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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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sich. Nach mehreren Schnitten spritzte rötlicher Schaum hervor; dann wechselte er die Haltung und schnitt weiter, arbeitete sich einmal rund um den Schädel. Die Schreie des Stücks Vieh wurden auf einmal matter, und Gemurmel breitete sich im Zelt aus. Schließlich wurden viele Opfer in diesem Stadium ohnmächtig, denn es war ja nur Vieh, aber es würde sich als schlimm erweisen, falls dieses Exemplar plötzlich starb und so die Zeremonie beendete, ehe die abschließenden Omen gewonnen waren. Shargs Säge drang nicht ein einziges Mal ins Gehirn vor, sondern stoppte immer direkt davor.
    Die Schneidearbeit ging weiter, und bald war der Tisch bedeckt mit einem Ring aus Knochensplittern und rötlichen Schaumspritzern. Sharg legte die Säge weg und grub die Finger unter die losgeschnittene Kopfhaut, wobei er sich allerdings nicht dazu herabließ, den Schädel direkt zu packen. Nur die jüngsten Schamanen öffneten den Schädel auf so eine Weise, denn sie waren selbst nicht überzeugt, auf ganzer Länge tief genug geschnitten zu haben, und wollten so beim Ziehen einen sichereren Griff haben. Nur selten passierte es, dass ein Schamane nach oben zog und sich dabei nur die Kopfhaut löste. Obwohl ein solches Omen schlecht war, erinnerte sich Tamuka an eine solche Gelegenheit und wie er sie ungeheuer erheiternd gefunden hatte: der gedemütigte Schamane hielt nur einen blutigen Lappen Kopfhaut in der Hand, während das Stück Vieh eine weiße Mütze zu tragen schien. Ein solcher Missgriff war auch bei dem Yankee Cromwell passiert, der während der ganzen Zeremonie geschwiegen hatte, die Augen weit aufgerissen vor irgendeinem inneren Wahnsinn, der den Schamanen erschütterte, während er seiner Pflicht nachging.
    Bei Sharg waren derlei Missgriffe nie vorgekommen. Es schien ihm nicht die geringste Mühe zu bereiten, als er jetzt die Hände hob und die Schädeldecke mit einem vernehmbaren Schnapplaut öffnete. Anerkennendes Bellen drang durch die ganze Jurte, und nur das Gejammer der übrigen Stücke Vieh hob sich davon ab, die selbst in Tische geklemmt waren, die Gesichter so ausgerichtet, dass sie sehen konnten, was ihnen selbst noch bevorstand.
    Ein gurgelndes Stöhnen entrang sich den Lippen des Mannes, und er rührte sich nicht mehr. Sharg blickte scheinbar gekränkt auf ihn herab, beugte sich vor und gab ihm einen leichten Klaps auf die Wange. Er stellte die Schädeldecke vor den Augen des Mannes ab, die sich jetzt wieder fokussierten und sich vor Grauen weiteten.
    Das Gehirn lag immer noch unter einer faserigen grauen Schicht. Sharg schnitt sie am Hinterkopf ein, schälte sie ab wie die Haut einer überreifen Frucht und legte so die grauen Windungen darunter frei, wobei dem Mann ein Schwall leicht eingefärbten Wassers an den Kopfseiten herablief.
    Sharg betrachtete die Hirnwindungen und die pulsierenden Adern darin und sang dabei leise, und nach geraumer Weile blickte er zu Jubadi auf.
    »Viele Flüsse müssen überquert werden, einige dick von rotem Blut, die anderen von Blau. Ich sehe gelbe Brände und dunkle verborgene Pfade.«
    Er beugte sich weiter vor und zeigte mit dem Finger.
    »Da! Es schwimmt auf den Gehirnwindungen, ein weißer Fleck wie die großen Schiffe, die auf Luft fahren. Ich sehe viele davon, einige auf dem Weg nach Osten, andere auf dem Weg nach Westen. Ich sehe, dass ihnen Feuer vom Boden entgegenschlägt. Das Blau, die Farbe der Yankees, breitet sich auf dem grauen Feld des Todes aus.«
    Er blickte zu Jubadi auf.
    »Wir werden den Sieg davontragen.«
    Wilde Rufe folgten diesen Worten. Tamuka fiel darin ein, obwohl er im Herzen daran zweifelte, dass man die Zukunft auf diesem Wege vorhersagen konnte, denn außer zu ganz seltenen Anlässen klangen die Weissagungen alle gleich. Keinerlei Gefühl der Verwandtschaft bestand zwischen denen, die wie er mit den Geheimnissen ihres Tu wandelten, und denen, die in Viehgehirnen lasen. Die Auguren betrachteten die Schildträger als Rivalen, während die vom Weißen Clan fanden, dass zwar viel Wahres auf den Wegen der Schamanen zu finden war, dem Weißen Clan jedoch Einsichten zuteil wurden, die die Auguren ihm niemals hätten eröffnen können.
    Sharg zog nun eine lange Nadel aus der Gürteltasche und hielt sie über die gewundene graue Masse. Er murmelte einen leisen Singsang, während er die Nadel einführte. Das Stück Vieh klapperte daraufhin mit den Zähnen, und seltsame Worte entflohen seinen Lippen. Der Schamane zog die Nadel heraus und steckte sie aufs

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