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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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der auf der Plaza del Obradoiro gelandet war, bot vor diesem Phänomen einen gewissen Schutz. Das Gewebe war so ausgelegt, dass es elektrische Ladungen über den Boden ableiten konnte, so wie eine herkömmliche Erdung.
    » Los! Vorwärts!«
    Der Scheich wusste, was er tun musste, sobald sich der Schrein öffnete. Er hatte seine Männer angewiesen, auf ihren Waffen Speziallampen anzubringen, die mit einem ähnlichen Material isoliert waren wie ihre Spezialkleidung, und sich schnellstens in das einzige Lokal auf dem Platz zu begeben, das die Polizei bewachte. Es war offensichtlich, dass sie Julia Álvarez dort festhielten.
    Geschickt umgingen die drei Männer die reglosen Körper der uniformierten Polizisten, die vor der Tür zum Café La Quintana zusammengebrochen waren. Ihre glasigen Augen waren weit aufgerissen, ihr Blick ging ins Leere. Selbstverständlich leisteten sie ebenso wenig Widerstand wie der Kellner, der auf dem Fußboden saß, mit einer lächerlichen Grimasse und inmitten eines Scherbenhaufens.
    » Wie lange dauert die Wirkung von Amrak noch, Meister?«
    Die Frage von Waasfi, dem jungen Mann mit dem Pferdeschwanz und der Schlangentätowierung auf der Wange, ließ den Scheich innehalten.
    » Die Frage ist nicht, wie lange die Wirkung anhält, sondern wie sehr sie die Menschen beeinträchtigt. Es ist möglich, dass einige gar nicht mehr aufwachen, Bruder. So mächtig ist seine Kraft.«
    Während ihre Taschenlampen durch das Café leuchteten, kam der Scheich auf ein anderes Thema zu sprechen:
    » Du hast doch Martins Frau in der Kathedrale gesehen. Würdest du sie wiedererkennen?«
    » Ajo. Sofort.«
    Schweigend begaben sie sich in den rückwärtigen Bereich des Lokals. Alle Tische waren unbesetzt, nur bei einem lagen zwei Körper auf dem Boden. Der eine war der eines kräftigen Mannes, der der Länge nach auf den Bauch gefallen war. Der zweite der einer Frau. Sie war nach hinten gesackt.
    Waasfi ergriff sie am Kinn und hob es an.
    Ja, das war sie. Julia. Ihr Gesichtsausdruck war gelöst, so als ob der Tod– oder das, was Amrak auslöste– sie mitten im Gespräch überrascht hätte. ›Sie hat wunderschöne grüne Augen‹, dachte der junge Mann.
    Als Waasfis Taschenlampe über Julias Gesicht streifte, zogen sich ihre Pupillen zusammen.
    Der Armenier lächelte.
    » Sie ist hier«, verkündete er, ohne sie loszulassen.
    Der Scheich schenkte ihm kaum Aufmerksamkeit. Er kauerte neben dem großen Mann in dem schwarzen Anzug und bemühte sich, ihn auf den Rücken zu drehen, um ihn erkennen zu können.
    Als es ihm schließlich gelang, verzog er angespannt das Gesicht.
    » Ist etwas passiert?«
    Der Meister schüttelte konsterniert den Kopf.
    » Du hast recht gehabt, Waasfi. Sie sind Martin auf der Spur. Ich kenne diesen Mann…«

29
    Seit ich ein kleines Mädchen war, habe ich immer wieder gehört, dass man beim Sterben zuallererst ein gewaltiges, helles Licht am Ende eines Tunnels erblickt, von dem man sich unweigerlich angezogen fühlt. Man hat mir auch gesagt, dass in dem Augenblick die Verwandten und Freunde, die schon vorausgegangen sind, auf einen zukommen, einen beruhigen und einem helfen, in dieses Licht zu schreiten, aus dem– vielleicht mit Ausnahme von Henoch– noch nie jemand zurückgekehrt ist.
    Also, als ich es erblickte, fühlte ich mich schrecklich allein.
    Der Weg, auf dem ich umherschweifte, blieb leer. Ruhig. Ohne Leben. Ich stellte nur fest, dass das ersehnte ewige Licht mich allmählich innerlich verbrannte. Irgendwann knisterten alle meine Neuronen sozusagen vor Schmerzen. Dieser Eindruck dauerte zwar nur einen Atemzug lang, doch er erschöpfte mich vollends. So als hätten sich meine wenigen verbliebenen Kräfte für allezeit aufgelöst.
    ›Ich bin tot‹, sagte ich mir immer wieder resigniert, ohne wahrzunehmen, wie seltsam es ist, in so einem Stadium überhaupt einen Gedanken zu haben. ›Jetzt herrscht nur noch Dunkelheit.‹
    Offensichtlich hatte ich mich geirrt.
    Denn plötzlich stieg mit aller Kraft eine Erinnerung in mir auf. Und verwirrte mich. Ich dachte immer, beim Hinübergehen auf die andere Seite würde unser Leben chronologisch, von unserer frühesten Kindheit an, an uns vorüberziehen. Offenbar war diese Annahme falsch. Das Bild, das sich in dem abzeichnete, was von meinem Bewusstsein übrig geblieben war, zeigte Martin, wie er einen der beiden verflixten Steine aus seiner Tasche nahm und mit Wucht auf den Tisch im Pfarrhaus legte.
    » Hier ist er«, sagte er.
    Das

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