Die Rache der Horror-Reiter
mich erst einmal ausruhen. Ich hockte auf dem Fahrersitz, hatte die Tür offen und atmete schwer. Man konnte es als deprimierende Phase bezeichnen. Trotz des Teilerfolgs, den ich errungen hatte, fühlte ich mich nicht wohl.
Suko war bewußtlos. Dem teuflischen Mönch Alvarez war es sicherlich gelungen, in das Kloster einzudringen. Von Myxin und Kara fehlte jedes Lebenszeichen, und ich kam mir verdammt allein vor.
So allein würde ich auch gegen die vier verdammten Reiter antreten müssen.
Das konnte gar nicht gutgehen. Einer allein gegen die vier grausamen Gestalten? Nie.
Es wurde langsam dunkel. Für mich war das Einfallen der Dämmerung ein Startsignal.
Ich fuhr wieder an. Diesmal einem verdammt ungewissen Schicksal entgegen…
***
Der Abt brach zusammen.
Fassungslosigkeit, Unglaube und Entsetzen waren in seinem Gesicht zu lesen, das immer bleicher wurde. Er streckte seine Arme aus und wollte sich an den Schultern seines Mörders abstützen, doch Alvarez trat zurück und sah zu, wie der Abt zu Boden fiel und dort liegenblieb…
Er lag vor dem Schrank auf der Seite und stöhnte leise. Noch steckte Leben in seinem Körper, doch mit jedem Tropfen Blut, der aus den Wunden sickerte, wurde es weniger.
Der teuflische Mönch bückte sich und zog beide Messer aus dem Körper. Die Klingen säuberte an der Kleidung des Abts und ließ sie wieder verschwinden.
Er vernahm das Stöhnen des Sterbenden und bückte sich. Anklagend schaute ihn der Abt an.
»Warum?« flüsterte er. »Warum haben Sie mich…«
»Es mußte sein…«
»Bruder?«
Da kicherte Alvarez hohl. Der Schein des flackernden Kerzenlichts traf ihn und malte zuckende Schatten auf sein Gesicht. »Von wegen Bruder. Ich bin vom Satan gekommen und werde dieses Kloster zu einem Stützpunkt der Hölle machen. Du warst der erste, andere werden folgen. Hier regiere ich.«
»Nein!« keuchte der Abt. »Nein, nie wird dir das gelingen. Sei verflucht, Teufelsdiener.«
»Das bin ich sowieso.« Wieder lachte er.
»Ich verfluche dich!« Noch einmal hatte sich der Abt zusammengerissen.
Seine Stimme klang so schrill, daß sogar Alvarez erschrak, denn diese Kraft hätte er dem Sterbenden nicht mehr zugetraut.
Es waren die letzten Worte des Klostervorstehers.
Ein tiefer, röchelnder Atemzug, dann war alles vorbei.
Der Abt war tot.
»Endlich«, keuchte Alvarez, »endlich!« Er stand wieder auf und schaute sich um.
Nein, in dieser Bibliothek befand sich nichts, für das er sich interessierte.
Es war nur gut, daß er den Abt getötet hatte. Jetzt waren die Mönche führungslos.
Da klopfte es.
Sofort erstarrte der teuflische Mönch. Er hatte nicht damit gerechnet, daß jemand den Abt besuchen würde.
»Wer ist da?« fragte Alvarez und versuchte, die Stimme des Klostervorstehers nachzuahmen.
»Ich, Bruder Ignaz.«
Der Mönch grinste. Das war doch der Knabe, der ihm geöffnet hatte. Die Stimme bewies es.
»Einen Moment, Bruder, ich gebe dir Bescheid.« Nach diesen Worten erwachte der Mörder zu einer nahezu fieberhaften Hektik und Aktivität.
Er zog die Leiche des Abts ein Stück zur Seite und legte sie neben dem Schrank in den toten Winkel. Die Türen ließ er offen, damit der Tote nicht sofort gesehen werden konnte.
»Du kannst kommen, Bruder Ignaz.«
Alvarez hatte es tatsächlich geschafft, die Stimme des Toten so gut zu imitieren, daß selbst Bruder Ignaz darauf hereinfiel. Ahnungslos öffnete er die Tür.
Der teuflische Mönch hielt sich im Hintergrund, um nicht sofort gesehen zu werden.
Ahnungslos betrat Bruder Ignaz die Bibliothek. Es kam Alvarez' Plänen sogar sehr entgegen, daß er die Tür hinter sich schloß. Besser konnte es überhaupt nicht laufen.
Bruder Ignaz blieb stehen. »Wo bist du, Ehrwürdiger Vater?« fragte er leise.
Er erhielt keine Antwort.
Der Mönch wandte sich um.
Da sah er Alvarez.
Im ersten Augenblick glaubte er tatsächlich, den Abt vor sich zu haben, denn Alvarez hatte seine Kapuze hochgezogen und beide Hände in die weiten Ärmel gesteckt.
Daß seine Finger dort die Griffe der Messer umklammerten, konnte Ignaz nicht wissen.
»Ehrwürdiger Vater, ich…«
Leise lachte Alvarez auf. »Ich bin nicht der Abt.«
Noch immer wurde Ignaz nicht mißtrauisch, sondern fragte: »Wo befindet er sich?«
»Beim Teufel! Er ist tot!«
Da erstarrte der Mönch in jähem Schrecken. Sein Gesicht wurde aschfahl. »Wo - wo ist er?«
»Ich habe ihn getötet«, sagt Alvarez und kam langsam näher. »So wie ich auch dich töten werde.«
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