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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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direkt unter dem Dach. Vielleicht können wir ja durch den Rauchabzug das Gespräch der beiden belauschen.«
    »Wir müssen es versuchen«, erklärte Luce entschlossen.
    Einmal, auf ihrem Weg zum Wohngebäude, kamen ihnen einige Männer entgegen und sie duckten sich rasch, mit klopfenden Herzen, in den Schatten eines Stalls. Die Männer, allem Anschein nach Gäste des Lords, die sich auf dem Heimweg befanden, bemerkten sie nicht. Danach erreichten sie ungehindert den Seitenflügel.
    Efeu wucherte in dicken Ranken an der Wand empor. Die Jungen, beide geübte Kletterer, schafften es ohne Probleme, sich daran bis auf das flache Ziegeldach zu hangeln. Doch nachdem sie vorsichtig ein Stück darauf entlang gerobbt waren, hörte Luce, wie Philip, der vor ihm war, einen gemurmelten Fluch ausstieß.
    »Was ist denn?«, flüsterte er erschrocken.
    »In dem Wohnraum brennt ein Feuer«, gab Philip leise zurück. »Ich kann den Rauch riechen.« Nun nahm auch Luce ihn wahr. Sie bewegten sich so nahe an das Abzugsloch heran, wie sie es gerade noch wagen konnten, ohne in Husten auszubrechen, und lauschten angespannt.
    Zuerst hörte Luce Lord Malcolms Stimme: »Ihr habt Euch in ein recht entlegenes Gebiet begeben, William. Noch dazu in einer Jahreszeit, in der das Wetter jeden Tag umschlagen und nass und kalt werden kann. Sonst zieht Ihr doch eher das höfische Leben vor. Darf ich fragen, falls Ihr dies nicht für vermessen haltet, was Euch hierher geführt hat?«
    Mit einem dumpfen Laut fielen brennende Holzscheite in sich zusammen und eine dichte Rauchwolke stob über das Dach. Luce bemerkte, wie Philip neben ihm gegen einen Hustenreiz kämpfte. Doch als William de Thorigny zu sprechen begann, vergaß er alles um sich herum. Die vertraute, weiche Stimme verursachte ihm Übelkeit.
    »Nun, gewissermaßen eine private Sache, deren Anfänge lange zurückliegen«, sagte er. Ein Gluckern ertönte, als ob Wein oder Wasser in Becher gegossen würden. »Ich will Euch nicht mit Einzelheiten langweilen«, sprach William de Thorigny schließlich weiter, »Matilda, die Mutter unseres Königs, hatte eine Dienerin namens Aline, die eine entlaufene Leibeigene meiner Familie war. Statt diese Aline zu bestrafen und zu uns zurückzuschicken, protegierte Matilda sie. Ja, nicht genug, nachdem ihr Sohn König geworden war, sorgte sie dafür, dass Aline – die mittlerweile seit einigen Jahren mit dem Mann verheiratet war, der meinen Vater Hugo getötet hatte – eines der Güter meiner Familie zugesprochen bekam.«
    »Was für ein Unrecht!« Lord Malcolm stieß einen schockierten und mitfühlenden Laut aus.
    Luce kam nicht dazu, über diese Verdrehung der Tatsachen zornig zu werden, denn schon hatte William de Thorigny erneut das Wort ergriffen.
    »Wie Ihr wisst, war der König so klug und großherzig, das an meiner Familie begangene Unrecht wieder gut zu machen. Aber eine Tochter dieser Aline – Adela – hat trotzdem in meinem Leben eine verhängnisvolle Rolle gespielt. Sie ist eine Hexe und ihr verdanke ich, dass ich meinen rechten Unterarm verloren habe. Vor Kurzem habe ich erfahren, dass sie sich auf einem Gut bei Aberaernon versteckt hält. Es gehört einem Ritter namens Yvain. Ich werde mir diese Adela holen und sie endlich so bestrafen, wie sie es verdient.«
    »Mit diesem Yvain ist nicht gut Kirschen essen«, wandte Lord Malcolm ein. »Wenn er dieser Frau Schutz gewährt, wird er sie Euch bestimmt nicht freiwillig übergeben. Auch wenn Ihr ein Baron seid und er nur ein Ritter ist.«
    »Ich weiß, dass er ein halsstarriger Kerl ist, denn ich habe Erkundigungen über ihn angestellt.« William de Thorigny seufzte. »Ich gehe davon aus, dass er sich nur mit Gewalt dazu bewegen lassen wird, Adela herauszugeben. Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen, mir noch drei Tage Eure Gastfreundschaft zu gewähren. Denn ich warte noch auf zwei Dutzend Männer. Mit denen, die ich schon bei mir habe, sind das dann gut sechzig Mann. Damit müsste sich das Gut dieses Kerls einnehmen lassen.«
    Die Antwort des Lords ging in einem gedämpften Hustenanfall Philips unter. Nach einem panischen Schreckensmoment glitten die beiden Jungen, so schnell sie konnten, das Ziegeldach hinab und sprangen auf die Erde. Sie wetzten los und wagten es erst, in einem weit entfernten Teil der Burg, dem kleinen Garten, stehen zu bleiben. Dort verbargen sie sich hinter einigen Büschen. Erst als nach einer Weile immer noch keine lauten Rufe erschollen und keine aufgescheuchten Bediensteten

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