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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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lächelte.
    »Ich muss jetzt zu den Zelten meiner Krieger zurückkehren«, fuhr er fort. »Morgen wartet ein langer Ritt auf uns.«
    Tamuka verneigte sich tief, als sich der Qar Qarth umwandte und dabei sein Viehhautmantel im Nachtwind raschelte. Unter seinen Schritten stieg der Duft von Blumen und frischem Frühlingsgras auf.
    Ein leichter Nebel war inzwischen heraufgezogen und warf einen geisterhaften Schatten, als Muzta in der Nacht verschwand.
    Tamuka entfernte sich noch weiter von der großen Jurte Jubadis und ließ sich förmlich in die Nacht hineintreiben, während weiterhin Nebel vom Boden aufstieg und ihn mit kühlen Händen umfasste.
    Er legte sich auf den Boden und ließ sich vom Nebel umschließen. Dieser schimmerte schwach im Licht der beiden Monde, die trübe leuchtend ihre Bahnen über den Nachthimmel zogen.
    Tamukas Atem beschleunigte sich jetzt, ging zu kurzen Stakkatostößen über, schneller und immer noch schneller. In den Fingerspitzen setzte ein Kribbeln ein, breitete sich durch die Arme aus und verknotete sich in der Brust, und sachte verloren die Augen den Brennpunkt. Der Atem lief jetzt wieder langsamer, in immer längeren Intervallen, bis es schien, als wäre Tamuka schon tot.
    Er spürte, wie sich sein Tu, der Geist des Schildträgers, in ihm rührte und sich bereitmachte hinauszuspringen, zum Nachthimmel aufzusteigen, lauschend nach den Stimmen der Ahnen zu suchen, und er folgte dem Tu hinaus, sodass die riesige, gewellte Steppe unter seiner Seele dahinzurasen schien.
    Gesichter tauchten vor ihm auf, darunter sein Vater, der lachte, während ihm die Kampfeslust aus den feurigen Augen blitzte, und dessen Freude auf Tamuka übersprang. Und da war Yourga, der Meister, der ihn auf den geheimen Pfaden unterwiesen hatte, ihm zugeflüstert hatte, er möge sich von seinem Ka abwenden, dem Geist des Kriegers, und stattdessen in die Seele des Tus eintauchen, die des Schildträgers.
    Lasse dich nicht vom Ka antreiben; entlasse ihn aus deinem Herzen, aus deiner Seele; sei ein Merki und sei es doch zugleich nicht; sei ein Krieger und doch derjenige, der dem Krieger-ATa, dem Geist der Horde, Führung bietet, denn nur so werden wir alle überleben.
    Und noch während er so wanderte, sang er die geheimen Worte des Tu, und doch war es der Ka, der nach ihm rief. Eine Heerschar galoppierte vorbei, Kriegerseelen in einem Sturmritt über den mitternächtlichen Himmel, wobei sie nach wie vor die Stimmen jener vernahmen, die noch über das endlose Grasmeer ritten. Tamuka erblickte sie ebenfalls, die ungeheure Masse der Horde an diesem Vorabend des Frühlingsrittes und des Krieges.
    Geister stürmten an ihm vorbei und durch ihn hindurch, folgten ihrer immer währenden Bahn über den immer währenden Himmel. Und doch erblickte er noch weitere, die den Geistern der Horde immer näher rückten, auf sie eindrangen, sich gleichzeitig um sie herum ausbreiteten und sie einschlossen.
    Die Geisterreiter wendeten, zogen sich zurück, und ihre Triumphschreie waren verstummt.
    Vieh stand am Horizont und wartete, den kalten Glanz des Hasses in den Augen.
    Konnten sie sogar hierhin vordringen?, fragte sich Tamuka. Würde das Vieh letztlich sogar die Tore des Feuers durchschreiten und in die eigentliche Welt des immer währenden Himmels vordringen?
    Doch sicher, das konnte durchaus geschehen. Denn wenn der Merki den Tugaren auf dem Grasmeer unter ihm niederstreckte, führte dies dann nicht im immer währenden Himmel dazu, dass der Merki den Tugaren vor sich hertrieb? Wie sonst sollte es denn sein, wo doch alle Dinge nur Widerspiegelungen anderer Dinge waren, wobei der an niederer Stelle errungene Sieg die Geister in der Höhe stärkte? Und wobei die Stärke der Geister wiederum dem Ka derer dort unten neue Kraft verlieh?
    Die Geisterreiter wendeten und starrten Tamuka an, als wäre er irgendwie verantwortlich für dieses Gräuel. Die Stimmen seines Vaters und aller Krieger des Yushin-Umen schwiegen nun, die Stimmen jener, die ruhmvoll gefallen waren, so edel, wie man sich nur wünschen konnte, und ihre Blicke ruhten gebannt auf dem nördlichen Horizont.
    Tamuka dachte kurz an sein Schoßtier, stellte sich Fragen, wusste viele Antworten. Dies war allein sein Plan, in den er niemanden sonst eingeweiht hatte. Es war eine meisterhafte Bezwingung von Vieh gewesen, wobei sich selbst das Schoßvieh der Manipulation nicht bewusst war, und so hatte Tamuka den Mann losgeschickt und dabei genau gewusst, was dieser tun würde. Darin lag

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