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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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jeder römische Beamte ist so dynamisch und gewissenhaft wie dein Vater, Patron«, meinte Festus. »Und wie du dich sicher erinnern wirst, war Vatia Isauricus schon schrecklich alt.«
    »Aber Messala war noch munter genug«, sagte ich. »Und das ist er noch immer. Vielleicht sollte ich mit ihm sprechen.« Eine weitere Angelegenheit, die ich in den Dokumenten nach schlagen mußte, die ich mittels Bestechung aus dem tabularium hatte schaffen lassen.
    Das Halbrund des Tores, das auf den Fluß hinaus führte, schien mir hell wie die aufgehende Sonne. Charon machte sein Boot an einem langgezogenen, leicht erhöhten Steg fest. Wir stiegen aus und gingen auf das Licht zu. Die Besichtigung der Kloake war so deprimierend gewesen, daß ich mich zurück halten mußte, um nicht loszulaufen.
    Wenig später standen wir am Fluß, sogen saubere Luft in unsere Lungen und ließen uns den frischen Wind um die Nase wehen, um das Übelkeit verursachende Miasma aus unserem Kopf zu vertreiben. Das Tageslicht kam mir unglaublich schön und klar vor.

    »Wirst du in der Sache etwas unternehmen, Ädile?« fragte Acilius.
    »Unbedingt. Was wir gerade gesehen haben, ist eine Gefahr für die Gesundheit aller Römer und ein Frevel gegen die Götter.
    Vater Tiber persönlich«, fügte ich dramatisch hinzu und wies auf den Fluß, »muß sich beleidigt fühlen, daß man die unbestatteten Toten seiner Obhut überläßt.«
    »Er sieht jedenfalls nicht besonders glücklich aus«, meinte Hermes. »Sieh nur, seit wir ihn heute morgen überquert haben, ist der Fluß angeschwollen. «
    Er hatte recht. Der Pegel war erkennbar höher als am Morgen. »Komm mit, Hermes. Wir müssen mit den Fährleuten reden.« Ich entließ den Rest der Gesellschaft unter erneuten Beteuerungen, daßich mich des Zustands der Abwässerkanäle annehmen würde, wobei schon im Moment des Versprechens unklar war, was ich konkret unternehmen wollte.
    Wir waren unweit der rechter Hand liegenden Pons Aemilius wieder ans Tageslicht gelangt. Jetzt wandten wir uns nach links, gingen unter der Pons Sublicius hindurch und folgten der großen Westbiegung des Flusses. Hinter der Brücke kamen die Kaianlagen, wo die Kähne aus Ostia ihre Fracht löschten und Produkte aus Rom und dem Umland an Bord nahmen, um sie für den Export flußabwärts zu schiffen. Es war eines der lebendigsten und emsigsten Viertel der Stadt, das größtenteils jenseits der Stadtmauern lag. Die Einheimischen sprachen einen eigenen Flußdialekt, und man konnte eine Vielzahl fremder Sprachen hören, Matrosen aus aller Herren Länder kamen flußaufwärts, um Handel zu treiben oder sich die Sehenswürdigkeiten anzusehen. Sie stellten den größten Anteil unserer zahlreichen ausländischen Besucher. Außerdem hatten Agenten zahlreicher fremder Firmen ihre Niederlassungen bei den Kais.
    Unvertraute Sprachen waren nicht die einzigen fremdartigen Klänge. Das Schreien, Brüllen, Bellen und Krächzen exotischer Vögel und Säugetiere erfüllte die Luft. Käfige aus Afrika, Ägypten, Spanien, Syrien, Phrygien und noch entlegeneren Orten wurden für die Gärten und Anwesen der Reichen oder häufiger noch für den Circus angeliefert. Es gab Löwen und Leoparden, Pfaue, Strauße, Bären, Bullen, Rennpferde, Zebras, Kamele und noch seltsamere Kreaturen.
    Gleichzeitig wurden ungefähr ebenso viele Sklaven für die Märkte entladen, doch sie verließen die Kähne aus eigener Kraft und waren sehr viel stiller als die Tiere. Der Anblick war mir weit weniger angenehm als der seltener Tiere. Ich bin mir der Tatsache bewußt, daß eine Zivilisation nicht ohne Sklaven existieren kann, doch ich finde, man sollte gewisse Grenzen ziehen. Es gab bereits viel zu viele Sklaven in Rom, und die jüngsten Kriege hatten die Märkte mit weiteren überschwemmt, so daß sie mittlerweile so billig waren, daß sich selbst ärmere Haushalte mehrere von ihnen leisten konnten. ] Die große Masse der Sklaven wurde natürlich an die riesigen latifundia in Sizilien und Süditalien verkauft, bevor sie Rom überhaupt gesehen hatten. Diejenigen, die hier entladen wurden, waren meistens attraktive und ausgebildete Gefangene, die für den Dienst im Haus vorgesehen waren, gutaussehende junge Frauen und Knaben für die Wohlhabenden und Bordelle, geschulte Masseure für die Bäder, Künstler, Köche und dergleichen, sowie einige stramme junge Krieger, die zu Gladiatoren ausgebildet werden sollten. Letztere mußten nur in Ausnahmefällen angekettet oder gezwungen werden,

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