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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sagte Hermes. »Sieh mal da drüben.« Er zeigte auf eine andere Gruppe, die im Norden unweit des Tempels der Venus Cloacina die Via Sacra überquerte. Sie hatten denselben provozierenden Gang, und ihre Tuniken waren rot gesäumt.
    Aufidius war ein unbedeutender Verbrecher, der jedoch Milo, Hypsaeus' Gegner, unterstützte. »Einen Silberdenar, daß sie sich schlagen, bevor die Rotgestreiften am Podest vor dem Haus des Praetors Urbanus vorbei sind.« Blutrünstiger kleiner Dämon.
    »Nie im Leben«, sagte ich. »Sie sind in der Unterzahl, also werden sie sich zum Denkmal zu Ehren von Sullas Numidienfeldzug flüchten, damit sie wenigestens den Rücken frei haben. Das heißt, wenn sie auch nur ein Fünkchen Verstand haben.«
    »Abgemacht«, sagte Hermes. »Wenn der erste Blutstropfen zwischen Podest und Denkmal fällt, habe ich gewonnen.«
    Wie ich erwartet hatte, entdeckten die beiden Truppen einander quer über das Forum hinweg und blieben wie zwei Wolfsrudel mit gesträubten Nackenhaaren abrupt stehen. Ich konnte förmlich sehen, wie sie die Stärke des Gegners an den Fingern abzählten, bevor die Männer in Grün losstürmten, während die Rotgestreiften sich in Richtung Denkmal zurück zogen. Es war eines der Monumente, die zu restaurieren Caesar sich nie die Mühe gemacht hatte, da Sulla sein Feind gewesen war und Marius den Ruhm seines Feldzuges gestohlen hatte.
    Aufidius' Anhänger hatten das Monument gerade erreicht und waren in Stellung gegangen, als Hypsaeus' Männer den langsamsten ihrer Gegner mit einem Ziegelstein niederstreckten.
    Hermes schob mir über die Brüstung einen Denar zu. Ich nahm ihn und verstaute ihn unter meinem Gürtel.
    Unten fingen ein paar Frauen an zu kreischen, und Schaulustige erklommen die Stufen der Tempel und Basiliken, um das Spektakel nicht zu verpassen. Die Haudegen dieser Banden waren häufig ehemalige Gladiatoren, die ihre Zeit in der Arena absolviert hatten, so daß man gelegentlich technisch durchaus ansprechende Kämpfe zu sehen bekam.
    Als keine Seite die andere mit Stöcken und Steinen in die Flucht schlagen konnte, blitzten auf einmal die verbotenen Klingen auf, und das ernsthafte Blutvergießen begann.
    »Ein neuer Trupp!« rief Hermes aufgeregt, als eine kleine Gruppe mit gelben Stirnbändern vom Tempel der Vesta gerannt kam und die Grünen von hinten angriff.
    »Wer ist denn das?« fragte ich.
    Er zuckte die Schultern. »Ich hab' sie noch nie vorher gesehen, aber sie sind gut.«
    Auf dem Forum herrschte mittlerweile ein veritables Getümmel. Ein paar altgediente Schläger ohne erkennbare Farbe hatten sich offenbar aus reinem Vergnügen ins Gemenge gestürzt. Der staatliche Freigelassene, der mit seiner Belegschaft das ganze Getöse bisher standhaft ignoriert hatte, wandte sich bei dem erneuten Gejohle doch um und warf einen mißbilligenden Blick auf den kämpfenden Pöbel.
    »Rom sollte eine anständige Polizeitruppe bekommen. Ich stamme aus Pergamon, und meine Stadt ist nie durch derartige Szenen entweiht worden. «

    »Wir sind schon immer ohne Polizei klargekommen«, sagte ich, obwohl er natürlich recht hatte. Rom brauchte in der Tat eine verläßliche Polizeieinheit, aber so etwas würde man einem ausländischen Freigelassenen gegenüber natürlich nie zugeben.
    Ausländer tun häufig so, als wären Recht und Ordnung die höchsten bürgerlichen Tugenden, vor allem solche, die aus monarchiegeschüttelten Zivilisationen im Osten stammen.
    Damals lebten die Römer im Chaos, aber zumindest verbrachten sie ihr Leben in jenen Tagen nicht damit, irgendeinem König den Hintern zu küssen. Im Gegensatz zu heute.
    Hermes und ich genossen noch eine Weile die Vorstellung auf dem Forum. Zwei prominente thrakische Schwertkämpfer jener Tage erklommen das Monument und lieferten sich unter großem Beifall und Anfeuerungsrufen der Umstehenden ein Duell, in dessen Verlauf Hermes seinen Denar zurückgewann. Obwohl der Pomp und die Feierlichkeit, die vergoldeten Rüstungen und farbigen Federbüsche fehlten, war es alles in allem fast so gut wie eine richtige
    munera .
    »Adile?« sagte der Freigelassene. »Ich störe nur höchst ungern bei deinen-«
    »Nicht der Rede wert«, sagte ich und winkte ab. »Es ist sowieso praktisch vorbei. Eigentlich müssen sie nur noch das Blut aufwischen. Was fürFortschritte haben wir gemacht?« »Wir« , sagte er, das Wort betonend, »haben alle Dokumente aussortiert, die sich auf öffentliche Pachtverträge beziehen, die unter Verantwortung der

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