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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Liebschaften bekannt. Es erübrigt sich zu sagen, daß er ein höchst angenehmer Zeitgenosse war und ein Mann, in dem ich stets einen seelenverwandten Zechkumpan gefunden hatte. Sein Vater hatte ihn enterbt, so daß er einen Großteil seiner Zeit damit verbrachte, Mahlzeiten und Unterkunft von seinen Freunden zu erbitten, eine Tätigkeit, in deren Verlauf er seinen Arm mehr als einmal auch um meine Schulter gelegt hatte.
    Erstaunlicherweise war er gleichzeitig auch ein dynamischer und erfolgreicher Senator, der sich unlängst Caesar angeschlossen hatte. Gerüchten zufolge hatte Caesar alle seine Schulden getilgt.
    Das Haus des verstorbenen Aulus Lucilius war leicht zu finden. Es lag dem alten verfallenen Herkules-Tempel gegenüber. Das Tor stand weit of-fen, und eine kleine Menschenmenge drängte sich im Atrium und auf dem Hof. Offenbar hatten zahlreiche Klienten und ärmere Verwandte aus tiefer gelegenen Stadtteilen die Witwe für die Dauer der Flut um Unterschlupf gebeten. Ich ließ Hermes im Atrium zurück und traf die Dame des Hauses im Hof an, wo sie Bittstellern Plätze zuwies und mit dem Verwalter über die Vorräte im Haus diskutierte. Das tat sie so ungemein effizient, daß ich das Gefühl hatte, sie habe so etwas schon viele Male getan. Ich trat auf sie zu und wartete, bis sie in meine Richtung sah.
    »Habe ich die Ehre, mit der Witwe des Ädilen Aulus Lucilius zu sprechen? « fragte ich höflich.
    Der Verwalter musterte mich abschätzig, wobei er meiner schäbigen Toga ungebührlich viel Aufmerksamkeit widmete. »Ich kann mir vorstellen, was für eine Ehre das für dich sein muß«, knurrte er.
    »Still, Priam«, schalt die Frau ihn sanft. »Dies ist ein Senator, und er sieht aus wie ein Freund meines Bruders, also sollten wir nicht zu streng mit ihm sein. Wenn du nach einem trockenen Plätzchen suchst, um die nächsten Tage auszusitzen, finde ich vielleicht noch ein Eckchen auf meinem Dach für dich, obwohl die Speisekammer schon arg strapaziert ist.«
    »Das ist überaus großzügig, und ich danke recht herzlich«, sagte ich, weil man mir in meinem anrüchigen Leben schon Schlimmeres an den Kopf geworfen hatte. »Zufälligerweise habe ich ein Dach, das mich schützt. Ich bin der plebejische Adile Decius Caecilius Metellus.« Sie riß überrascht die Augen auf. Es waren sehr attraktive Augen. »Du bist ein amtierender Magistrat? Man könnte meinen, du trägst Trauer, aber du siehst so aus, als hättest du dich heute morgen rasiert.«
    »Der Dienst an Senat und Volk haben mich zum Bettler gemacht«, entschuldigte ich mich. »Und es tut mir leid, dich in derart turbulenten Zeiten zu behelligen. Zufälligerweise bin ich tatsächlich ein Freund deines Bruders. «
    Sie verzog den Mund zu der Andeutung eines Lächelns. »Nun, letzteres ist nicht unbedingt eine Empfehlung. Was könnte ein Ädile mit mir zu besprechen haben?«
    »Ich muß dir einige Fragen bezüglich deines verstorbenen Gatten stellen «, erklärte ich ihr.
    Ihr Lächeln erstarb, bevor es richtig erblüht war. »Offizielles Interesse nach all der Zeit? Das finde ich seltsam. Als er ermordet wurde, konnte ich jedenfalls ganz bestimmt niemanden bewegen, Maßnahmen zu ergreifen oder auch nur Interesse zu zeigen.«
    »Das tut mir leid. Ich war bei der Legion, als es passiert ist.Ich habe in jüngster Zeit einige ernste Gesetzesverstöße untersucht. Ich vermute, daß Aulus Lucilius in derselben Sache ermittelt hat und deswegen ermordet wurde.«
    »Priam, kümmere dich um diese Leute«, befahl sie ihrem Verwalter. »Wir können höchstens noch drei oder vier Erwachsene aufnehmen, danach schließe das Tor. Ich werde mich mit dem Ädilen Metellus in den grünen Salon zurückziehen.«

    »Es ist überaus großzügig von dir, so vielen deiner Klienten Schutz zu gewähren«, lobte ich sie, als ich ihr über den bevölkerten Hof folgte. »Man darf sich seinen Verpflichtungen nicht entziehen«, sagte sie. »Und der Zustand der Stadt ist eine Schande. Bei einer Naturkatastrophe sind die Menschen hilflos.«
    »Ganz meine Meinung«, bestätigte ich. Sie führte mich in einen blaßgrün getünchten Raum, dessen Wände mit sich rankenden Reben in einem dunkleren Grün verziert waren. Er war mit zwei Stühlen, einem kleinen Tisch, einem Schreibtisch und einem Wandschrank mit Dutzenden von Schriftrollen möbliert.
    Die Frau winkte eine Sklavin herbei. »Thisbe, bring uns Wein und -«
    »Nein«, sagte ich und hob die Hand. »Es wäre geradezu ein Verbrechen, zum

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