Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)
überwunden haben und wieder zu Kräften gekommen sein.« In ihren Worten schwang eine unausgesprochene Frage mit.
»Ich bin mir darüber im Klaren, dass es dann Ende November ist. Ich habe nicht vor, die Frau mitten im Winter aus meinem Haus zu vertreiben«, bemerkte Yvain trocken.
»Ich hatte gehofft, dass du damit einverstanden sein würdest, dass Adela bis zum Frühjahr bleibt.«
»Falls nicht, hättest du mir wahrscheinlich das Leben zur Hölle gemacht.« Er lächelte schief, ehe er in die Flammen blickte. Nach einigen Augenblicken wandte er sich wieder Marian zu. Seine Stimme klang ein wenig zögerlich, als er das Gespräch wieder aufnahm. »Du kannst Hilfe im Haushalt und im Garten gebrauchen. Die Hütte, in der der alte Arthur bis zu seinem Tod lebte, steht immer noch leer. Von mir aus kann Adela dort gerne wohnen, wenn sie das möchte. Wahrscheinlich wäre es ungewohnt für sie, eine Kammer mit einer Magd zu teilen.«
»Oh, du hast dir tatsächlich Gedanken über Adela gemacht.« Seine Tante warf ihm einen Blick zu, der sowohl scharf als auch belustigt war.
Yvain erwiderte ihren Blick mit unwillig gerunzelten Brauen und sagte abwehrend: »Ich wäre ein schlechter Gutsherr, wenn ich mir nicht Gedanken über die Leute machen würden, die auf meinem Anwesen leben.«
*
»Geliebte Schwester, wieder einmal erfolgt Euer Besuch völlig unerwartet.« Richard küsste Matilda auf die Wangen. »Wenn Ihr Euch angekündigt hättet, wäre ich früher von der Jagd zurückgekehrt und hätte mich umgekleidet – so, wie es sich für die Gegenwart einer Dame geziemt hätte.«
»Das Warten habe ich gerne in Kauf genommen und Eure staubige Jagdkleidung kann ich ertragen. Hauptsache, möglichst wenige Leute erfahren davon, dass ich hier bin.« Matilda musterte ihren Halbbruder, der sie ihrerseits mit einem ironischen Lächeln bedachte und sich nun auf die gepolsterte Fensterbank des Erkers sinken ließ. Ja, seine Jagdkleidung und seine Haare waren schmutzig, und auch sein Gesicht wurde von einer verschmierten Staubschicht bedeckt. Trotzdem wirkte er geradezu unverschämt gut aussehend und zufrieden mit sich selbst.
»Auf meiner Reise durch Aquitanien habe ich die Leute immer wieder sagen hören, was für ein guter Herrscher Ihr doch seid«, bemerkte sie.
»Oh, die letzten Ernten waren gut. Das macht es den Menschen leicht, ihren Fürsten zu loben.« Richard winkte lässig ab. »Aber ich vermute, Ihr habt die weite Reise nicht unternommen, um mir Komplimente zu machen. Auch wenn ich sie aus Eurem Munde natürlich besonders gerne höre.«
»Nein, ich bin wegen William de Thorigny zu Euch gekommen.«
»Tja, William ist nach wie vor ein einziges Ärgernis. Ich nehme an, Ihr wisst, dass er um unseren Bruder John herumscharwenzelt und sich bei ihm einschmeichelt, da er ihn für den zukünftigen König hält?«
»Ich habe davon erfahren.« Matilda nickte. »Aber Williams politische Ambitionen interessieren mich im Moment nicht besonders.«
»Nun, ich würde aber doch sagen, dass seine einflussreiche Stellung am Hofe unseres Vaters ein Teil des Problems ist …« Richard hob die Augenbrauen.
»Das trifft natürlich zu.« Matilda neigte zustimmend den Kopf. »Aber mich beschäftigt im Moment vor allem Williams Grausamkeit.« Mit knappen Worten berichtete sie, was er Adela angetan hatte. »Ich möchte, dass William leidet, so wie er andere Menschen leiden lässt. Und dazu benötige ich Eure Hilfe«, schloss sie.
»Eine Option wäre es, William durch gedungene Mörder aus dem Weg räumen zu lassen.« Richard zuckte die Schultern.
»Das habt Ihr doch nicht ernsthaft vor!«
»Ihr schreckt vor einem Mord zurück?« Richard lächelte sie an. »Für so zartbesaitet hätte ich Euch eigentlich nicht gehalten. Nein, ich weiß, was Ihr sagen wollt: Wenn herauskommt, dass ich hinter diesem Mord stecke, enterbt mich unser Vater auf der Stelle, ich bringe die Kirche gegen mich auf und schmälere somit meine Aussichten, jemals König zu werden, ganz entscheidend …«
»Ihr seid wirklich erwachsen geworden«, sagte Matilda trocken.
»Wie schön, dass Ihr das erkennt.« Richard veränderte seine Sitzposition und streckte die Beine von sich. »Was schlagt Ihr also vor?«
»Eine Intrige gegen ihn zu spinnen. Ein Netz aus Anschuldigungen und Verleumdungen, in dem er sich immer mehr verfängt …«, sagte sie mit harter Stimme.
»Das bedeutet, Leute in seiner Umgebung und in der unseres Vaters zu bestechen …« Richard nickte
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