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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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er sah. Viele Stunden lang suchte er nun schon zusammen mit einigen Bauern und Fischern den Fluss und die Ufer ab. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, wusste er doch, dass die Wahrscheinlichkeit, Adela noch lebend zu finden, mittlerweile verschwindend gering war.
    Sie hatten den Kahn unter der Erle fast erreicht, als die Männer das, was im Fluss trieb, endlich mit ihren Haken packen konnten und es in ihr Boot wuchteten. Etwas Großes, das die Form eines menschlichen Körpers hatte. Nein …, dachte Simon.
    Einer der Männer stieß ein trockenes Lachen aus. »Es ist nur ein kleiner Baumstamm, um den sich Blätter und Ranken gewickelt haben«, rief er.
    »Es ist sinnlos, dass wir heute Nacht noch weitersuchen«, meinte ein anderer. Die Männer murmelten ihre Zustimmung.
    Simon musste ihnen Recht geben, und doch hatte er, als er kurz darauf mit dem Fischer zusammen den Kahn an Land zog, das Gefühl, Adela verraten zu haben. Aus einer Gruppe von Leuten, die dort versammelt waren, löste sich Matilda und eilte auf ihn zu.
    Er schüttelte nur stumm den Kopf.
    »Auch Adelas Leichnam wurde nicht gefunden?«, flüsterte sie. Trotz des unruhigen Fackelscheines konnte Simon sehen, dass sie totenbleich war.
    »Die Fischer sagen, es gäbe Strudel und Untiefen in der Themse, worin ein Körper wochenlang verschwinden könnte, ehe er wieder an die Oberfläche käme. Vielleicht hat die Strömung ihren Leichnam aber auch schon meilenweit abgetrieben …«
    Matilda presste ihre Faust gegen die Brust. »Ich mache mir solche Vorwürfe. Ich war wirklich davon überzeugt, dass es Adela besser ginge. Aber sie hätte nicht allein gelassen werden dürfen …« Ihre Stimme versagte.
    »Wir alle, die wir mit Adela Umgang hatten, dachten, dass sich ihr Zustand gebessert hätte«, erwiderte Simon düster. »Wie geht es Robin?«
    »Schwester Marigold meint, sie sei sehr verschreckt gewesen. Aber sie habe wohl gar nicht richtig begriffen, was vorgefallen sei. Seit einer Weile schläft sie.«
    »Wenigstens war Adela noch so weit bei Sinnen, dass sie Robin nicht mit sich ins Wasser nahm«, sagte Simon. Doch er fand keinen wirklichen Trost in diesen Worten, und er spürte, dass Matilda genauso empfand.
    *
    Später in der Nacht ging Matilda in ihrem Schlafzimmer auf und ab. Sie hatte darauf verzichtet, eine Kerze anzuzünden. Vor den Fenstern lastete die Dunkelheit. Sie hatte die gleiche Farbe wie das Wasser der Themse. Wieder und wieder stellte sich Matilda vor, wie die kalten Fluten Adela in die Tiefe zogen. Sie erschauerte . William de Thorigny hat Adela also endgültig umgebracht , dachte sie. Denn ganz sicher hatte sich Adela wegen der Qualen und der Erniedrigungen, die er ihr zugefügt hatte, das Leben genommen.
    Matilda war sich darüber im Klaren, dass auch sie ihren Teil Schuld daran trug. Schließlich hatte sie, um sich an William und ihrem Vater zu rächen, Richards Aufstand unterstützt. Der unglückliche Verlauf der Revolte hatte es William leicht gemacht, seinen Hass gegen Adela und ihre Familie auszuleben.
    Nun, wegen dieser Schuld würde sie vor Gott Buße tun und alles unternehmen, damit zumindest Robin beschützt aufwachsen konnte. Aber William de Thorigny, das schwor sich Matilda, sollte seine Strafe erhalten. Sie empfand nun keinen Hass mehr, sondern eine kalte, klare Entschlossenheit. In einer offenen Auseinandersetzung war ihm nicht beizukommen. Sie musste einen anderen Weg finden, ihn leiden zu lassen.
    *
    Die Pflanzen in Anns Kräutergarten wuchsen üppig. Ihr betörender Duft hing schwer in der Luft. Doch Simon hatte an diesem Juniabend keinen Sinn für die Schönheit der Kräuter und Blumen. Wie vergänglich und leicht zerstörbar doch alles auf dieser Welt ist , dachte er melancholisch.
    Auf der Holzbank vor der Hütte ließ er sich nieder, um auf Ann zu warten. Er hatte beschlossen, zuerst mit ihr zu sprechen, ehe er sich auf die Suche nach Luce machte. Obwohl die Sonne schon untergegangen war, war es noch hell, und der Himmel im Westen hatte eine fast durchsichtige Farbe. Als er vor einer Weile die Hügelkuppe oberhalb des Klosters erreicht hatte, hatte es zur Vesper geläutet. Bestimmt würde Ann noch einmal nach ihrem Garten sehen.
    Wieder suchte Simon die Erinnerung heim, wie Adela versucht hatte, sich das Brandmal aus dem Arm zu schneiden, und daran, wie er und die anderen Männer den Fluss abgesucht und er einen Augenblick lang geglaubt hatte, sie würden ihre Leiche aus dem Wasser bergen. Ja, Matilda und

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