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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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ihn schloss. Aber als ich die Faust wieder öffnete, begann er ganz fein, kaum wahrnehmbar, meine Handfläche zu erhellen. Es war ein matter Glanz, keineswegs unangenehm. Offensichtlich drang dieser Glanz aus seinem Kern und veränderte in regelmäßigen Intervallen seine Intensität, um uns nicht zu blenden. Da entdeckte ich verblüfft noch etwas. Etwas, was ich am Vortag bei Sheila nicht bemerkt hatte, und angesichts von Martins überraschter Miene würde ich schwören, dass auch er dieses Phänomen zum ersten Mal wahrnahm: Jedes Mal, wenn der Glanz pulsierte, war unter der Oberfläche eine Art Schatten erkennbar, der seine Form nicht veränderte. Es schien ein Buchstabe zu sein. Eine Art M mit runden Bögen.
    Es sah mehr oder weniger so aus:
    » Zacar, uniglag od imvamat pugo plapli ananael qaan. Von heute an seid ihr Mann und Frau«, stellte der Vikar fest, dem das Wunder offenbar entgangen war.
    Seit jenem Tag hatte ich jedoch niemals wieder irgendein Zeichen an dem Adamanten wahrgenommen.

36
    Plötzlich riss Nicholas Allen die Augen auf.
    » Ich ertrinke«, stieß er hervor. » Luft!«
    Es war ein böses Erwachen.
    Instinktiv griff sich der Oberst an den Brustkorb und schlug kräftig dagegen, um Luft zu bekommen. Die Bewegung verursachte ihm einen unbeschreiblichen Schmerz. Seine Panik verstärkte sich. Ein Krampf durchzuckte ihn in Herznähe. Der Agent tastete seinen Körper dort nach einer Blutung ab, fand jedoch nichts. Sein Hemd war trocken, ebenso seine übrige Kleidung. Er hustete und richtete sich mit schier übermenschlicher Anstrengung auf.
    Zunächst war er vollkommen verwirrt und verstand nicht, wo er war, doch als er den Blick durch das Halbdunkel schweifen ließ und den reglosen Gesichtsausdruck des Kellners entdeckte, fiel es ihm wieder ein.
    » Was… Was ist passiert?«
    In dem schmalen Café herrschte Ruhe. Nur die Notlichter ließen den Lokalausgang erahnen und vermittelten eine Vorstellung von dem vorhandenen Mobiliar. Etwas sagte ihm, dass sie allein waren und dass, was auch immer sie zu Fall gebracht hatte, sich nicht mehr in ihrer Nähe befand. Trotzdem blieb er aufs Äußerste angespannt. Erst bei der Berührung seines Diensthandys beruhigte er sich.
    ›Wie konnte ich nur so dumm sein?‹
    Ohne weitere Überlegung führte er es an seine Schläfe.
    » …Allen. Hören Sie mich?«
    Dem Oberst war schwindelig, seine Knochen waren steif vor Kälte. Auch das Handy fühlte sich eiskalt an.
    ›Wie lange bin ich bewusstlos gewesen?‹
    » Colonel Allen! Antworten Sie!«
    Als er zum zweiten Mal seinen Namen vernahm, reagierte er endlich. Er klammerte sich an das Hightech-Satellitentelefon und räusperte sich in dem Versuch, seine Stimme wiederzubekommen.
    » Nick Allen am Apparat…«, stammelte er.
    » Colonel Allen? Sind Sie dran?«
    » Positiv«, sagte er, während er schmerzhaft das Gesicht verzog.
    Da entdeckte er eine kleine Prellung an seinem linken Unterarm. Er hatte einen Bluterguss. Ein rhythmischer Pfeifton verkündete, dass der Akku des Telefons demnächst leer sein würde.
    » Endlich! Wo stecken Sie denn? Hier spricht Director Owen. Was ist los? Ich versuche schon seit einer Stunde Sie zu erreichen. Seit einer Stunde, hören Sie! Ihr Handy war ausgeschaltet. Die Satelliten können Ihre Position nicht orten. Geht es Ihnen gut?«
    » Ja, Sir. Ich glaube schon…«
    Er konnte Michael Owens keuchenden Atem in seinem Gesicht beinahe spüren und stellte sich vor, wie sein Vorgesetzter nervös in seinem Büro hinter dem Tisch saß und rot vor Zorn die Fingernägel in den Telefonhörer krallte.
    » Sind Sie sicher?« Owens Stimme klang misstrauisch. » Wo sind Sie?«
    Allen blickte sich um und versuchte sich zu erinnern, was zum Teufel passiert war. Er saß im Café La Quintana auf dem Fußboden, Schmerzen kamen und gingen in seinem gesamten Körper, und ein heftiges Stechen durchbohrte seinen Kopf. Der Oberst machte einen Versuch, sich zu überwinden und an seine Pistole zu gelangen. Da sah er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Während seiner Ohnmacht war jemand hier gewesen, hatte das Magazin geleert und seine Brieftasche durchwühlt. Das iPad hatte sich in Luft aufgelöst und der Inhalt seines Aktenkoffers lag verstreut auf dem Fußboden, so als hätte man ihn sorgfältig gefilzt.
    Aber da war noch etwas. Etwas, was ihn noch mehr verwirrte:
    Julia Álvarez war verschwunden.
    » Wie viel Uhr ist es?«, stöhnte er ins Telefon.
    » Wie viel Uhr? Verdammt noch mal, Colonel

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