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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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– auf jeden Fall aber vor dem Ende der Woche.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er endlich, die einzigen Worte, zu denen er sich aufraffen konnte.
    Sie legte den Kopf an seine Schulter und drückte seine Hand fest zwischen ihre Brüste.
    »Du musst zurückkommen«, sagte sie mit kaum vernehmbarer Stimme, während der Chor weitersang. »Ich könnte es nicht ertragen, ohne dich zu leben.«
    Er schwieg dazu, wollte nicht, dass sie hörte, wie seine Stimme erstickte.
    Als der Chor fertig wurde, schwieg der größte Teil des Publikums; ein paar klatschten matt.
    Es wurde dunkel im Theater, und Gregori trat auf die Bühne, gekleidet in die blaue Uniform eines Nordstaaten-Colonels, den linken Ärmel hochgesteckt. Andrew blickte sich unbehaglich um. Kathleen drückte ihm fest die Hand, und Andrew lehnte sich verlegen zurück, damit er von außerhalb der Loge nicht zu sehen war.
    Hinter Gregori stiegen Blitz und Rauch auf; Flammen loderten, und hinter ihnen wanderten die Schatten marschierender Männer über einen angestrahlten Vorhang.
    Eine Narga schmetterte, sodass Andrew ein kalter Schauer über den Rücken lief; der durchdringende Klang dieses Horns füllte den Theatersaal ganz, und viele Menschen im Publikum schrien, teils aus Zorn, teils aus Unbehagen und Angst. Simulierte Musketenschüsse knatterten; Kesselpauken standen für Geschützfeuer, und Hörner im Orchester bliesen zum Sturmangriff.
    Das war alles sehr wirkungsvoll, so gut wie alles, was Andrew jemals auf einer Bühne gesehen hatte, und er fühlte sich seltsam angerührt. Die Effekte verklangen allmählich, als tobte die Schlacht in immer größerer Ferne, während die Flammen hinter Gregori weiter loderten.
    »Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde!«, begann er mit einer leisen, melodischen Stimme voller Kraft.
    Etwas regte sich tief in Andrew, als der junge Rus-Offizier weiter aus Heinrich V. rezitierte:
    »Doch bläst des Krieges Wetter euch ins Ohr, Dann ahmt den Tiger nach in seinem Tun; Spannt eure Sehnen, ruft das Blut herbei, Entstellt die liebliche Natur mit Wut …
    Die Stimme des Jungen wurde schriller und lauter, damit sie vernehmbar blieb, als die Musketenschüsse lauter wurden und die Flammen höher schlugen:
    Ihr auch, wackres Landvolk,
    In Rusland groß gewachsen, zeigt uns hier
    Die Kraft genoss’ner Nahrung; laßt uns schwören, Ihr seid der Pflege wert, was ich nicht zweifle;
    Denn so gering und schlecht ist euer keiner,
    Daß er nicht edlen Glanz im Auge trug.
    Ich seh euch stehn wie Jagdhund’ an der Leine, Gerichtet auf den Sprung; das Wild ist auf, Folgt eurem Mute, und bei diesem Sturm Ruft: Kesus und Perm mit Rus! Der Republik! Der Menschheit!«
    Einen Augenblick lang war es still, und als bräche ein Damm sprang das Publikum dann auf und tobte vor Begeisterung. Gregori drehte sich zur Präsidentenloge um, nahm Haltung an und salutierte, und er behielt die Hand oben.
    »Nur zu!«, gab Emil das Stichwort und drängte Andrew, sich zu erheben.
    Mit Tränen in den Augen stand Andrew auf, und die Knie waren ihm weich. Er nahm selbst Haltung an und salutierte vor Gregori, wandte sich dem Publikum zu und salutierte auch vor diesem. Die Ovationen stiegen zu einem anhaltenden Sturm an.
    Es schien, als riefe zunächst nur eine einzelne Stimme die Worte, aber in Sekunden fiel der ganze Saal ein: »Mine Eyes have seen the glory …«, Meine Augen haben den Ruhm erblickt.
    Andrew fiel in das Lied ein, wiewohl seine Stimme nur ein Flüstern war. Er spürte, wie ein Arm um seine Taille gelegt wurde. Er blickte über Kathleen hinweg und sah Kai neben ihr stehen, das Gesicht abgespannt und ernst, den Hut über dem Herzen.
    Das Lied verklang, und ein weiterer Beifallssturm schloss sich an. Andrew verneigte sich, um dem Publikum und auch den Schauspielern zu danken, die auf die Bühne getreten waren und in die Battle »Hymn of the Republic«, die Kriegshymne der Republik einstimmten. Anschließend verließ er die Loge und anschließend den Saal durch eine Seitentür, um der Menge aus dem Weg zu gehen.
    Es war ein warmer Frühlingsabend, und er atmete in tiefen Zügen und genoss die frische Luft nach dem rauchigen Mief im Musiksaal. Die Menge strömte zum Haupteingang heraus und hangaufwärts zum Park des Yankeeviertels, wo ein Freiluftball noch im Schwünge war, dessen ferne Klänge die Straße herabschwebten.
    »Die Männer haben das wochenlang geplant«, sagte Pat, der gerade aus dem rückwärtigen Bühneneingang trat und sich mit einem

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