Die Rache der Engel
beim Namen genannt.
» Wir haben nicht die geringste Ahnung, Sir.«
» Die Russen? Die Iraner?«
» Wir wissen es wirklich nicht, Sir«, wiederholte er.
Roger Castle wandte sich an den NSA -Direktor und fragte ihn eindringlich:
» Bitte geben Sie mir eine Antwort, Mr Owen: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Anomalien von einem dieser Steine ausgelöst werden, nach denen Ihr Projekt auf der Suche ist?«
» Sie ist sehr hoch, Sir.«
» Besteht von unserer Seite ein Plan, sie wiederzubeschaffen?«
» Selbstverständlich. Das NRO ist mit unserer zentralen Datenbank und mit der schnellen Eingreiftruppe der Marine vernetzt. Wenn alles plangemäß verläuft, hat das Kommando, das sich am nächsten zu den beiden geografischen Bereichen aufhält, bereits die Order, das Gebiet zu durchsuchen.«
Roger Castle wandte besorgt den Blick vom Monitor ab, und während er zur Tür des Kontrollzentrums ging, bat er Michael Owen, zu ihm zu kommen. Er musste ihm unbedingt eine Frage stellen, eine Frage, die ihm durch den Kopf ging, seit er das letzte Mal mit seiner Beraterin Ellen Watson telefoniert hatte, die sich gerade in Spanien aufhielt, und zwar nicht allzu weit von dem Gebiet entfernt, in dem soeben diese elektromagnetische Strahlung entdeckt worden war.
» Michael, wegen dieser Steine sind zwei Personen verschwunden, und eine davon ist ein amerikanischer Staatsbürger. Ich hoffe, Sie können noch etwas mehr, als Satelliten auf ihren Umlaufbahnen bewegen, und Sie bringen mir nicht nur Fotos ins Oval Office.«
» Ich habe verstanden, Sir.«
» Halten Sie mich auf dem Laufenden. Und was Sie angeht«, sagte er, indem er wieder lauter sprach und sich an die beiden Wissenschaftler richtete, » so vertraue ich darauf, dass Sie diesen Besuch geheim halten. Und nun muss ich einige Anrufe tätigen.«
55
» Sie haben gute Arbeit geleistet, Mrs Faber«, flüsterte Artemi Dujok, während er seinen Rucksack vom Rücken nahm und seinen Laptop auf der Suche nach einem Netzzugang aufklappte. Er wirkte jetzt geradezu entspannt. Seine Waffe hatte er an den Sarkophag des Juan de Estivadas gelehnt und den Adamanten auf dem Sargdeckel abgelegt.
Der Stein schimmerte.
» Wissen Sie was? Es ist schon bewundernswert, dass Ihr Mann mit ›se te da visionada‹ einen so sinnreichen Satz verwendet hat, um uns seine Botschaft zukommen zu lassen. Irgendwie hat Ihre visionäre Begabung die Kontakte mit diesen Steinen zu etwas ganz Besonderem gemacht. Ihrem letzten Besitzer ist etwas Ähnliches passiert…«
» John Dee?«
Der Armenier gab ungestüm mehrere Befehle in seinen Computer ein und sah mich dann überrascht an.
» Wieso denn John Dee? Natürlich nicht!«
» Ach nein?«
» Zum letzten Mal wurde man 1827 auf Ihre Steine aufmerksam«, berichtete er, während er sich wieder der Tastatur widmete. » Ein junger Amerikaner aus Vermont behauptete, sie zu besitzen. Und zwar beide Steine. Aber seine Geschichte weist sehr viele Parallelen zu der von Dee auf. Am auffälligsten ist die Tatsache, dass der junge Mann, genau wie der Ratgeber der englischen Königin, behauptete, sie von einem engelhaften Wesen überreicht bekommen zu haben. Und zwar zusammen mit einem Buch aus goldenen Platten, das in einer fremden Sprache geschrieben war, die er dank der Steine übersetzen konnte.«
» Davon habe ich niemals gehört…«
» Das ist aber erstaunlich, Mrs Faber. Diese Episode ist sehr bekannt. Vor allem in den Vereinigten Staaten, der Heimat Ihres Ehemannes.«
» Ach, wirklich?«
» Vielleicht klingelt es bei Ihnen, wenn ich Ihnen den Namen des jungen Mannes verrate, der die Steine erhalten hat«, ergänzte er geheimnisvoll: » Joseph Smith.«
» Joseph Smith?«
» Der Gründer der Mormonen«, erwiderte Artemi Dujok lächelnd, ohne den Blick vom Rechner zu heben. » Oder um genauer zu sein, der Gründer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.«
» Im Ernst?«
» Smith war ihr Gründer und Prophet. Bevor diese goldenen Seiten verschwanden, haben viele Menschen sie gesehen und ihre Existenz sogar bei einem Notar unter Eid bezeugt.«
» Die Mormonen haben etwas mit den Adamanten zu tun?«
Es stimmt, ich hatte fast keine Ahnung von den Mormonen. Ich war in einem katholischen Land auf die Welt gekommen, insofern waren mir fast alle anderen christlichen Strömungen nicht so geläufig. Durch meine Arbeit als Restauratorin von sakralen Kunstwerken in vielen galicischen Kirchen wusste ich zwar, dass die Mormonen seit Jahren
Weitere Kostenlose Bücher