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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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den nötigen Auftrieb. Die Gastaschen mit Wasserstoff vorne und achtern stellten den restlichen Auftrieb bereit. Nach wie vor machte es Chuck extrem nervös, eine Dampfmaschine mit einem Wasserstoffballon zu kombinieren, aber sie hatten nun mal keine andere Möglichkeit. Er hatte mal von Heliumgas gehört, aber wie in aller Welt man es finden, einfangen und verarbeiten sollte, ging völlig über seine Begriffe. Und ohne Jacks Zirkuserfahrung und sein Wissen, wie man Wasserstoff gewann, indem man Zinkspäne in Schwefelsäure badete, würde niemand auf diesem Planeten fliegen. Er erinnerte sich daran, wie Hinsen sich in der Nähe herumgetrieben hatte, während Jack an dem Projekt arbeitete, und konnte nur vermuten, dass der Verräter das Geheimnis an die Merki weitergegeben hatte. Ihn beunruhigte festzustellen, welchen Hass dieser Gedanke in ihm auslöste, und er verbannte ihn wieder. Für ihn ging es in diesem Krieg nicht um Hass. Es ging darum, schlauer zu sein als der Gegner.
    Während er das restliche Stück durch den Schuppen ging, zeigte er Julius die Einzelheiten des Ballons, wohl wissend, dass auch Olivia das alles förmlich aufsaugte.
    »Der Motor ist das letzte Stadium«, erklärte Chuck und führte die Gruppe, nachdem sie den Hangar auf der hinteren Seite verlassen hatten, über das Feld voller Baumstümpfe. In der Ferne schwärmten emsige Arbeiter am Gerüst des letzten Hangars herum, der hier entstand. Die Bäume, die man auf der Lichtung gefallt hatte, wanderten direkt in das dampfgetriebene Sägewerk, das zur Sicherheit in Windrichtung vom Feld betrieben wurde.
    Im Zentrum der Lichtung standen ein halbes Dutzend Vierpfünder, die Läufe auf Gabeln montiert, damit man sie in die Senkrechte schwenken konnte. Die Geschützmannschaften standen auf, als die Gruppe vorbeiging. Ähnliche Luftabwehrstellungen entstanden derzeit um alle entscheidenden Industriestandorte in Rus und Roum. Man hatte auch schon etliche Treffer gegen Merkiluftschiffe erzielt, aber abgesehen von dem einen Absturz musste ihnen erst noch gelingen, den Feind vom Himmel zu holen. Chuck blieb kurz stehen und blickte zu dem hohen Wachtturm hinauf. An klaren Tagen konnte man von hier aus Roum sehen, das gut hundertzehn Kilometer entfernt lag. Vor gerade mal einer Woche hatte ein Merkiluftschiff einen Angriff auf die Stadt geflogen und war dann nach Norden geschwenkt, als wollte es die Gegend auskundschaften, war dann jedoch unmittelbar südlich von Hispania wieder abgeschwenkt. Das war knapp gewesen. Eine einzige Brandbombe auf die Hangars hätte die Arbeit eines ganzen Winters vernichtet.
    Die Tür zur Blockhütte mit der Werkstatt stand offen. Der Innenraum lag im Licht von Kerosinlampen, und Chuck führte die Gruppe hinein. Ein Team von Rusmechanikern begrüßte ihn lautstark, als er durch die Belegschaft schritt, Männern Klapse auf den Rücken gab und sie mit Fragen und geistreichen Bemerkungen bombardierte. Mit erkennbarem Stolz trat er an den kleinen Motor heran, der auf einer Werkbank im Zentrum des Raums lag. Ein dicker, öliger Gestank hing in der Luft, aber Chuck schien ihn geradezu genießerisch einzuatmen.
    »Er wird mit Petroleum angetrieben«, erklärte er und blickte dabei Julius an, der aber nur verwirrt den Kopf schüttelte.
    »Es geht auf dieses Öl zurück, das in Caprium und Brundisia aus dem Boden quillt. Wir kochen es und gewinnen eine Flüssigkeit, die sehr heiß verbrennt.« Er deutete mit dem Kopf auf ein Fass an der Seite des Schuppens und zu den Lampen an der Decke.
    »Gewicht ist beim Aerodampfer der entscheidende Faktor. Das Öl enthält viel mehr Energie als Kohle, und was noch wichtiger ist: es verbrennt sauber. Wir brauchen uns keine Sorgen über mögliche Funken zu machen. Die Abgase des Motors füllen die mittlere Auftriebstasche. Wenn wir steigen möchten, schließen wir das Abzugsloch oben; wenn wir sinken möchten, öffnen wir es einfach wieder. Der Motor war nun der heikle Teil …« Er stürzte sich mit Begeisterung in das Thema und bemerkte nicht einmal, dass Julius und Olivia nur höflich lächelten, dieweil sie sein Latein nur mühsam verstanden und von dem Thema überhaupt keine Vorstellung hatten.
    »Eine reguläre Dampfmaschine wiegt einfach viel zu viel, und außerdem braucht sie jede Menge Wasser. Also habe ich mir überlegt, es mit einer Heißluftmaschine zu versuchen. John Ericsson hat zu Hause bei uns vor etwa dreißig Jahren die erste gebaut.«
    Er musterte Julius.
    »John Ericsson?«,

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