Die Rache der Horror-Reiter
Dabei zog er die Messer aus seinen Kuttenärmeln.
Plötzlich wußte Ignaz Bescheid. Blitzschnell wandte er sich um und floh zur Tür.
Vielleicht hätte er zum Fenster laufen sollen, so machte er es Alvarez nur leicht.
Der Spanier hob den rechten Arm und schleuderte das Messer.
Er konnte ausgezeichnet mit diesen Waffen umgehen. Die Klinge fand in dem breiten Rücken des Mönchs ihr Ziel und verschwand in der wallenden Kutte, so daß nur noch der Schaft hervorschaute.
Bruder Ignaz erreichte die schwere Klinke nicht mehr. Seine Hand rutschte an der Türfüllung ab, er selbst fiel zu Boden und blieb auf dem Gesicht liegen.
Er war tot.
Alvarez rieb sich die Hände, zog das Messer aus der Leiche hervor, säuberte es und steckte es ein. Dann schleifte er den Toten dorthin, wo auch der Abt lag.
Nichts konnte ihn jetzt noch aufhalten. Trotzdem blieb er vorsichtig, als er die Tür öffnete und hinausschaute.
Leer lag der Gang zu beiden Seiten vor ihm.
Don Alvarez huschte aus dem Arbeitszimmer, in dem er zwei Leichen hinterlassen hatte.
Sicherlich würde man die Toten bald entdecken, aber das machte nichts.
Bis dahin mußte Don Alvarez das Kloster unter seine Knute gebracht haben.
Und er würde es schaffen!
Er dachte gar nicht daran, sich zu verstecken, sondern schritt dorthin, wo er hergekommen war. Dabei versuchte er, möglichst leise über den Gang zu gehen. Er wollte großes Aufsehen vermeiden.
Vor der Tür blieb er stehen. Es war nicht völlig still. Aus den Klausen vernahm er die Stimmen der Mönche. Einige beteten laut den Rosenkranz, und Alvarez verzog das Gesicht. Diese Worte paßten ihm nicht mehr, seit er sich dem Teufel verschworen hatte.
Er zischte einen gemeinen Fluch durch die Zähne, öffnete die Tür und ging nach draußen.
Mit der Dämmerung war die Kühle gekommen. Von den Bergen her wehte ein kälterer Wind, der auch die Kutte des Mörders erfaßte und sie eng gegen seinen Körper preßte. Er hielt die Kapuze nicht mehr fest, ihm war es egal, daß sie in seinen Nacken geweht wurde.
In der Schmiede brannte Licht, ein Zeichen, daß dort noch gearbeitet wurde. Um die Lippen des teuflischen Mönchs stahl sich ein böses Lächeln, als er daran dachte, wer dort am Feuer saß und noch so spät seiner Beschäftigung nachging.
Es hatte sich im Kreise der Dämonen und Höllengestalten herumgesprochen, daß Bruder Ignatius die Silberkugel herstellte und sie weihte, die für den Geisterjäger so wichtig waren. Denn durch die Kugeln hatten zahlreiche Dämonen der unteren Stufe bereits ihr Leben verloren, und ihre Seelen siechten dahin im Reich des gräßlichen Spuk, wo sie niemals Erlösung fanden.
Wenn Alvarez diesen Mann tötete, dann hatte er in den Augen der Schwarzblüter ein großes Werk vollbracht.
Alvarez entschloß sich, seinen vierten Mord an diesem Tag zu begehen.
Niemand beobachtete ihn, als er an dem neuerbauten Brunnen vorbeiging und die kleine Schmiede ansteuerte. Er verschmolz in seiner dunklen Kutte mit den Schatten der Dunkelheit, die immer stärker wurden und den Innenhof fast vollständig ausfüllten.
Die Werkstatt des Schmieds befand sich in einem kleinen Anbau. Durch ein offenes Fenster fiel das rötliche Licht und malte einen langen Streifen auf den Boden.
Die Tür bestand aus Holz und war nicht bearbeitet worden. Man sah ihr jedoch an, daß die Bohlen sehr dick waren.
Alvarez klopfte. Er wollte es völlig harmlos machen, Ignatius sollte keinerlei Verdacht schöpfen.
»Ja?«
Vorsichtig drückte der teuflische Mönch die Tür auf und betrat auf leisen Sohlen die Werkstatt.
In einem Steinbecken glühten noch die Kohlen. Ein paar winzige Flämmchen tanzten über das Gestein, fanden aber keine Nahrung mehr.
Der Mönch hockte auf einem Schemel. Vor ihm stand eine Schale mit flüssigem Silber.
»Tritt näher«, sagte Bruder Ignatius freundlich, als er sah, daß der Ankömmling unschlüssig an der Tür stehenblieb.
»Gott zum Gruße«, sagte Alvarez, wobei es ihm schwerfiel, die Worte über die Lippen zu bringen. »Wer bist du, Bruder?«
»Ich heiße Ignatius.«
»Einen Namensvetter von dir habe ich bereits kennengelernt. Er hat mich empfangen.«
»Dann bist du der Bruder, der die sehr weite Pilgerreise auf sich genommen hat?«
»Ja, der bin ich.«
»Es ist eine große Leistung, die du da vollbracht hast, Bruder«, sagte Ignatius. Er nickte anerkennend. »Und nun willst du dich ein wenig umsehen?«
»So ist es. Ich möchte mich irgendwie nützlich machen. Ich muß auch
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