Die Rache der Flußgoetter
ich schließlich. »Es ist ein beseelter Kompromiß.« Barbaren mit ihren Traditionen von Monarchie oder Stammeskämpfen werden nie begreifen, daß die Größe unserer Republik nicht in der strikten Befolgung von Prinzipien, sondern in unserer Fähigkeit zum Kompromiß lag.
Vater nickte. »Ich wußte, daß du es rasch begreifen würdest.
Du bist wider allem Anschein eben doch ein echter Caecilius Metellus.«
»Pompeius hat eingewilligt, einen Kollegen zu ernennen, sobald der Frieden wiederhergestellt ist«, sagte Nepos. »Sein Kollege wird unser amtierender interrex Quintus Caecilius Metellus Pius Scipio Nasica sein.« Er machte eine ausladende Geste, während er sich den imposanten Namen über die Zunge rollen ließ. Scipio verbeugte sich bescheiden.
»Es ist eine perfekte Wahl«, bemerkte Messala. »Pompeius ist der ruhmreichste Soldat seiner Zeit und ungeheuer populär bei den Massen, aber er entstammt einer vollkommen unbedeutenden Familie, und ihr wißt ja, wie Leute bei Namen sind. Wenn er die Ordnung wieder hergestellt hat, wird er einen Kollegen bekommen, der zwei der größten Namen in sich vereinigt. Die Sippschaft der Caecilii Metelli ist bekannt für ihre moderate Gesinnung und ihre Opposition gegen Pompeius, so daß alle Ängste vor einer drohenden Tyrannei zerstreut werden.
Der Name Scipio ist ein Synonym für ›Vetter des Staates‹. Pompeius wird sich sogar aufs Land zurückziehen und Metellus Scipio die weitere Amtsführung überlassen. Ich denke, wir können uns auf ein glücklicheres und geordneteres Rom freuen.«
»Ich bin ganz eurer Meinung«, erklärte ich nickend, und wartete darauf, daß die Axt auf mich niedersauste.
»Wenn wieder Ordnung in der Stadt herrscht, gibt es viel zu tun«, sagte Vater. »Wir haben entschieden, die Plebejische Versammlung zu bitten, deine Amtszeit zu verlängern.«
Die Klauen des kalten Entsetzens umkrallten mein Herz. »Das ist nicht euer Ernst, ihr könnt doch nicht von mir verlangen, daß ich noch ein Jahr als Adile amtiere! Ich bin erst drei Monate im Amt und schon fast so weit, mich in mein Schwert zu stürzen!«
»Oh, es wird sehr viel angenehmer sein als deine diesjährige Amtszeit«, sagte Messala lächelnd. »Du mußt nicht noch einmal Spiele inszenieren, das kannst du den anderen Adilen überlassen. Pompeius hat versprochen, dir einen Stab aus seinen Freigelassenen zur Verfügung zu stellen. Das sind extrem fähige Verwaltungsfachleute. In den vergangenen zwei Jahren haben sie die verworrenen Verhältnisse bei der Getreideverteilung geordnet.«
»Bedenke, wie populär dich das machen wird«, sagte mein Vater. »Jeder wird um das Opfer wissen, das du bringst. Damit ist dir ein Posten als Quaestor so gut wie sicher.«
»Und außerdem«, warf Nepos ein, »wird es ein weiteres Jahr sein, das du nicht mit Caesar in Gallien verbringen mußt.«
Das ließ mich innehalten. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Vielleicht wäre ein weiteres Jahr im Amt doch nicht so schlimm. Natürlich stellten die drei sich vor, daß ich das Amt nach ihren Vorstellungen verwaltete, doch das würde man sehen, wenn es soweit war.
»Es lohnt sich, darüber nach zu denken«, räumte ich ein. »Ich habe keine Einwände gegen eine Zusammenarbeit mit Pompeius, solange seine Macht verfassungsmäßig begrenzt bleibt. Bei einer Diktatur würde ich nicht mit machen.«
»Benutze doch mal deinen Verstand«, erwiderte mein Vater verärgert.
»Wozu würde er dich oder sonst jemanden brauchen, wenn er Diktator wäre? Er könnte anordnen, was immer er wollte, und keiner von uns wäre in der Lage, etwas dagegen zu tun. Auf diese Art wahren wir unsere Autorität und unseren Einfluß auf Pompeius' Handlungen, und das ist wichtig. Denn so prachtvoll er als Soldat und Statthalter auch sein mag, als Politiker ist er ein Schwachkopf. Er braucht uns mehr als wir ihn.«
Ich sah Valerius Messala an. »Und was springt für dich dabei heraus?«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Nun, die Befriedigung, Rom einen bescheidenen Dienst erweisen zu dürfen.«
Ich nickte. »Du bist also Pompeius' Mittelsmann, was? Der eine Caecilius Metellus-Pompeius-Koalition schmiedet, die die römische Politik beherrscht?
« Ich warf Nepos einen Seitenblick zu. Messala hatte die Familie ohne Frage über das einzige Mitglied angesprochen, das in Pompeius' Lager stand.
»Weil Rom diese Koalition braucht«, sagte er unbeeindruckt.
»Deine Familie bildet den wichtigsten Block im Senat.
Außerdem habt ihr
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