Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)
der König auf. »Bastarde, die schon meine Mutter verraten haben.«
Betretenes Schweigen breitete sich an der Tafel aus. Zusammen mit den anderen Adligen, die bereits zu den Prinzen übergelaufen waren, war dies eine beeindruckende Zahl von Gegnern, ging es William durch den Kopf.
»Außerdem hat sich auch Aubrey de Vire meinen Söhnen angeschlossen«, fuhr der König bitter fort. William horchte auf. Dass sich auch der Graf von Vire auf die Seite Richards geschlagen hatte, war nun wirklich interessant, denn der Schwiegersohn jener verdammten Dienerin Aline, ein gewisser Francis de Nonant, gehörte zu seinen Gefolgsleuten.
»Sir, dieser Verrat muss Euch unendlich schmerzen«, bemerkte der Bischof salbungsvoll.
»Glücklich bin ich darüber jedenfalls nicht«, entgegnete der König sarkastisch, ehe er seinen Kelch an die Lippen setzte und gierig trank. »Alle diese Männer haben mir den Treueid geschworen und sind von mir mit Geld und Land belohnt worden … Undankbares, treuloses Pack.« Wieder stierte er vor sich hin.
»Hoheit, ich verstehe Euren Zorn und Eure Niedergeschlagenheit nur zu gut …« Bischof Robert seufzte. Zustimmendes Gemurmel wurde an der Tafel laut. Es war an der Zeit, sich einzumischen. William beugte sich vor.
»Bei dem Graf von Vire fällt mir ein … Hat nicht Eure Mutter einer Dienerin in seinem Gebiet ein Gut geschenkt? Wie war doch noch einmal ihr Name?« Er gab vor, überlegen zu müssen. »Aline? Falls Ihr Euch an jemanden so Unbedeutenden wie eine Dienerin erinnern solltet, Sir. Ich hoffe, wenigstens diese Leute halten Euch die Treue.«
»Ich erinnere mich an die Frau.« Henry nickte. »Soviel ich weiß, haben sich dem Grafen alle seine Gefolgsleute angeschlossen. Also auch die Familie Alines.«
»Wie überaus bedauerlich, Sir.« William schüttelte den Kopf.
Henrys Blick wurde wacher und bekam etwas Lauerndes. »Ich erinnere mich allerdings auch noch gut daran, William, dass ich auf die Intervention meiner Mutter hin dafür sorgte, dass Eure Familie jener Aline ein Gut in England zurückgeben musste. Ich schätze, Ihr seid Alines Verwandten deshalb nicht sehr freundlich gesinnt?«
»Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dem wäre so«, erwiderte William gelassen. »Aber ich maße mir nicht an, Eure Ratschlüsse in Frage zu stellen. Ich möchte allerdings auch, und ich hoffe, Ihr verzeiht mir diesen Einwand«, er neigte höflich den Kopf vor dem König, »zu bedenken geben, dass Eure Mutter meinen Vater nicht sehr schätzte. Schließlich war er ein treuer Gefolgsmann ihres Gegners Stephen.«
William behielt die anderen Männer an der Tafel im Auge. Noch vor einigen Jahren hätten bestimmt einige von ihnen gerufen, dass Matilda seinen Vater nicht nur verabscheut hatte, weil er zu ihren Gegnern gehörte. Gleich darauf atmete er innerlich auf – er hatte sich nicht getäuscht. Keiner wagte es, das Wort gegen ihn zu ergreifen und ihn zu beleidigen. Entscheidend war jedoch, wie sich der König verhalten würde.
Der König lächelte, als würde er nur zu gut verstehen, was William bewegte. Nachdenklich spielten seine Finger mit dem Stiel des Weinkelchs.
»Meine Familie war König Stephen immer treu«, wiederholte William mit Nachdruck.
»Ja, ja, ich weiß. Und bisher wart Ihr es auch immer mir gegenüber.« Wieder bedachte ihn der König mit einem wachsamen und – in Anbetracht der Weinmenge, die er getrunken hatte – erstaunlich klaren Blick. Dann wandte er sich den anderen Männern zu. »Wie soll ich mit diesen untreuen Vasallen verfahren, wenn ich meine Söhne besiegen werde – und ich bin sicher, das wird mir gelingen. Was ratet Ihr mir?«
William hob seinen Kelch. »Ganz sicher werdet Ihr sie schlagen, Sir.« Amüsiert verfolgte er, wie ringsum zustimmende Rufe laut wurden. »Ja, Hoheit, auf Euren Sieg!«
»Eure Söhne können nichts gegen Euch ausrichten!«
»Zermalmen werden wir sie und ihre ruchlosen Anhänger!«
»Gott ist auf Eurer Seite«, tönte der Bischof.
»Ihr seid mir immer noch eine Antwort schuldig geblieben.« Henry hob ungeduldig die Hand. »Soll ich meine Feinde bestrafen, oder soll ich ihnen vergeben? Nun, Robert«, er sah den Bischof an, »was meint Ihr als ein Mann Gottes?«
»Der Herr liebt die Sanftmütigen.« Der Bischof von Lisieux neigte fromm das Haupt. »Und hat nicht auch der Vater den Sohn, der in die Fremde zog und sein Erbteil verprasste, wieder in Ehren aufgenommen? Ja, ihn sogar dem Daheimgebliebenen vorgezogen?«
»Nun,
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