Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
sondern sahen ihrem Schicksal hoffnungsvoll entgegen. Die Aussicht, für ihren Lebensunterhalt nur trainierenund kämpfen zu müssen, paßte ihnen gut. Sie zur Arbeit zu nötigen, wäre hingegen eine undenkbare Schande gewesen. Doch ich war nicht hier, um die Sehenswürdigkeiten zu genießen. Wir gingen an den Kais entlang, bis wir eine Stelle erreichten, an der die Uferpromenade mit einem farbenfrohen Mosaik gepflastert war. Hinter einem steinernen Tisch saß ein kräftiger, kahlköpfiger Mann entspannt im Schatten einer Plane, neben ihm wartete ein Sekretär.
    »Guten Tag, Ädile! Was führt dich an diesem prächtigen Nachmittag zu den Docks?«
    »Guten Tag, Marcus Ogulnius!« rief ich, denn so hieß der Dockmeister. Er war ein publicanus , der für die Erhebung von Einfuhrzöllen, Landungsgebühren und so weiter verantwortlich war. Ein kleiner Teil jeder Transaktion blieb ganz legal an seinen Fingern kleben, so daß er ein reicher Mann war. Ich sah ihn nur selten, weil sein Amt offiziell unter der Aufsicht des kurulischen Adilen stand, der für die Kontrolle der Märkte zuständig war. »Ich bin gekommen, um mit kenntnisreichen Männern über den Zustand des Flusses zu sprechen.«
    »Wenn du einen Tag später gekommen wärst, wäre niemand mehr da gewesen, mit dem du hättest sprechen können«, erwiderte er. »Wenn dieser Schwung Kähne seine Ladung gelöscht hat, machen sie sich auf den Rückweg nach Ostia, und dann werden wir sie eine Weile nicht zu sehen bekommen. Es ist erstaunlich, daß sie es bei dieser Strömung heute noch einmal geschafft haben. Heute abend packe ich meine Sachen zusammen und ziehe mich vorüber gehend auf höhergelegenes Land zurück.« »So schlimm?« fragte ich. »Ich habe gesehen, daß der Pegel steigt, aber von einer Flut sind wir doch noch weit entfernt.«

    »Wende deine Augen hinauf zum Janiculum, Ädile.« Ich blickte zu der Hügelkuppe, wo wie schon seit Jahrhunderten eine rote Flagge wehte, die nur eingeholt wurde, wenn sich ein Feind der Stadt näherte. Der lange, schmale Streifen purpurfarbenen Tuches stand fast waagrecht, seine Spitze flatterte heftig in der Brise. »Dieser Wind kommt aus dem Süden, direkt aus Afrika. Hier in Rom sorgt er für ein paar schöne warme Tage zu einer Jahreszeit, in der es für gewöhnlich noch kalt ist. Aber auf den Gipfeln des Gebirges weht er mit voller Kraft und läßt den Schnee schmelzen.« »So etwas.Ähnliches habe ich heute schon mal gehört«, gab ich zu. »Nun, du kannst es ruhig glauben. Bald werden Nachrichten eintreffen, daß Bergdörfer von Fluten zerstört oder von Lawinen begraben wurden. Dieser Winter war der schneereichste seit Menschengedenken, sagte man mir. Dieser Schnee zusammen mit dem Schirokko ist eine üble Kombination, Herr. Der Fluß wird schon sehr bald schneller ansteiger als ihn irgend jemand je hat ansteigen sehen, und in dieser Biegung werden die Verheerungen am größten sein. Das ist immer so.«»Sind irgendwelche Vorkehrungen getroffen worden?« fragte ich ihn. Er zuckte die Achseln und sah mich überrascht an. »Was kann man gegen eine Flut schon groß machen? Wenn Vater Tiber beschließt, aus seinem Bett zu steigen und sich herumzutreiben, sollte man ihm tunlichst aus dem Weg gehen.«
    »Ein kluger Rat.«
    Er dachte eine Weile nach. »Vor einer Weile sollten allerdings einige Befestigungsarbeiten vorgenommen werden, damit der Fluß auch bei erhöhtem Pegel nicht über die Ufer tritt, aber die sind nie über das Planungsstadium hinaus gekommen.
    Natürlich, es war unter den Censoren -«
    »Servilius Vatia und Valerius Messala!« fielen Hermes und ich im Duett in den mittlerweile vertrauten Refrain ein. Der Dockmeister sah uns befremdet an. »Genau.« Mir kam ein Gedanke. »Du hast doch deinen Pachtvertrag von ihnen bekommen, oder nicht?«
    »Er wurde, genau genommen, nur erneuert. Ich habe diesen Posten seit zwanzig Jahren, und vor mir hatte ihn mein Vater.« »Die Vergabe erfolgt doch nach offener Ausschreibung, oder nicht?« »Sicher. Aber es kommt darauf an, den Posten zu kennen. Es gibt andere, die ihn gern hätten, aber meine Familie verrichtet ihn schon so lange, daß ich bis auf die letzte Sesterze genau weiß, was er dem Staat einbringt und was mir. Jeder, der versucht, mich zu unterbieten, ist ein Idiot, der die Arbeit nicht kennt und solchen Murks bauen wird, daß es am Ende für alle Beteiligten noch teurer würde. Die Censoren wissen das, Herr, und deswegen erneuern sie meinen Vertrag alle fünf

Weitere Kostenlose Bücher