Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
Vom Netzwerk:
protestieren und zu weinen und wehrte sich gegen ihren Griff. Während Adela selbst die Tränen in die Augen schossen, packte sie Robin nur um so fester. »Still, ich muss dich hier wegbringen«, raunte sie ihr verzweifelt zu.
    »Adela, bitte, bleibt doch stehen«, hörte sie die Novizin rufen, als sie eben die Tür passiert hatten. »Wartet auf mich.«
    Auch die junge Schwester steckte bestimmt mit William de Thorigny unter einer Decke. Adela ignorierte ihre Rufe. Vor ihr breitete sich eine Wiese aus. In einiger Entfernung hoben Männer einen Graben aus.
    »Adela, wartet auf mich!«, tönte wieder die Stimme der Novizin in ihren Ohren. Robin hatte aufgehört, sich in ihrem Griff zu winden. Sie schluchzte nur noch laut. Adela hastete, so schnell es ihr verletztes Bein zuließ, an der Wiese vorbei und über einen Acker. Als sie rasch den Kopf wandte, sah sie, dass die junge Nonne zu den Bauern und Knechten gelaufen war und heftig gestikulierend in ihre Richtung deutete. Einige der Männer setzten sich daraufhin in Bewegung und eilten auf sie zu.
    Auch diese Männer hatte ihr Peiniger auf sie und Robin angesetzt. Adela stöhnte auf. Jenseits der Wiese strömte ein Fluss. Wirre Gedanken kreisten in Adelas Kopf. Die Männer werden uns einkreisen. So wie damals auf der verschneiten Hügelkuppe. Besser, ich und Robin sterben, als William de Thorigny in die Hände zu fallen. Adela rannte zum Ufer.
    » Hab keine Angst, ich halte dich ganz fest«, flüsterte sie Robin zu, während sie die Böschung hinunterkletterte. Nun benetzte das Wasser ihre Füße, und seine Kälte ließ Adela schaudern. Gleich würde alles vorbei sein. Die Strömung zerrte am Saum ihres Kleides. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr und wandte den Kopf. Ein Lachs sprang über einen niedrigen Felsen. Seine Schuppen schimmerten regenbogenfarben im Sonnenlicht auf, ehe er mit einem Platschen wieder im Wasser verschwand.
    »Ein Fisch …«, wimmerte Robin, die den Lachs auch bemerkt hatte. Adela blieb stehen. Jener Nachmittag, den sie zusammen mit Francis und Luce am Bach im Wald verbracht hatte … Francis und Luce hatten zusammen geangelt. Auch damals hatte ein Lachs regenbogenfarben im Licht geschimmert. Luce hatte den Fisch so schön gefunden, dass er es nicht übers Herz gebracht hatte, ihn zu töten, sondern ihn wieder zurück ins Wasser geworfen hatte.
    Adelas Geist wurde wieder klarer. Einer der Männer hatte das Ufer fast erreicht. »Um Gottes willen, bleibt doch stehen«, hörte sie ihn rufen. Adela begriff: Sie hatte Robin und sich töten wollen, da sie sich von William de Thorigny verfolgt geglaubt hatte. Entsetzen erfüllte sie. Ihr Peiniger hatte nicht nur ihren Körper in Besitz genommen. Er hatte sich auch in ihrem Geist eingenistet und sie fast dazu gebracht, ihre Tochter umzubringen. Niemals wieder würde sie sich von ihm befreien können. Sie taumelte ans Ufer zurück, wo sie Robin auf die Böschung gleiten ließ.
    »Dem Himmel sei Dank, dass Ihr zur Besinnung gekommen seid!« Der Mann keuchte erleichtert auf, während er Robin auf seine Hüfte schwang. Er wollte nach Adela greifen, doch sie wich seiner Hand aus. Sie hatte ihr eigenes Kind umbringen wollen! Was, wenn sie das nächste Mal nicht mehr rechtzeitig zu Verstand kam? Es war besser für Robin, wenn sie nicht mehr weiterlebte. Sie stellte eine zu große Gefahr für sie dar.
    Adela rannte wieder in den Fluss. Nach wenigen Schritten riss ihr die Strömung die Füße unter dem Leib weg und spülte sie mit sich fort. Vom Ufer her erklangen entsetzte Rufe. Robin weinte wieder. Wasser drang in Adelas Mund und Nase. Sie hustete, würgte. Der Fluss zog sie weiter in die Tiefe. Nur noch wenige Augenblicke musste sie aushalten. Dann würde endlich alles vorbei sein.
    *
    »Was ist dort vorn los?« Simon wandte den Kopf. Ein Stück flussabwärts irrlichterte in Ufernähe Fackelschein über das Wasser. Ein Kahn hatte bei einer Erle Halt gemacht. Männer beugten sich über den Bootsrand und stocherten mit langen Stangen im Fluss herum. »Anscheinend haben sie etwas gefunden«, antwortete der grauhaarige Fischer, der ihm gegenübersaß, seufzend.
    »Lasst uns dorthin rudern«, entgegnete Simon rau. Die neblige Luft über dem Fluss verzerrte das Licht der Fackeln. Erschöpft wie er war, erschien es ihm für Momente, als ob kleine geisterhafte Wesen über das dunkle Wasser trieben. Die Seelen der Ertrunkenen … Ob Adelas Seele darunter war? Er riss sich zusammen. Es war nur Licht, das

Weitere Kostenlose Bücher