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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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wälzte.
    Andrew nickte Hans und Pat zu, wandte sich ab und stieg vom Wall. Er gab Adjutanten und Stabsoffizieren mit einem Wink zu verstehen, dass sie zurückbleiben sollten, marschierte durch die Enge der Erdfestung und verließ sie durch die rückseitige Ausfallpforte. Er überquerte das Schussgelände zwischen der Hauptlinie und den Reservestellungen und folgte dabei einem Weg zwischen den Verhauen, bis er die Ausfallpforte zur nächsten Linie erreichte. Dort jubelten ihm die Soldaten der Reserve zu, die auf der Mauer standen, um das Geschehen zu verfolgen.
    Er war so in Gedanken versunken, dass er die Rufe kaum zur Kenntnis nahm, als er die zweite Linie durchquerte, um die Blockhütten der Kommandostellung zu erreichen. Gefolgt von den beiden Freunden, betrat er die Hütte, die als sein Feldhauptquartier diente. Dem Telegrafisten und den übrigen Stabsoffizieren dort gab er mit einem Wink zu verstehen, dass sie hinausgehen sollten, und schloss die Tür hinter ihnen.
    »Natürlich werden wir es als großen Sieg feiern, aber es war die dümmste Taktik, die ich jemals erlebt habe!«, knurrte er und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    Hans ging zu einem Schrank an der Seite, öffnete ihn und holte eine Flasche Wodka und mehrere Gläser heraus. Andrew winkte ab, aber Pat nahm das angebotene Getränk grinsend an, ohne auf Andrews warnenden Blick zu achten.
    »Spielen Sie jetzt nicht den Doktor, Andrew, mein Lieber«, schniefte Pat. »Das Loch im Bauch ist schon lange verheilt.«
    Er verzog leicht das Gesicht, als er den ersten Schluck genommen hatte, aber dann erhellte ein warmes Lächeln seine Züge. Hans goss sich selbst auch einen Drink ein und setzte sich dann gegenüber Andrew an den Tisch.
    »Glauben Sie mir jetzt?«, fragte er und richtete die müden Augen auf Andrew.
    »Fünfzehn Umen, vielleicht fünfundzwanzig haben sie hierhergeschickt«, antwortete Andrew.
    »Womit sie noch an die fünfundzwanzig weitere für andere Stellen frei haben.«
    »An der rechten Flanke ist keine Spur von ihnen zu sehen«, wandte Pat ein. »Weiter als bis hierher sind sie nicht vorgestoßen.«
    »Und ihre Vorreiter bewegen sich derzeit den Nordhang der Shenandoahs hinauf. Bis morgen Abend stehen sie über hundertfünfzig Kilometer nordwestlich von hier, weit jenseits unserer Flanke.
    Wir haben immer noch einen auf der rechten Flanke im Wald versteckten Ausguck«, stellte Andrew fest. »Falls sie den Weg dort nehmen, haben Sie mehr als einen Tag Vorwarnung. Wir können dann die Reservedivisionen in weniger als sechs Stunden zu Ihnen hinaufschicken.«
    Hans schwieg.
    Andrew lehnte sich zurück und bedachte Hans mit einem müden Lächeln.
    »Ich habe drei Korps mit fünfundvierzigtausend Mann, um mehr als“ hundertfünfzig Kilometer Front zu halten. Sie, Hans, haben schon ein volles Korps an Ihrem Ende stehen. Falls sich dort etwas zusammenbraut, schicken wir Pats Korps zu Ihnen.«
    Pat blickte von seinem Wodka auf.
    »Damit bliebe die Hauptstadt ungeschützt zurück«, wandte er leise ein. »Ich dachte, wir hätten entschieden, die dortigen Truppen für den schlimmsten Fall in Reserve zuhalten.«
    »Vielleicht ist das schon der schlimmste Fall«, sagte Hans. »Aber verdammt, Andrew, Sie wissen es doch besser! Immer den Sieg ausbauen und niemals einen Mann für eine verlorene Sache opfern! Falls wir die rechte Flanke verlieren, bei Gott, dann schicken Sie nicht Pat hin. Sie brauchen dann seine Männer noch, um den Neiper zu halten.«
    »Also möchten Sie, das ich fast hundertfünfzig Kilometer Frontlinie mit einem Korps halte und zwei Korps weit hinaus auf die rechte Flanke schicke?«
    Hans nickte.
    »Den Angriff von eben hätten Sie auch mit fünfhundert Mann zurückschlagen können – mit nur einem Regiment anstatt einer kompletten Brigade. Was die Merki hier getan haben, das war nur eine Demonstration; sie wussten, dass sie die Furt nicht schaffen würden, aber sie wollten, dass wir glaubten, sie hätten es verdammt noch mal vor.«
    Andrew saß schweigsam da und starrte in das abgespannte Gesicht seines alten Mentors.
    Sie hatten einfach nicht genug Leute; es reichte hinten und vorne nicht. Hier hatte er eine nahezu uneinnehmbare Stellung gefunden – zumindest bis zum Frühsommer, solange der Fluss noch einen hohen Wasserstand hatte –, aber die Front war so verdammt lang, dass er sie einfach nicht auf voller Länge halten konnte. Etwas tief in ihm sagte ihm, dass Hans Recht hatte, dass er alles riskieren und seine ganze Macht

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