Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
Vom Netzwerk:
regelrecht verdrehen, um ihren Griff zu lockern und ihr die Scherbe zu entwinden.
    Dann, als hätte sie plötzlich all ihre Kraft verlassen, sackte Adela auf dem Bett zusammen. Schwester Marigold eilte zu ihr und legte sie auf den Rücken. Mit weit geöffneten Augen starrte Adela zur Decke, schlaff hing der verletzte Arm neben ihr vom Bett herab. Hastig begann die Nonne, die klaffende Wunde zu verbinden.
    Simons Herz pochte wie zum Zerspringen, und er fühlte sich zerschlagen, als ob er einen langen, anstrengenden Kampf hinter sich hätte. Als er sich umdrehte, stand Matilda in der Tür. Sie hielt Robin immer noch in den Armen, hatte den Kopf des Kindes jedoch an ihre Brust gepresst, so dass es nicht sehen konnte, was in dem Zimmer vor sich ging. In ihren Augen schimmerten Tränen. Auch Simon wurde die Kehle eng.
    *
    Gleichmäßig drehte Adela die Spindel. Die blaue Farbe der Wolle gefiel ihr. Angenehm weich fühlte sich der Faden zwischen ihren Fingern an. Sechs Knäuel lagen mittlerweile im Korb neben ihren Füßen. Kurz nachdem Simon sie in das Kloster gebracht hatte, hatte ihr Schwester Marigold das Vlies und die Spindel gegeben.
    Inzwischen verließ sie hin und wieder ihre Kammer. Manchmal nahm sie an den Gebetszeiten teil. Die lateinischen Gesänge der Nonnen halfen ihr, die Erinnerungen an ihre Gefangenschaft in Bann zu halten. Gelegentlich ging sie auch – dann meist in Begleitung einer der Schwestern – auf dem Klostergelände spazieren oder besuchte den Garten. Sie hielt sich gern dort auf. Außerdem mochte sie es, wenn Simon sie besuchte und ihr Melodien vorspielte oder ihr von Francis erzählte. Dann aber gab es auch wieder Zeiten, da wünschte sie sich einfach nur, tot zu sein.
    Schwester Marigold hatte ihr versichert, dass diese Zeiten weniger würden. Die Schwester hatte ihr auch gesagt, dass ihr Appetit besser geworden sei und dass sie manchmal sogar wieder lächele. Sie selbst bemerkte das gar nicht so richtig. Sie nahm nur wahr, dass sie für einzelne kurze Momente Freude verspürte. So wie jetzt, als die Wolle durch ihre Finger glitt.
    Die Freude verschwand so plötzlich, wie sie gekommen war. Stattdessen wurde Adela unruhig. Sie drehte noch einige Male die Spindel und versuchte, sich auf den blauen Faden zu konzentrieren. Doch es gelang ihr nicht. Eine unbestimmte Angst trieb sie aus der Kammer.
    Es war einer jener Frühlingstage, an denen es in der Sonne warm, im Schatten der Gebäude aber noch kühl war. Der Hof war menschenleer. Die meisten Nonnen hielten wohl ihre Mittagsruhe ein, ging es Adela flüchtig durch den Kopf. Instinktiv zog es sie zu dem Klostergarten.
    Dort war sie einen der von niedrigem Buchs eingefassten Wege entlanggegangen, als sie Robin sah. Ihre Tochter kniete vor einem Beet, in dem Melisse und Kamille wuchsen, und ließ eine Strohpuppe zwischen den Steinen herumtanzen. Wer hat ihr das Spielzeug wohl gegeben? , dachte Adela. Seit jenem ersten Tag im Kloster hatte sie Robin nicht mehr zu Gesicht bekommen. Schwester Marigold hatte sie immer wieder vertröstet und gemeint, es müsse ihr erst besser gehen, bevor sie das Kind sehen könne. In einiger Entfernung jätete eine Novizin Unkraut.
    Langsam ging Adela auf Robin zu. Das Kind bemerkte sie und ließ die Puppe sinken. Es schob den Daumen in den Mund und blickte ihr abwartend entgegen.
    »Robin«, flüsterte Adela. Ihre Tochter wich nicht vor ihr zurück, als sie sich vor ihr in das Gras kauerte.
    Das Kind fasste endgültig Vertrauen zu ihr und hielt ihr die Puppe hin. »Aline …«, sagte sie.
    »So heißt du auch.« Behutsam nahm Adela die Puppe in die Hand. Robin nickte, während ein zaghaftes Lächeln auf ihrem Gesicht erschien. »Aline und Robin, wie der Vogel.«
    Adela sehnte sich danach, ihre Tochter zu umarmen. Ob sie es wagen konnte, ohne das Kind zu erschrecken? Noch immer lächelte Robin sie an. Plötzlich spürte Adela ein schmerzhaftes Pochen in ihrem rechten Oberarm, dort, wo sie versucht hatte, sich das Brandmal aus der Haut zu schneiden. Ihre Stimmung schlug schlagartig um. Panik erfasste sie. William de Thorigny hatte angedroht, auch Robin in seine Gewalt zu bringen und sie zu quälen. Sie musste ihre Tochter vor ihm retten! Hastig blickte sie sich um. Am anderen Ende des Gartens befand sich eine schmale Tür in der Mauer, die offen stand.
    Adela hob Robin hoch und hinkte mit ihr davon, in Richtung der Tür. Zuerst ließ sich das Kind die unerwartete Behandlung gefallen. Dann jedoch begann es laut zu

Weitere Kostenlose Bücher