Die Rache der Engel
Stein, den wir suchen, ist dort entdeckt worden«, bestätigte ihr Kollege. » Und ein anderer Stein hat 5994 Kilometer weiter östlich, auf türkischem Staatsgebiet, reagiert.« Nun wurde sie mit dieser neuen Nachricht gedrängt, die jüngsten Aufnahmen zu konsultieren, die der HMBB -Satellit über der Ría von Noia geschossen hatte, und sich mit dem Stein zu befassen, der in ihrer Nähe war. Rasch rief Ellen die Website der NRO auf, und nach der Eingabe ihres Passworts und ihres Beamtencodes hatte sie Zugriff auf die interne Datenbank. Sofort verstand sie die drängende Eile im Weißen Haus. Pass auf. Elias ist schon hinter ihm her, las sie. Diese Aufnahmen wurden heute früh der USS Texas übermittelt. Bleib auf der Hut!
›Der USS Texas? ‹, schrak Ellen auf. ›Wie zum Teufel konnten sie so schnell ein U-Boot schicken?‹
Die dritte Nachricht schließlich übermittelte ihr die präzisesten Informationen. Sie kam von einem wissenschaftlichen Berater des Präsidenten und enthielt einen Vergleich zwischen den Daten, die der HMBB erhoben hatte, und denen, die ein Satellit ermittelt hatte, der schon einige Jahre im Dienst war – eine ehrwürdige Antiquität der Raumforschung mit dem Namen GRACE (Gravity Recovery and Climate Experiment). Diese Daten erbrachten ein merkwürdiges Ergebnis: Die Intensität des Gravitationsfeldes in dem Gebiet, zu dem sie gerade flogen, hatte um ein Prozent abgenommen, und das offenbar nur wegen der elektromagnetischen Strahlung, die der HMBB entdeckt hatte.
» Hast du das gesehen, Tom?«
Thomas Jenkins vertrieb sich die Zeit im Flugzeug mit einem Blick in die Presse. Der Mann mit der gestreiften Saks-Krawatte hob den Blick von der Sportseite und betrachtete die Tabelle, die ihm Ellen hinhielt. Die dort aufgeführten Daten schienen ihn nicht besonders glücklich zu stimmen.
» Ich fürchte, wir müssen uns trennen«, sagte er. » Sobald wir landen, mietest du ein Fahrzeug und fährst Richtung Noia. Dort muss der Adamant von Julia Álvarez sein. Sieh zu, dass du ihn an dich bringen kannst.«
» Und du?«
» Ich treffe mich mit Colonel Allen und nehme ihn mit in die Türkei. Ich werde Martin Faber suchen und seinen Stein an mich nehmen. In drei Tagen sehen wir uns in Washington. Oder in vier, wenn die Sache schlecht läuft.«
» Bit du dir sicher?«
» Absolut.«
Während Jenkins sein Jackett anzog und sich auf die Landung einstellte, bombardierte er seine Kollegin erneut mit einer seiner unbequemen Fragen. Offensichtlich wollte er sie auf die Probe stellen.
» Hast du gewusst, dass Martin Faber Klimaforscher ist?«, fragte er, während er Ellen aus dem Augenwinkel beobachtete.
» Ja«, antwortete sie. » Ich habe sein Dossier gelesen, als der Präsident darum bat, ihn auszukundschaften.«
» Ellen, das Profil eines Klimaforschers sieht ganz anders aus als das eines Meteorologen. Unter dem Aspekt der nationalen Verteidigung ist es logisch, dass die NSA Meteorologen anstellt, die bewerten, ob ein Tag geeignet ist, um ballistische Raketen abzuschießen oder eine Analyse der oberen Atmosphärenschicht durchzuführen. Aber ein Klimaforscher macht keine kurzfristigen Vorhersagen. Er studiert das Klima in seiner Gesamtheit, und seine Vorhersagen, wenn er denn überhaupt welche trifft, sind vage und treten erst Jahrzehnte später ein.« Jenkins wartete einen Augenblick, damit Ellen seine Erklärung aufnehmen konnte, ehe er ihr die nächste Frage vorsetzte: » Was denkst du, wofür wollten sie so jemanden in ihren Reihen haben?«
Tom Jenkins verlor niemals unnütz Worte. Wenn man mit ihm unterwegs war, war es so, als bewegte man sich auf einem Schachbrett. Er zwang einen, selbst auf die geringsten Details zu achten und bei allem, was man sagte oder tat, auf der Hut zu sein, wenn man gegen ihn bestehen wollte. Ellen war das durchaus bewusst, als sie antwortete.
» Und was wäre, wenn das Elias-Projekt eigentlich etwas mit dem Klima zu tun hat?«, fragte sie zurück. » Es wäre nicht das erste Mal, dass die NSA untersucht, wie man das Ökosystem einer Region verändern kann, um sie politisch zu destabilisieren. Denk doch mal an das HAARP -Projekt, du weißt doch, das High Frequency Active Auroral Research Programm, das die Ionosphäre erforscht. Es wurde entwickelt, um herauszufinden, wie der Magnetismus der Erde oder der Sonne die Ionospähre beeinflusst und wie man nach Belieben atmosphärische Veränderungen herbeiführen kann. Einige Geheimdiensthandbücher bewerten diese
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