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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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gerechterer Herrscher sein wird als sein Vater.
    *
    Mit gerunzelten Brauen betrachtete Richard die Skizze, die sein Bruder Henry auf einen Pergamentbogen gemalt hatte. Sie zeigte Richards Heerlager und die ganz in der Nähe zu einer Ebene abfallende Hügelkette. Schraffierte Flächen bezeichneten Wäldchen. Fünf Meilen entfernt, auf der anderen Seite des Flusses Touques, der sich schlangengleich über das Pergament wand, befand sich das Heerlager ihres Vaters.
    Richard deutete auf den Fluss. »Ich halte es immer noch für besser, wenn wir das Heer unseres Vaters gemeinsam angreifen – statt getrennt, so wie du es planst.«
    Henry seufzte. Sein gut aussehendes Gesicht mit dem weichen Mund und den großen braunen Augen spiegelte Ungeduld. »Du weißt doch – das ist nicht nur mein Plan. Auch die Berater unserer Mutter halten es für die beste Option, wenn ich versuche, mit meinen Leuten die Armee unseres Vaters von der Flanke her zu attackieren, während du ihn frontal bedrängst.«
    »Ja, aber dazu musst du erst einmal diesen Fluss überqueren. Das macht dein Heer angreifbar.«
    »Der Fluss führt zurzeit nicht viel Wasser. Er ist kein großes Hindernis.«
    »Nichtsdestoweniger bleibt dies eine Stelle, wo deine Armee besonders verletzlich ist«, beharrte Richard. »Eine solche Blöße solltest du unserem Vater wirklich nicht bieten.«
    »Richard …«, Henry stützte sich mit beiden Armen auf dem Tisch im Zelt seines Bruders ab, »… ich verstehe ja deine Bedenken. Aber du und ich, wir sind noch jung und in Kriegsdingen nicht besonders erfahren. Wie könnten wir klüger als die Berater unserer Mutter sein?«
    Richard schwieg und starrte weiter auf die Skizze. »Vielleicht hast du Recht …«, gab er schließlich widerwillig zu.
    »Ganz sicher habe ich das.« Henry ging einige Schritte auf dem dicken Teppich auf und ab – er war, ebenso wie die mit Schnitzereien verzierten Stühle und die kostbaren Polster auf dem Bett, ein Geschenk des französischen Königs Ludwig und verlieh dem Zelt ein fürstliches Gepräge –, ehe er sich wieder dem Bruder zuwandte und ihn neugierig ansah. »Erschrickst du nicht manchmal auch vor deinem eigenen Mut? Ich meine, dass wir es wagen, unseren Vater herauszufordern …«
    »Bereust du es etwa, dass du dich zusammen mit mir zu dem Aufstand entschlossen hast?« Richards Augen blitzten verächtlich. »Würdest du dich lieber weiter von Vater wie ein dummer, kleiner Bengel behandeln und von der Regierung ausschließen lassen, statt ihm zu beweisen, dass wir ihm ebenbürtig sind?«
    »Nein, ich bereue gar nichts.« Henry schüttelte den Kopf. »Ich frage mich nur manchmal, ob dieses Wagnis nicht zu groß für mich ist.«
    Richard warf sein rotblondes Haar in den Nacken. »Nein, diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Henry, wir sind seine Söhne – und die Söhne unserer Mutter. Wir können es mit unserem Vater aufnehmen.« Und so, wie er stolz und vor Tatendrang sprühend dastand, wirkte er, fand Henry ein wenig neidisch, fast wie ein junger heidnischer Gott.
    *
    Kurz vor Morgengrauen weckte ein Hornsignal Francis. Zwei Knechte halfen ihm, das schwere Kettenhemd überzuziehen. Nachdem er den Schwertgurt umgelegt hatte, war auch der Getreidebrei gar. Doch er konnte nur wenige Löffel davon essen. Aus einem benachbarten Zelt trat nun der Graf von Vire. Auch er war schon bewaffnet. Im Zwielicht der Morgendämmerung wirkte sein kantiges Gesicht bleich und grimmig. Die beiden Männer nickten sich grüßend zu, ehe sie auf ihre Pferde stiegen und sich in die Heerschlange einreihten.
    Plötzlich tauchte Richard neben der Reiterei auf. Ruhig und doch gleichzeitig vibrierend vor Energie – wie ein Pfeil, kurz bevor er von der gespannten Sehne losschnellte. Seine Augen blitzten.
    »Auf unseren Prinzen!«, »Ja, Sieg dem Prinzen«, begannen die Männer zu schreien. Die mächtige, laute Woge ergriff auch Francis, und er stimmte in die Rufe ein. Das Heer bewegte sich über ein Feld, dann einen Hügel hinauf. Oben auf dem Kamm erklangen wieder Hornsignale. Männer brüllten Befehle. Die Fußsoldaten und die Reiterei nahmen ihre Positionen ein. Francis kam in einer der vorderen Reihen zum Stehen.
    Mittlerweile war der Himmel im Osten ganz hell geworden. Sonnenstrahlen, die durch den Dunst brachen, kündigten einen schönen Frühlingstag an. Jetzt würde Adela aufstehen und sich in der Kammer waschen, während sich Luce wahrscheinlich noch einmal in die Decken kuschelte. Adela würde leise

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