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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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weiterbrachten, während er noch auf den Anruf des Amerikaners wartete.
    Also verabredeten sich die beiden Männer für Viertel vor neun Uhr abends vor der Puerta Santa der Kathedrale. » Erzählen Sie mir bitte mehr über dieses Zeichen, das in der Kathedrale aufgetaucht ist, Padre Fornés.«
    Figueiras kam direkt zur Sache, sobald er die Umrisse von Pater Benigno Fornés im matten Licht der Straßenlaternen entdeckte. Es regnete nicht mehr und das Thermometer kletterte langsam hoch. Als der Polizist den 71 Jahre alten Geistlichen mit gebeugtem Rücken und vor Kälte zitternd auf dem Platz stehen sah, bekam er fast Mitleid mit dem Mann, mit dem er, soweit er sich erinnern konnte, bislang kein freundliches Wort gewechselt hatte. Fast. Bevor er seine Hände aus dem Trenchcoat nahm, feuerte er eine Salve mit den Fragen ab, die er in den letzten Stunden gesammelt hatte.
    » Halten Sie das immer noch für eine Art Zeichen, das das Ende der Welt ankündigt? Wie haben Sie das gestern Nacht noch einmal genannt, das Zeichen der Engel der Apokalypse?«
    Benigno Fornés musste schlucken. Er runzelte seine ohnehin schon faltige Stirn, beäugte argwöhnisch sein Gegenüber und reichte ihm, während er einen resignierten Seufzer von sich gab, missmutig die Hand.
    » Sie kommen spät«, brummte er.
    Der Dekan sah müde aus, und er hatte wahrlich keine Lust, sich mit einem Kommunisten über Angelologie zu streiten.
    » Inspector Figueiras, Sie haben keinen Glauben. Sie sind Atheist. Sie sind ein Mann ohne Hoffnung. Warum sollte ich Worte darauf verschwenden, um Ihnen Grundsätze des Glaubens zu vermitteln?«
    » Ich habe Sie nicht wegen Glaubensfragen angerufen, Padre Fornés«, war Figueiras’ zynische Antwort. » Ich wäre schon zufrieden, wenn ich ermitteln könnte, warum gestern Nacht nach der Schießerei in der Kathedrale dieses neue Zeichen aufgetaucht ist und warum auch noch Julia Álvarez entführt wurde.«
    Der Blick des Dekans verdüsterte sich.
    » Was für eine Entführung? Von Julia?«
    » Ja, so ist es, Padre Fornés.«
    » Davon habe ich nichts gewusst, Señor Figueiras«, stammelte der alte Mann. » Ich habe gedacht, sie ist heute nicht zur Arbeit gekommen, weil Sie sie immer noch vernehmen.«
    Figueiras verriet ihm keine weiteren Details. Die Sache war wegen der laufenden Ermittlungen geheim, also kam er direkt auf den Punkt.
    » Können Sie sich noch an den Helikopter erinnern, den wir heute früh gesehen haben?«
    » Wie sollte ich den vergessen?«, erwiderte der Geistliche.
    » Wir gehen davon aus, dass er einer Terrorgruppe gehört.«
    Der Dekan, ein hundertprozentiger Galicier, sah ihn noch verwirrter an. Die baskische Terrororganisation ETA hatte zwar in der Vergangenheit Bomben in Santiago gelegt, aber soweit er wusste, besaß sie niemals Zugang zu solchen Ressourcen.
    » Es handelt sich um ein paar Fanatiker mit internationalen Verbindungen, Padre Fornés«, erklärte Figueiras, der dessen Verwirrung verstand. » Sie sind mit Julia Álvarez in die Türkei geflogen. Höchstwahrscheinlich sind es die gleichen Leute, die ihren Ehemann entführt haben.«
    » Wie bitte? Martin Faber wurde auch entführt?«
    Aus den Worten des Dekans klang aufrichtige Sorge.
    » Ja. Haben Sie eine Ahnung, warum?«
    Fornés grübelte über seine Antwort nach. Ihm war nicht entgangen, dass ihn sein Gesprächspartner, trotz allem, in eine Verlegenheit bringen könnte, wenn er etwas Unpassendes sagte.
    » Und Sie?«, schnaubte er. » Haben Sie vielleicht eine Ahnung, warum? Glauben Sie, Julias Entführung hat etwas mit dem Zeichen zu tun?«
    » Oder vielleicht mit ihrer Arbeit am Pórtico de la Gloria. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist Ihnen ja in den letzten Tagen etwas Verdächtiges aufgefallen. Irgendein merkwürdiges Verhalten von Julia Álvarez bei der Arbeit. Irgendetwas. Ihre Bebachtungsgabe könnte uns vielleicht helfen«, sagte Figueiras lächelnd. » Oder zumindest der Frau.«
    Die beiden Männer gingen weiter, bis sie sich im Schutz der Kathedrale befanden. Fornés öffnete mit einem großen Eisenschlüssel emsig eine der Seitentüren und sie betraten einen Gang, wobei ihre Schritte auf dem Steinfußboden widerhallten. Der alte Mann ging mit kurzen Schritten vorneweg und schloss nacheinander alte Türen auf, die mit Darstellungen des heiligen Jakobus dekoriert waren.
    » Was können Sie mir über die Männer sagen, die Julia entführt haben, Señor Figueiras? Sie wissen ja, ich schätze diese junge Frau sehr…«
    »

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