Die Rache der Flußgoetter
kamen die Männer, die auf der Galerie über uns gelauert hatten, mit gezückten Messern die Treppe hinuntergestürmt.
Nun war es nicht so, als ob ich das nicht erwartet hätte. Wir standen zwischen zwei Treppen, sie hatten uns sauber eingekeilt, zwei Männer an jeder Treppe. Ich hatte meinen Dolch schon in einer, mein Caestus in der anderen Hand und beschloß, Scaurus zu töten, bevor ich mich um die anderen kümmerte. Mein Langmut war für diesen Tag endgültig dahin.
Er hatte nicht erwartet, daß ich so flink reagierte, und stieß ein entsetztes Krächzen aus, während er mit für einen so korpulenten Mann erstaunlicher Behendigkeit vor mir zurückwich. Ich hätte ihn trotzdem erwischt, wenn das Gebäude in diesem Moment nicht schwindelerregend geschwankt hätte, so daß ich zur Seite taumelte und ihm nur einen langen tiefen Kratzer an Brust und Schulter verpaßte. Er entwand sich und suchte Schutz im Rücken der beiden Männer hinter ihm. Sie mußten kurz stehenbleiben, um ihn vorbei zu lassen, was mir Gelegenheit gab, wieder in Habachtstellung zu gehen.
Hermes befaßte sich derweil bereits mit dem ersten Mann auf seiner Seite. Weil die Gänge so eng waren, konnte nur jeweils einer angreifen, was ein großes, aber ziemlich unverdientes Glück war. Der Mann hatte einen langen, geraden Dolch, mit dem er versuchte, von unten zuzustechen. Hermes riß meine Toga von seiner Schulter, die sich entfaltete und den Angreifer einwickelte wie das Netz eines retiarius . Hermes machte einen Schritt nach vorn und stach mit seinem Stock zu wie mit einem gekappten Dreispitz. Der eingewickelte Mann sank zu Boden, die Luft entwich aus seinen Lungen. Hermes machte noch einen Schritt nach vorn, packte den Mann an den Hüften, richtete sich wieder auf und warf ihn über die Schulter in den Fluß, wo er mit einem großen Platscher aufschlug. Es war allemal so elegant wie ein Kampf in der Arena, aber davon hätte ich mich nicht ablenken lassen dürfen.
Der erste Angreifer kam auf mich zugeschossen wie ein alter Haudegen der Straße, und mein Schlag zertrümmerte nicht etwa seinen Kiefer, sondern riß nur seine Wange bis zu den Knochen auf. Er schrie, schlang aber gleichzeitig einen Arm um mich und stieß sein Messer in meinen Brustkorb. Ich machte mir nicht die Mühe, den Stoß abzublocken, sondern zielte statt dessen mit meinem eigenen Dolch auf sein Kinn. Es fühlte sich an wie ein harter Tritt in die Seite, aber das Kettenhemd, das ich unter meiner Tunika trug, hielt der Wucht stand. Sein Kinn hingegen bremste meine Klinge nicht einmal. Sie drang bis zum Knauf ein und durchbohrte sein Hirn. Er war tot, noch ehe er auf dem Boden aufschlug.
Hinter mir hörte ich eine Klinge gegen Hermes' Stock schlagen und wußte sofort, daß der Junge es diesmal mit einem versierteren Gegner zu tun hatte, doch ich konnte dem kaum Aufmerksamkeit widmen, weil Marcus Caninus schon fast über mir war, während ich immer noch versuchte, meinen Dolch aus seinem Freund zu ziehen, der ihn aber offenbar nicht wieder hergeben wollte.
Schließlich ließ ich den Knauf los und riß meine mit Bronzeplatten bewehrte Hand hoch, um seinen ersten kurzen, hinterhältigen Stoß abzuwehren.
Er hatte gesehen, was mit seinem Komplizen geschehen war undzielte erst gar nicht auf meinen Körper. Seine Waffe war eine große sica mit einer geschwungenen Klinge wie der Stoßzahn eines Ebers, und sie schien für den Zweck bestens geeignet. Mit der anderen Hand packte Caninus meine Schulter mit einem Griff so fest wie die Zange eines Schmiedes. Mit der freien Hand attackierte ich das Handgelenk seiner Messerhand, während ich ansetzte, ihm mein Knie in den Unterleib zu rammen. Doch als alter Raufbruder war er zu gerissen, um darauf herein zu fallen. Er drehte sich zur Seite und erwischte mein Knie mit den Schenkeln. Ich ließ mein Caestus auf seinen Brustkorb krachen, und er grunzte, als ein oder zwei Rippen brachen, doch für einen Schlag mit voller Wucht hatten mir Distanz und ein fester Stand gefehlt. Ich hielt sein Handgelenk mit der rechten Hand weiter umklammert, doch die Klinge kam näher und näher. Ich schlug erneut gegen seine Rippen, doch er drängte mich jetzt so heftig gegen das Geländer, daß der Schlag keine Wucht hatte. Das Gesicht, das über mir schwebte, sah aus wie aus Eiche geschnitzt, grausam und gefühllos wie das eines Krokodils.
Ich hörte das unverkennbare Geräusch knackender Knochen und hoffte inständig, daß Hermes einen weiteren Angreifer aus
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