Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
sollte, aber ich verlasse mich auf Euch.«
    »Gegen die Engel Eures besseren Urteilsvermögens«, sagte Juri.
    Andrew nickte.
    Der Mann griff in sein Hemd und zog einen Brief hervor.
    »Ich habe Euch nur die halbe Wahrheit erzählt. Aus persönlichen Gründen. Öffnet den Brief später.«
    Andrew nickte erneut.
    Juri nickte seinerseits nervös. Andrew erkannte, dass es keinen Sinn hatte, länger zu zögern – es hätte keinem von beiden genützt.
    Zögernd streckte er die Hand aus.
    »Viel Glück, Juri.«
    Fast schüchtern schlug Juri ein und wandte sich dann mit feuchten Augen ab.
    »Ihr werdet nie erfahren, wie tiefgreifend Eure schlichte Nächstenliebe alles verändert hat«, sagte er. Er hatte Andrew den Rücken zugekehrt, und dieser war auch schon gegangen.
    Der Colonel kehrte ins Licht des frühen Morgens zurück.
    Er blickte zu seiner Stadt zurück. Sie war still, vom gelegentlichen Krachen der Kanonen abgesehen. Suzdal erinnerte ihn an ein Dorf, das unter einem frühen Sommermorgen lag, an dem sich noch niemand gerührt hatte. Irgendwie müsste sie bald lebendig werden, geradezu vibrieren von Leben.
    Aber Suzdal war nur noch von Erinnerungen erfüllt.
    Er winkte dem Lokführer zu, der sich aus dem Führerstand beugte.
    Ein Beben lief durch den Zug.
    »Lebwohl«, war alles, was Andrew flüstern konnte, als er in den Zug stieg.
    Die Lok fuhr auf dem Rangiergleis an, während der Vorauszug schon die äußeren Befestigungslinien durchquert hatte.
    Andrew stand allein auf der Plattform und sah, wie die Erdschanzen hinter ihm zurückfielen. Der Zug fuhr durch die Kurve und wurde schneller, während die Gräber der erschlagenen Tugaren auf den Hügeln zur Rechten vorbeiglitten.
    Die Lok ratterte jetzt über die Brücke der Wina. Als Andrew hinabblickte, sah er den Fluss turbulent dahinströmen, denn die Schleusen des Damms standen weit offen. Einen Augenblick lang war der Blick auf die Fabriken weiter oben im Tal frei – und die Schornsteine rauchten dort nicht mehr, denn das letzte der Tarnfeuer, die der Täuschung des Feindes gedient hatten, war längst erkaltet.
    Die ganze Welt wirkte in diesem Augenblick kalt, obwohl die Sonne hell strahlte und eine warme trocknende Brise aus Südwesten kam.
    Der Zug fuhr von der Brücke. Ein feindliches Geschoss schlug ein Stück weit hinter ihm ein.
    Das Rattern auf den Gleisen wurde lauter und schneller. Der Zug wandte sich nach Osten und fuhr den Hang auf der anderen Seite der Talsperre hinauf. Die Lok wurde langsamer. Oben angekommen, ging die Fahrt weiter, und die Dampfpfeife des Zuges tutete ein kurzes Signal. Andrew beugte sich aus dem Wagen und sah, wie ein Weichensteller neben dem Zug herlief und in einen Güterwagen sprang. Der Lokführer verfolgte das, aus dem Führerstand gelehnt, und schob den Gashebel wieder ganz auf.
    Der Zug durchquerte das Stellwerk. Links sah Andrew die Hauptlinie nach Wasima laufen, während sie selbst direkten Kurs auf Nowrod nahmen, um in hundertfünfzig Kilometern Entfernung wieder auf die Hauptlinie einzubiegen, außerhalb des Zugriffs der anrückenden Merki.
    Er blickte nach Westen zurück. Nur die Turmspitzen waren noch zu sehen. Der Zug überquerte jetzt eine niedrige Anhöhe. Einen Augenblick lang hatte Andrew wieder den Blick auf ganz Suzdal frei, wie er es das erste Mal erblickt hatte, eine Stadt wie aus dem Märchen mit ihren Holztürmen, uralten Mauern und hohen Blockhäusern, reichhaltig mit Schnitzwerk verziert, die erfreuliche Gestalten und Formen aufwiesen. Und dann war sie verschwunden.
    Schüsse liefen wie eine Welle den Höhenzug entlang. Pat saß nachdenklich da, mampfte ein Sandwich und verfolgte die Geschützbatterien im Einsatz.
    Die Protzenfahrer waren nach vorn gegangen und hakten die Geschütze an die Wagen. Die erste Kanone machte sich auf den Weg hangabwärts, und das Gespann zog sie im Galopp über die Felder. Mehrere Granaten detonierten auf dem Höhenzug. Ein Munitionswagen ging hoch und stieg regelrecht in die Luft; die angeschirrte Kanone kippte wie ein kaputtes Spielzeug um.
    »Gottverdammt!«, flüsterte Pat.
    Der Rest der Batterien setzte den Rückzug bergab fort. Keine Minute später gewann eine dünne Linie Merki-Reiterei den Kamm; sie beugten sich aus den Sätteln und spießten die wenigen Verletzten auf, die noch nicht abtransportiert worden waren.
    Die gewellte Reihe Infanterie zur Unterstützung der Batterien marschierte jetzt vor Pat den Hang hinauf; die Flaggen flatterten im Wind, und die

Weitere Kostenlose Bücher