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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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gedrängt, dass seine Tante endlich ihre Wahl traf.
    »Werdet Ihr die Kranke wirklich mitnehmen?«, fragte die Schifferin. Als Marian ihre Frage bejahte, seufzte sie erleichtert. »Gott möge Euch Eure Güte vergelten. Es ist nicht das erste Mal, dass mein Mann und ich einen hilfsbedürftigen Menschen irgendwo aufgelesen haben. Aber so verstört wie diese Kranke war noch niemand.«
    Sie geleitete Marian und Yvain zu dem hölzernen Aufbau, der wie bei Walthers Boot in der Mitte des Schiffes stand. Im Inneren befanden sich ebenfalls zusammenklappbare Stühle. Nur war die Einrichtung sonst viel ärmlicher als die des wohlhabenden Kaufmanns. Die Tischplatte und die Böcke waren an die Wand geschoben worden, um einem Strohlager Platz zu machen. Darauf lag die Kranke. Das tiefrote, kurze Haar, das sich um ihren Kopf kringelte, bildete einen fast erschreckenden Kontrast zu ihrem bleichen, eingefallenen Gesicht.
    »Adela«, sagte die Schifferin behutsam, während sie an das Lager trat und die Kranke berührte. »Diese Menschen werden Euch mit sich nehmen und Euch auf ihrem Gut gesund pflegen. Es sind gute Leute, das fühle ich. Ihr könnt ihnen vertrauen.«
    Die Kranke schlug die Augen auf. Ihr fiebriger Blick irrte von der Schifferin zu Marian und blieb dann an Yvain hängen. Unvermittelt begann sie zu zittern und rollte sich zusammen, als ob sie sich vor ihm schützen wollte.
    »Verzeiht«, flüsterte die Schifferin Yvain zu. »Ich hätte Euch warnen müssen. Auch auf meinen Gatten hat Adela anfangs so reagiert. Sie scheint sich vor Männern zu fürchten.«
    »Wahrscheinlich hat sie ihre Gründe dafür«, bemerkte Yvain knapp. Als Marian und die Schifferin eine Weile beruhigend auf die Kranke eingeredet hatten und sie bereit war, sich von ihm berühren zu lassen, hob er sie sehr vorsichtig hoch.
    Das ganze Stück vom Schiff über das Reep bis hin zu der Stelle am Kai, wo Walther mit Yvains Pferd und dem Karren auf sie wartete, konnte er ihr Zittern spüren.
    *
    Yvain betrat die kleine Halle seines Gehöfts. Er hatte die Kuh, die die acht Meilen von Aberystwyth willig hinter dem Karren hergetrottet war, in einem Stall untergebracht und sie mit Wasser und Futter versorgt. Am nächsten Tag würde er sie dann zu den beiden anderen Kühen auf die Weide bringen. Danach hatte er noch seinen üblichen abendlichen Rundgang über das Anwesen unternommen.
    Er war müde und hungrig und merkwürdig gereizt, wobei er sich selbst nicht erklären konnte, warum. Marian war von dem langen Tag und all den Eindrücken in der Stadt erschöpft gewesen, weshalb sie auf dem Heimweg recht schweigsam gewesen war. Wofür Yvain dem Himmel gedankt hatte.
    Durch einen Türspalt fiel Licht in die Halle. »Ja, nun esst noch einen Löffel voll Suppe. So ist es gut«, hörte Yvain seine Tante sagen. Unwillkürlich blieb er stehen und blickte durch den Spalt. Marian saß neben einer improvisierten Bettstatt und fütterte die Kranke. Adela war, so rief sich Yvain ins Gedächtnis, der Name der Frau.
    Wieder wirkte ihr Gesicht im Kontrast zu dem roten Haar erschreckend bleich und verhärmt. Dennoch war zu erkennen, dass sie einmal sehr hübsch gewesen sein musste. Sie strahlte eine Verlorenheit aus, die ihn berührte und gleichzeitig zornig machte, und er wünschte sich plötzlich, er hätte dem Wunsch seiner Tante nicht nachgegeben.
    *
    Yvain hatte schon eine Weile in der Stube vor dem Feuer gedöst, als seine Tante erschien und ein Tablett mit einer dampfenden Schüssel und einem Laib Brot auf den Tisch stellte. Wie immer beachtete sie die Schweigsamkeit ihres Neffen nicht. »Adela hat recht hohes Fieber«, sagte sie, während sie den Eintopf in die Tonschalen füllte. »Aber ich glaube, sie wird wieder gesund werden. Als ich ihr geholfen habe, ein frisches Hemd anzuziehen, habe ich ihren Rücken gesehen. Er ist voller Narben, als ob sie häufig ausgepeitscht worden wäre. Das arme Ding …«
    »Vielleicht ist sie ja eine entlaufene Leibeigene«, erwiderte Yvain unwillig. »Nicht dass ich mich bemüßigt fühlen würde, ihren früheren Herrn ausfindig zu machen …«
    »Nein, ich glaube nicht, dass sie eine Leibeigene ist.« Marian schüttelte den Kopf und schnitt mit energischen Bewegungen Scheiben von dem Brot ab. »Sie hat nicht viel erzählt – sie ist ja immer noch nicht richtig bei sich. Eigentlich hat sie mehr mit sich selbst gesprochen. Dabei hat sie sich ausgedrückt wie eine Frau, die eine gewisse Bildung genossen hat. Wenn ich ihre Worte richtig

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