Die Rache-Agentur
dass es sich bei seiner weiblichen Begleitung im ‹Westborough› um die Besitzerin handelte und sie einen möglichen Verkauf besprochen haben.»
«Das hat nichts zu sagen», wischte Alison diesen Einwand beiseite. Flick war sich nicht sicher, wie sie auf diesen raschen Stimmungswechsel reagieren sollte. «Er ist schon seit Jahren übertrieben freundlich zu ihr. Das ist bloß eineAusrede. Und sie bleibt dem Management als Beraterin erhalten.»
«Gut. Allerdings gab es keine Hinweise darauf, dass sie … eine Affäre haben.» Flick konnte förmlich spüren, wie Joanna erstarrte und sich in eine bessere Position brachte, um zu lauschen. Alison machte ein Geräusch, das wie ein verächtliches Schnauben klang. Plötzlich fühlte sich Flick sehr erschöpft. Sie hatte keine Lust mehr, und es war ihr egal, ob Joanna zuhörte. Die gesamte Situation war einfach seltsam. «Alison, Sie scheinen fest entschlossen zu sein, das Schlechteste von Ihrem Ehemann zu denken. Ich hingegen habe keinen Hinweis, der belegt, dass Ihr Verdacht begründet ist.»
«Weil Sie sich nicht genug bemüht haben.» Alisons Stimme klang schrill, und sie war eindeutig kurz davor, in Tränen auszubrechen. «Ich weiß, was er treibt. Er verbringt überhaupt keine Zeit mehr zu Hause mit mir. Ständig hängt er in seinem verdammten Büro herum oder mit einer seiner Huren, da bin ich mir ganz sicher.»
Flick hielt den Hörer ein wenig von ihrem Ohr weg, damit sie nicht taub wurde. Dies war nicht mehr die Frau, die verletzlich und zu Tränen aufgelöst bei ihnen in der Agentur erschienen war. Ihr Verhalten hatte sich drastisch geändert, und Flick hegte den Verdacht, dass ihr jetziges Gebaren der echten Alison viel näher kam.
«Sie sind offensichtlich nicht für diese Aufgabe geeignet. Ich werde Ihnen für das letzte Fiasko nichts zahlen», sagte Alison in diesem Augenblick.
«Stimmt, das sollten Sie vermutlich wirklich nicht», unterbrach sie Flick. «Und wir möchten auch nichts mehr mit Ihrem Anliegen zu tun haben. Vielleicht sollten Sie sich jemand anderen suchen, der die Sache übernimmt und versucht, Ihren Ehemann auf frischer Tat zu ertappen, denn ich sehe keinen Grund, ihm weiterhin hinterherzujagen. Schönen Dank für Ihren Auftrag, und wir empfehlen Ihnen gern einenzuverlässigen Landschaftsgärtner, sollten Sie sich wieder einmal dazu entschließen, Ihren Garten umgestalten zu wollen.» Und mit diesen Worten knallte Flick den Hörer auf.
Die Stille im Büro war ohrenbetäubend, und als sie sich umdrehte, sah sie, dass Joanna sie anstarrte, während Tim neben ihrem Schreibtisch stand.
«Nun gut», sagte Joanna schließlich.
«Nun gut», erwiderte Flick, während das Adrenalin ihren Puls beschleunigte.
«Interessant», bemerkte Tim mit einem trägen Lächeln. «Ist das eine neue Art von Service, den Sie da anbieten?»
Flick ließ sich auf ihren Stuhl zurückfallen und tippte mit einem Stift auf den Block vor ihr. Sie war sich nicht sicher, wie viel Tim mitbekommen hatte, aber es hatte offensichtlich gereicht. «Hallo, Tim», sagte sie mit einem verlegenen Lächeln.
«Ich bin nur kurz wegen eines weiteren Auftrags vorbeigekommen, aber wie es scheint, haben Sie alle Hände voll zu tun. Mir war nicht klar, dass Domestic Angels so ein weitreichendes Angebot hat.»
«Mir auch nicht», erwiderte Joanna trocken. «Tasse Tee gefällig?»
«Gern, wenn es nicht zu viel verlangt ist.» Tim hockte sich auf die Schreibtischkante, während Joanna aufstand, um Tee zu machen. Das Verlangen nach einer Erklärung hing deutlich im Raum. Flick seufzte.
«Ich werde es euch erklären, aber wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen verrätst, bist du gefeuert, Joanna, und in Ihrem kostbaren neuen Badezimmer, Tim, zerschmettere ich jede einzelne italienische Fliese.»
«Klingt fair», lachte Tim. Was war er doch für ein netter Kerl.
«Vor einer Weile kam eine Frau auf Georgie und mich zu und bat uns, ihrem untreuen Ehemann eins auszuwischen. Und das haben wir gemacht – bloß ein kleiner Schabernack.Wir hatten ein bisschen Spaß bei der Sache, und das war’s. Aber es hat funktioniert. Und das muss die Kundin weitererzählt haben, denn es kamen noch mehr Frauen, und so ging es immer weiter – seit, ich weiß es gar nicht genau, ein paar Monaten vielleicht.»
Joanna zog eine Augenbraue hoch und stellte jeweils einen Becher mit Tee vor Flick und Tim ab. «Das erklärt auch eure streng geheimen Meetings in der Besenkammer.»
«Ja, das tut es, und es tut
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