Die Rache der Horden
sehen Sie zu, dass Sie sich das nicht einfangen! Sicher, Sie möchten gern wie Keane sein; Sie sind schon ein verdammter Held, aber am Ende bleiben Sie innerlich hohl und abgestorben zurück.«
»Sind Sie fertig mit Ihrer Predigt, Bruder Ferguson?«
Chuck nickte.
»Ich bekomme meine Waffen!«
»Ich überlege mir etwas. Ich verspreche Ihnen, dass Sie sie so bald wie möglich erhalten. Aber es wird eine mörderische Aufgabe sein, so zu tun, als wären zehntausend Musketen einfach verschwunden.«
»Dann ist das Geheimnis auch sicher. Danke.«
»Wie sieht es in Roum aus?«
»Ein bisschen chaotisch. Julius ist dafür zuständig, die Flüchtlinge auf dem Land unterzubringen. Er leistet gute Arbeit. Es gab Probleme – ein paar Schlägereien, ein paar Erkrankungen. Aber die Roum kommen gut mit unseren Leuten klar. Ich vermute, dass Bauern Verständnis für Bauern haben. Problematisch ist nur, dass auch aus dem Süden Flüchtlinge kommen. Da unten treiben sich nicht genug Merki herum, um ernsten Schaden anzurichten, aber sie binden doch Kräfte an dieser Front. Womöglich verlieren wir einen Teil der späten Frühlingsernte. Die Stadt ist derweil ein verdammtes riesiges Kinderheim geworden. Ich habe allein zwei Mütter und fünf Kinder in unserem Haus, Kusinen von Tanja.«
»UndJulius’ Tochter Olivia?«
Vincent reagierte nervös und wurde rot.
»Sie ist okay. Hat nach Ihnen gefragt.«
»Wieso werden Sie rot, Vincent?«
»Nichts.«
»Sagen Sie mal, war da etwas zwischen Ihnen? Mir sind ein paar Gerüchte zu Ohren gekommen«, sagte Chuck in sprödem Ton.
»Ich schwöre, da war nichts«, antwortete Vincent ein bisschen zu hastig.
Chuck beschloss, das Thema ruhen zu lassen, denn er wollte es lieber gar nicht wissen.
»Haben Sie die Meldung gelesen, die heute Morgen eingetroffen ist?«, fragte er stattdessen im Plauderton, als sich Vincent zu entspannen schien.
»Darüber, dass die Evakuierung von Suzdal heute abgeschlossen wird?« Vincent nickte.
»Schlimme Sache. Irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen, dass wir die Stadt tatsächlich verloren haben. Es ist, als hätte man gehört, die Südstaatler hätten Maine erobert. Die Stadt war unser Zuhause. Verdammt, ich hatte dort ein echt nettes Häuschen und hatte auch vor, mir ein richtiges Haus zu bauen: schnörkelverzierte Veranda, Türmchen, schmiedeeiserner Zaun. Ein Platz, um sich niederzulassen und eine Familie zu gründen. Verdammt, ich schätze, wir finden dort nur noch Asche vor, wenn alles vorbei ist!«
»Die Wechselfalle des Krieges«, sagte Vincent, und seine Gesichtszüge wurden wieder härter. Er brach ab und blickte hinter sich.
»Wie steht es um diese Scharfschützengewehre, die Whitworths?«
Chuck zögerte.
»Ich habe ein paar mehr hergestellt. Ich konnte das Projekt nach so viel Arbeit einfach nicht aufgeben.«
»Ich habe das Exemplar gesehen, das Sie Andrew gegeben haben. Ich möchte auch eines.«
»Haben Sie vor, selbst jemanden umzubringen?«
Vincent lächelte nur und entfernte sich.
»Was zum Teufel hatte das denn zu bedeuten?«, fragte Theodor, der sich jetzt zu Chuck gesellte.
»Nur ein kleines Geschäft mit einem Besessenen.«
»Er ist ein guter General, dieser Mann«, fand Theodor. »Ich habe ein paar Vettern im 8. Regiment. Sie sagten, er wäre eine seltene Erscheinung, voller Feuer.«
»Feuer verbrennt einen«, gab Chuck zu bedenken.
Er nickte Dimitri zu und kehrte in den Schuppen zurück.
Dimitri nickte seinerseits lächelnd und schloss sich Vincent an; sie stiegen auf die Pferde und machten sich auf den langen Ritt zurück nach Hispania.
»Haben Sie die Waffen bekommen?«
Vincent lächelte.
»Was hat er sonst noch gesagt?«
»Nicht viel.«
»Ich sollte wirklich Ihr Englisch lernen – es scheint, dass man ziemlich leidenschaftlich werden kann, während man nicht viel sagt.«
»Er klingt viel zu sehr nach Ihnen, Dimitri.«
Dimitri wusste es besser, als darauf zu reagieren.
Es dauerte noch ein paar Monate, bis seine Truppen kampfbereit waren, aber Vincent Hawthorne wusste, das er bereit sein würde, wenn die Zeit schließlich gekommen war. Er pfiff eine Melodie falsch, trieb das Pferd zum Handgalopp und ließ Dimitri im Schlamm zurück.
Zum ersten Mal seit Monaten entdeckte Andrew Tränen in Kathleens Augen. Verlegen ging er zu ihr und umarmte sie, während sie die schlafende Maddie in den Armen hielt.
»Es ist nur so, dass wir so hart für all das gearbeitet haben«, sagte sie mit erstickter Stimme und
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