwegs bist?»
«Nein, nein, ist schon okay», erwiderte Flick rasch. «Mir fällt gerade wieder ein, dass sie meinte, uns später anrufen zu wollen, wenn Ben nicht in der Nähe ist.»
Georgie gähnte und streckte sich. «Auch gut. Solange es –»
Doch Flick war schon gegangen und hatte die Tür sanft hinter sich ins Schloss gezogen.
Das Telefon hielt Georgie während des restlichen Vormittags auf Trab. Wenn nicht ständig Anrufe hereingekommen wären – hauptsächlich Stammkunden, die vor ihren bevorstehenden Urlauben in Panik gerieten –, hätte sich Georgie am liebsten unter ihrem Schreibtisch zusammengerollt und ein Nickerchen gemacht. Aber sie war fest entschlossen, sich nicht von den Nebenwirkungen der Schwangerschaft beeinflussen zu lassen. Und Ed gegenüber würde sie erst recht keine Schwäche zeigen. Allerdings stand ihr nun der Urlaub in Frankreich, den sie schon vor Monaten gebucht hatten, bevor.
Doch Georgie wurde allmählich zur Expertin, wenn es darum ging, Dinge, die in ihrem Leben nicht nach
Weitere Kostenlose Bücher