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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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schmutzigen Taschentuch die Fettschminke vom Gesicht wischte.
    Andrew nickte anerkennend, bekam nach wie vor keine Worte hervor. Kai und Emil standen mit beifälligem Grinsen neben ihm.
    »Hat mich ganz schön in Verlegenheit gebracht«, flüsterte Andrew endlich.
    »Naja, der Junge war schließlich Ihr Bursche, ehe er ein Held wurde, ausgezeichnet mit der Verdienstmedaille des Kongresses, und außerdem noch Schauspieler. Er erinnerte sich daran, dass Sie einmal gesagt hatten, wie sehr Sie Heinrich V liebten, und er wollte es unbedingt tun.«
    Gregori kam jetzt aus der Hintertür zum Vorschein und trug nach wie vor die blaue Uniform eines Colonels des 35. Regiments. Als er Andrew erblickte, nahm er nervös Haltung an und salutierte.
    »Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen, Sir.«
    Andrew trat vor und gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
    »Sie haben mich höllisch in Verlegenheit gebracht, aber ich fand es toll. Danke.«
    Der junge Mann lächelte froh.
    »Wie geht es der Brustwunde, mein Junge?«, erkundigte sich Emil.
    »Bin wieder so fit wie nur möglich, Sir. Gerade habe ich den Befehl erhalten, mich wieder zum Dienst zu melden.«
    Andrew lächelte.
    »Stellvertretender Stabschef für Hans Schuder, das ist eine harte Aufgabe, Gregori. Da leisten Sie harte Arbeit und bekommen nichts vom Ruhm ab.«
    »Im Grunde, Sir, hatte ich auf ein Feldkommando gehofft«, sagte Gregori.
    »Gehen Sie es eine Zeit lang ruhig an, mein Junge. Sie haben letztes Mal wirklich Ihren Beitrag geleistet – ein Wunder, dass Sie noch am Leben sind.«
    »Ihr Pferd, Mercury, hat mich durch alle Fährnisse getragen, Sir; ich bin nur auf dem Rücken sitzen geblieben.«
    Andrew nickte.
    »Gönnen Sie sich noch etwas mehr Zeit für die Heilung, sammeln Sie Erfahrungen bei Hans, und in ein paar Monaten sehen wir mal, wie es mit einem Feldkommando steht«
    »Danke, Sir!« Der junge Mann lächelte vor Freude.
    Er trat einen Schritt zurück, salutierte erneut und stürmte davon, zu einem Mädchen in der schlichten Tracht einer Bauerntochter, die im Schatten auf ihn wartete.
    Andrew lächelte, als die beiden Arm in Arm verschwanden, wobei der junge Mann aufgeregt redete.
    »Sollen wir nach Hause gehen und Tee trinken?«, fragte Kathleen. Sie brach ab und warf einen Blick auf Pat, der vor ihnen stand und mit der im roten Bart verschmierten Schminke ziemlich albern aussah. Bob Fletcher stand hinter ihm und hatte immer noch das Kleid an, und er lächelte über die eigene Darbietung.
    »Und vielleicht auch einen härteren Schluck«, sagte sie mit singender Stimme und blinzelte Pat verschwörerisch an.
    »Aber Kathleen!«, warf Emil ein.
    »Liebe Güte, Emil, zu viel Abstinenz bringt den armen leidenden Mann noch um!«
    »Stimmt völlig«, ächzte Pat. »Ich brauche eine Stärkung nach den Demütigungen, die ich auf der Bühne erlitten habe.«
    »Nun, Sie hatten sich freiwillig dafür gemeldet«, erinnerte ihn Emil. »Was für ein Benehmen für den Kommandeur der Artillerie!«
    »Und ein guter Spaß war das«, stellte Kai beifällig fest. »Er hat gezeigt, dass keiner von uns zu sehr an seinem Titel hängt. Jedenfalls klingt ein härterer Schluck, wie Sie es nennen, äußerst verheißungsvoll.«
    Die Gruppe ging um das Theater herum zur Vorderseite und wechselte höfliche Worte mit den letzten Zuschauern, die noch zurückgeblieben waren, um ihre Grüße und Glückwünsche zur Aufführung auszurichten.
    Das Theater war neu für die Rus, die vor dem Eintreffen nur gelegentliche Überraschungsauftritte und Sängertrupps gekannt hatten, jeweils zu Markttagen auf dem großen Platz, oder auch belehrende Aufführungen gewöhnlich ernsten Charakters auf der Eingangstreppe der Kathedrale.
    Als weiterer Zug der Yankeekultur, der sich mit der Gesellschaft der Rus vermischt hatte, waren die Liebe zu Shakespeare und zu Parodien auf ihn zu nennen sowie zu Spielmannsauftritten und Melodramen der überspanntesten Art mit Titeln wie Die verratene Liebe einer Frau oder Der Bojar und das Bauernmädchen, alles durchsetzt mit traditionelleren Rus-Gesängen. Zwei Gefreite der 44. New Yorker Artillerie, von denen einer kurz in einer reisenden Theatergruppe mitgearbeitet hatte, waren die Begründer des Ensembles und hatten die nötige Unterstützung erhalten, um eine Halle mit fünfhundert Plätzen zu bauen, die fast jeden Abend voll wurde.
    Schon waren Konkurrenten auf den Plan getreten und hatten Ende des vergangenen Jahres im Norden der Stadt ein zweites Theater eröffnet,

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