Die Rache der Flußgoetter
den Sklaven sagte er: »Bringt die Akten zunächst nach Sachgebieten geordnet herunter, bevor ihr anfangt, nach einzelnen Namen zu suchen, und legt alle relevanten Schriftstücke hier ab.« Er klopfte auf den Tisch. »Alle anderen Unterlagen sind ordnungsgemäß wieder abzulegen. Wenn alle irrelevanten Dokumente weggeräumt sind, werden wir die übrigen aufteilen und nach den Einzelheiten suchen, die der verehrte Ädile zu wissen verlangt.« Ich fand, das hörte sich ungeheuer vernünftig an. Ich weiß nicht, was wir ohne die staatlichen Freigelassenen machen würden. Sie halten das Imperium am Laufen, während wir die Kriegsbeute verprassen. »Großartig«, lobte ich ihn. Während sich die Sklaven an die Arbeit machten, schritt ich zunächst durch die Säulenhalle und genoß die prachtvolle Aussicht auf das Forum, das dank der zuvor erwähnten Rivalität zwischen Caesar und'' Pompeius so gut aussah wie seit Jahren nicht. Damalswar ihre Rivalität noch strikt freundschaftlicher Natur, und ganz Rom profitierte davon.
Jeder der beiden Männer trachtete danach, zum Ruhme der eigenen Familie Gebäude und Monumente zu restaurieren.
Pompeius hatte sich zunächst aller Denkmäler seines Vaters angenommen und im eigenen Namen den Tempel von Castor und Pollux renoviert, doch die wirklich spektakuläre Bautätigkeit hatte er sich für sein riesiges Theater mit angrenzendem Komplex öffentlicher Gebäude auf dem Campus Martius vorbehalten.
Caesar, dessen Famillie ungleich älter und weitläufiger war, hatte sich stärker auf das Forum konzentriert. Als pontifex Maximus hatte er seinen Amtssitz und das angrenzende Haus der Vestalinnen restauriert, zusammen mit dem Tempel der Vesta, wobei er guten Geschmack bewiesen hatte, indem er die Kultstätte in ihrer schlichten ursprünglichen Form beließ. Er hatte die Trophäen des Marius überholen lassen, eine Geste, die vom gemeinen Volk sehr geschätzt wurde, das den verrückten alten Schlächter noch immer verehrte. Marius war Caesars angeheirateter Onkel gewesen, und die alten Marianer waren noch immer seine wichtigste Machtbasis.
Als Ädile hatte er das Forum und die umliegenden Märkte neu pflastern und jedes Gebäude, das einen Bezug zu seiner Familie aufwies, restaurieren lassen, und das waren nicht wenige, weil er einer der ältesten römischen Familien überhaupt entstammte.
Ich betrachtete den Überfluß an weißem Marmor und vergoldeten Fassaden voller Bewunderung, und das Wissen, daß diese beiden Männer gewillt waren, solch immense Summen zu verschwenden, um das Wohlwollen ihrer Mitbürger zu gewinnen, tröstete mich. Nur ein Wermutstropfen trübte mein reines Vergnügen. Ich konnte keine Fassade eines neuen oder restaurierten Gebäudes betrachten, ohne ihre Namen zu lesen.
Als ich über das Dach des Saturntempels blickte, sah ich unweit der Basilika Sempronia eine Gruppe Männer in grünen Tuniken. Ihr provozierend großspuriger Gang sagte mir, daß sie nichts Gutes im Schilde führten. »Hermes«, sagte ich, »komm mal her.« Er legte die Schriftrolle, die er gerade studiert hatte, beiseite und lehnte sich auf die hüfthohe Brüstung. Sein scharfer Blick folgte der Richtung, in die mein gestreckter Zeigefinger wies. »Sag mir bitte, daß diese Männer Sklaven aus den Stallungen der grünen Fraktion sind.«
»Das könnte ich tun«, entgegnete er, »wenn es dich nicht stört, daß ich lüge. Das sind die Männer von Plautius Hypsaeus.
Es gibt mittlerweile so viele Banden in der Stadt, daß sie angefangen haben, verschiedene Farben zu tragen, damit sie einander bei Straßenschlägereien unterscheiden können.«»Deswegen hatten die toten Clodius-Anhänger, die ich neulich auf der Straße habe herumliegen sehen, einen orangefarbenen Streifen auf ihrer Tunika«, sagte ich.
»Und deswegen hat auch Milo all seinen Männern neue weiße Tuniken verschafft, selbst wenn er behauptet, er hätte es nur getan, damit sie einen properen Eindruck machen, wenn sie ihn in der Öffentlichkeit begleiten. Aufidius' Jungs haben einen roten Saum an der Tunika, Scaevolas tragen himmelblau -«, fuhr er fort, eine Reihe weniger bedeutender Banden aufzuzählen, von denen jetzt jede ihr eigenes Abzeichen hatte.
Der erwähnte Plautius Hypsaeus war ein weiterer unserer Politkriminellen. Wie Milo kandidierte er für das Konsulat des kommenden Jahres. Es war bezeichnend für die politische Kultur Roms jener Tage, daß drei Kandidaten für das höchste Staatsamt Bandenführer waren.
»Oha«,
Weitere Kostenlose Bücher