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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Stellen sogar ziemlich hoch, aber es gibt kaum eine Strömung.

    Sieh mal.« Ich zeigte auf das Ufer, wo Männer bereits kleine, aus Holzresten zusammengezimmerte Boote und Kähne hinter sich herzogen. »Die Flußfischer und andere unternehmungslustige Geister bereiten sich bereits darauf vor, sich ein bißchen Geld zu verdienen, indem sie die Leute durch die überfluteten Viertel schiffen. Vielleicht müssen wir ein Boot nach Hause nehmen, aber nach Hause kommen wir bestimmt.«
    Während ich diese beruhigenden Worte sprach, betrachtete ich das Theater des Aemilius Scaurus ein Stück flußaufwärts. Der Pegel hatte die Abstützung längst überstiegen, deren Errichtung wir am Morgen beobachtet hatten, was mir jetzt Ewigkeiten her zu sein schien. Der Gedanke an die verstrichene Zeit ließ meinen Magen knurren, wasmich daran erinnerte, daß wir seit der kurzen Pause in der Taverna nach unserem Besuch von Justus' Holzlager nichts mehr gegessen hatten.
    »Komm«, sagte ich zu Hermes. »Genug gegafft. Wir haben wichtige Amtsgeschäfte, um die wir uns kümmern müssen.«
    »In einem Bordell«, meinte er.
    »Zufälligerweise, ja.«
    Der Trans-Tiber-Distrikt lag jenseits der Stadtmauern und damit außerhalb der eigentlichen Stadt, doch die Autorität der Ädilen erstreckte sich bis zu dem ersten Meilenstein an jeder der großen Ausfallstraßen, und die standen schon mitten auf dem Land. Verglichen mit der gewaltigen Ausdehnung von Städten wie Alexandria oder Antiochia war Rom eine recht kompakte Stadt, allerdings auch unangenehm voll. Unterwegs berichtete ich Hermes, was ich im Haus der Witwe erfahren hatte. »Was grinst du so?« fuhr ich ihn an.
    »Nun, ich hatte heute morgen recht! Das Theater ist tatsächlich aus schlechtem Holz gebaut, und zwar von denselben Leuten, die auch die
    Insula errichtet haben!«
    »Du könntest dich bemühen, deine Genugtuung darüber ein wenig besser zu verbergen. Jetzt bin ich zwischen zwei Mühlsteine geraten. Entweder könnten meine Spiele in einer nie dagewesenen Katastrophe enden, oder meine Familie könnte mich verstoßen. Eine wirklich unangenehme Wahl.«
    »Schade, daß wir den Laden nicht einfach abfackeln können«, meinte Hermes.
    »Dir fällt natürlich wieder nur eine kriminelle Lösung für das Problem ein. Brandstiftung ist nicht nur das abscheulichste Verbrechen, das unsere Gesetzbücher kennen, das Theater würde auch ein noch größeres und verheerendes Feuer abgeben als der Circus Maximus und die halbe Stadt nieder brennen.«
    »Es war lediglich eine müßige Spekulation«, erwiderte er, der intrigante kleine Flegel. Der noch vergleichsweise neue Trans-Tiber-Distrikt war ein lebendiges Viertel. Jahrhundertelang hatten Censoren und Ädilen versucht, jene Elemente aus der Stadt zu vertreiben, die man für Parasiten oder verderbliche Einflüsse hielt. Als solche galten vor allem Schauspieler und Gladiatoren, Huren, Schwindler, Wahrsagerinnen und Vertreter fremdländischer Kulte, kurzum die interessantesten und unterhaltsamsten Menschen. Als Resultat dieser Säuberungsbemühungen war der Trans-Tiber- Distrikt das wildeste Viertel der Stadt geworden, in dem sich sämtliche Vergnügungsstätten ballten. Außerdem wohnten die meisten Fährleute in der Gegend oder hielten sich zumindest hier auf, wenn sie in Rom weilten. Dem Viertel ging die Ballung von Reichtum, Macht und Politik ab,wie man sie um das Forum herum antraf, außerdem verfügte es über keine wichtigen Tempel oder andere geweihte Stätten, aber die Bewohner vermißten diese Dinge offenbar auch nicht besonders. Das Viertel war nicht so überbevölkert, dafür jedoch um so lebhafter.
    Zum Glück für mein Vorhaben lag der Trans-Tiber-Distrikt zum größten Teil höher als das Ostufer und hatte außerdem nicht noch zusätzlich mit dem Problem verstopfter Kloaken und Abflüsse zu kämpfen.
    Von allen lupanar in Rom, diesseits und jenseits der Stadtmauern, war das Labyrinth das berühmtest. Es war das größte, hatte die meisten Huren, bot die größte Bandbreite von Zerstreuungen und Perversionen (was natürlich von der jeweiligen Deutung dieses Wortes abhängt) und erfreute sich deshalb auch der größten und gemischtesten Kundschaft. In Alexandria, Antiochia und, soweit ich weiß, auch in Indien oder Babylon, gab es nichts Vergleichbares. Wären Bordelle Tempel, das Labyrinth wäre der Tempel des Jupiter Optimus Maximus.
    Es lag in der Mitte eines weitläufigen Platzes, der anstelle der Häufung von Denkmälern, die

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