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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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auch die Bediensteten, die sich mit ihr in der Küche versammelten, übernächtigt. Nach dem Ende der Mahlzeit – Adela hatte eben jedem eine Arbeit zugeteilt – erklang von der Scheune her der Schrei: »Soldaten! Sie ziehen über die Felder und auf den Hof zu.«
    Nun war es also so weit … Adela fühlte sich plötzlich sehr ruhig. »Du bleibst bei Blanka in der Küche und gehst auf keinen Fall nach draußen«, befahl sie Luce. Nachdem sie noch schnell die Bediensteten angewiesen hatte, sich zu bewaffnen und sich dann im Hof zu versammeln, rannte sie zur Scheune.
    »Herrin, es sieht nicht gut aus. Es sind sehr viele …« Auf dem Heuboden kam ihr der junge Knecht entgegen, der an der Luke Wache gehalten hatte. Adela hastete an ihm vorbei und spähte nach draußen. Ein Trupp Berittener, die von Fußsoldaten begleitet wurden, näherte sich dem Anwesen. Zusammen waren es, schätzte sie, etwa hundert Mann. Nein, gegen eine so große Zahl von Angreifern werden wir uns nicht behaupten können. Die Soldaten werden die Hecke niederreißen oder das Tor einrammen , ging es ihr durch den Kopf. Ich bin für meine Leute verantwortlich … Ich muss Luce beschützen … O Gott, was soll ich nur tun?
    Der Knecht war neben sie getreten. Sein junges Gesicht wirkte bleich und ängstlich. »Werden wir uns denn gegen diese Männer behaupten können?« Er schluckte nervös. Er war auf dem Gut geboren worden und hatte noch nie kämpfen müssen. Adela zögerte mit der Antwort. Selbst wenn sie sich den feindlichen Soldaten ergaben, bedeutete dies nicht, dass sie verschont würden.
    Die Soldaten waren mittlerweile bis auf hundert Fuß an die Hecke herangekommen. Der Hufschlag der Pferde hallte bedrohlich vom Boden wider. Die Männer waren – wie Adela jetzt erkannte – gut ausgerüstet, und ihre Kleidung war nicht zerlumpt. Wenigstens handelte es sich bei ihnen nicht um Söldner, die für ihre Grausamkeit und Skrupellosigkeit berüchtigt waren … Eine zaghafte Hoffnung regte sich in ihr.
    Wie als Erwiderung auf diesen Wunsch löste sich nun ein Reiter aus den Reihen und trabte dicht an die Hecke heran. Er schwenkte ein weißes Tuch. »Mein Herr, Lord Montmercy, ein Gefolgsmann König Henrys, ist befugt, den Bewohnern freien Abzug zu gewähren, wenn uns das Anwesen kampflos überlassen wird. König Henry gewährt dies als Gunst für die Dienste, die die Magd Aline seiner Mutter erwiesen hat. Der Lord fordert sofort eine Antwort.«
    »Dem Himmel sei Dank!«
    »Nein, dem König sei Dank!«
    »Ich hatte solche Furcht.« Vom Hof klang erleichtertes Getuschel zu Aline herauf. Zwei Mägde begannen erlöst zu weinen. Auf dem Gesicht des jungen Knechts breitete sich ein zaghaftes Grinsen aus. Wir alle werden mit dem Leben davonkommen, überlegte Adela . Mehr können wir nicht erwarten. Sie drängte das Unbehagen, das sich in ihr regen wollte, zurück. Sie beugte sich aus der Luke und rief: »Wir nehmen das Angebot des Lords an und übergeben das Gut.«
    »Dann öffnet das Tor und kommt unbewaffnet heraus«, scholl es zurück.
    Rasch kletterte Adela die Leiter vom Heuboden hinunter und eilte zu ihren Leuten. »Ihr habt gehört, was der Soldat befohlen hat«, sagte sie, »legt alle Waffen auf einen Haufen. Danach stellt ihr euch geordnet auf, damit wir schnell durch das Tor ziehen können.«
    Luce, der mit Blanka aus der Küche gekommen war, rannte zu ihr. »Müssen wir wirklich fortgehen?«
    »Ja, mein Liebling«, sagte Adela sanft, »das müssen wir.«
    »Werden wir wiederkommen?«
    Adela ließ ihren Blick über das strohgedeckte Haus und den Garten schweifen. An den Apfelbäumen hingen kleine grüne Früchte. Ein Huhn flatterte über den Hof und gackerte aufgeregt. Unser Zuhause …, dachte sie. Obwohl es ihr schier das Herz zerriss, entschloss sie sich zur Ehrlichkeit. »Luce, ich hoffe, dass wir zurückkommen werden. Aber ich weiß es nicht.«
    »Aber … Dann will ich meinen Kreisel und mein Spielzeugpferd mitnehmen. Und Brun, mein Pony …« Luces Augen füllten sich mit Tränen, und seine Lippen zitterten.
    »Mein Liebling, es tut mir leid. Aber dafür ist keine Zeit. Komm jetzt.« Adela fasste nach seiner Hand. Etwas in ihrer Stimme ließ Luce zusammenzucken. Seine Tränen versiegten. Folgsam, mit hängendem Kopf, trottete er neben ihr her.
    Adela wies zwei Knechte an, den Riegel zurückzuschieben und das Tor zu öffnen. Die beiden Flügel schwangen auf. An der Spitze ihrer Leute trat sie mit Luce an der Hand durch das Tor und auf das

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