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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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sein, um ihn nicht zu wecken.
    Francis glaubte, sie vor sich zu sehen. Ihre Wangen waren vom Schlaf noch leicht gerötet. Aus ihrem Zopf hatten sich während der Nacht einzelne Strähnen gelöst, die ihr wirr ums Gesicht hingen. Sie strich sie zurück und tauchte ihre Hand mit dem Leinenlappen dann in die tönerne Waschschüssel. Er hatte es immer geliebt, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich wusch.
    Ein metallisches Gleißen stach Francis in die Augen und brachte ihn in die Gegenwart zurück. Plötzlich hörte er dumpfes Hufgetrappel und das Geräusch vieler stampfender Füße. Eine lange funkelnde Linie bewegte sich über die Ebene auf sie zu – das Heer des Königs. Er zog sein Schwert aus der Scheide und wartete angespannt auf das Signal zum Angriff.
    Als es endlich ertönte, stieß er seinem Hengst die Fersen in die Flanken und preschte mit den anderen Reitern los. An der Spitze des Heers sah er Richard galoppieren. Sein rotblondes Haar wehte unter dem Helm hervor. Er hatte den rechten Arm hochgerissen, und das Schwert in seiner Hand funkelte im Sonnenlicht. Krachend prallten die beiden Heere ineinander. Richard verschwand in den Reihen der gegnerischen Reiterei.
    Ein Energiestoß jagte durch Francis’ Körper. Er wich einer Waffe aus, die auf ihn zuzuckte, versetzte seinerseits dem Angreifer einen Schwerthieb in den Arm. Sein Pferd trug ihn weiter. Er verlor jedes Zeitgefühl, während er wie rasend focht. Die Wunden, die er erlitt, spürte er kaum.
    »Zurück! Zieht euch zurück …«
    »Flieht!«
    »Wir können unsere Reihen nicht länger halten!«
    Wie von weit her drangen irgendwann Rufe zu Francis durch. Benommen schaute er sich um. Die Sonne hatte fast ihren Zenit erreicht. Überall lagen Tote und Verwundete auf dem Feld. Er befand sich bei einer Reitergruppe, die fast von allen Seiten von gegnerischen Bewaffneten bedrängt wurde. Ganz in seiner Nähe kämpfte Richard wie ein Rasender gegen drei Angreifer. Sein Gesicht war blutverschmiert.
    »Nichts wie weg hier, damit sie uns nicht gefangen nehmen!«, brüllte er. Francis und andere Männer kamen ihm zu Hilfe. Doch sofort war ein Pulk feindlicher Reiterei zur Stelle und versuchte, sie zu umzingeln.
    *
    Adela zog das Schiffchen durch die braunen Kettfäden auf ihrem Webstuhl. Durch die offen stehenden Fenster konnte sie Luce vor dem Haus spielen hören. Er ließ sein Holzpferdchen durch das Gras reiten. In der Küche rumorte die Köchin, und von der Scheune her ertönte Hämmern – dort nagelte ein Knecht Bretter fest. Ein ganz normaler Tag, wenn sie nicht ständig die Frage gequält hätte, wie es Francis wohl erging. Ob schon eine Schlacht zwischen den Heeren der Königssöhne und denen ihres Vaters stattgefunden hatte? Und wenn ja, wie hatte Francis den Kampf überstanden? Sie verdrängte die Vorstellung, dass er schwer verletzt worden oder ihm gar Schlimmeres zugestoßen sein könnte.
    Ach, diese verwünschten Mächtigen, die das Volk ausbeuten und sinnlose Kriege anzetteln! , dachte Adela zornig. Sie selbst kamen ja meist ziemlich ungeschoren davon und wurden von ihren Gegnern bloß als Geiseln genommen. Die feindlichen Heere jedoch fielen rücksichtslos über die einfachen Soldaten und die Bauern her.
    Adela zerrte so heftig an dem Schiffchen, dass einer der Kettfäden riss. Sie murmelte eine Verwünschung und schickte sich an, den Schaden zu beheben, als die Hunde in lautes Gebell ausbrachen. Hufe trappelten über den sandigen Boden des Hofes. Ob jemand eine Nachricht von Francis brachte? Adela ließ den zerrissenen Faden fallen.
    Als sie in den Hof eilte, hatten sich dort schon Bedienstete um einen stämmigen Mann auf einem Maultier versammelt. Der Dorfschmied, wie Adela jetzt erkannte. Die Flanken des Tiers bebten von einem schnellen Ritt.
    »Herrin, George bringt Nachrichten vom Krieg!«, rief einer der Knechte aufgeregt. Also doch …
    Der Schmied nickte ihr rasch zu. »Ja, aber leider keine guten. Vorhin kam ein Steinmetz bei mir vorbei, der sein Reittier neu beschlagen lassen wollte. Er sagte, es hätte eine Schlacht stattgefunden. Die Königssöhne seien unterlegen. Außerdem berichtete er, dass Soldaten des Königs ein Dorf etwa acht Meilen von hier niedergebrannt hätten. Wahrscheinlich werden sie auch bald in unserer Gegend auftauchen.«
    Francis … Die Schlacht verloren … Der sonnige Hof begann sich um Adela zu drehen. Dann spürte sie, wie sich Luce ängstlich an sie drängte. Bei Gott … Ich bin die Tochter eines Ritters und einer

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