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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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herumsitzen und warten. Ich musste es riskieren.
    Ich schloss die Augen und teleportierte mich erneut. Zwischen den Augen spürte ich das vertraute Stechen, das sich verstärkte, als ich mich vor dem Treppenhauseingang materialisierte. Ich drückte mich gegen die Metallverkleidung und wartete. Niemand schlug Alarm oder schoss auf mich. Ich lugte um die Ecke, um aus der Nähe einen Blick auf den Wintergarten zu werfen. Von innen waren die Scheiben entweder mit dunkler Farbe übermalt oder mit etwas zugeklebt. Auch wenn ich nicht hineinsehen konnte, bedeutete das nicht, dass man von drinnen nicht herausschauen konnte.
    Etwa zwei Meter von mir entfernt, auf halbem Weg zwischen mir und der Tür, befand sich ein Belüftungsgitter in der Wand. Vielleicht konnte man dort belauschen, was drinnen vor sich ging. In der Hoffnung, dass man mich von innen nicht sehen würde, konzentrierte ich mich auf die Stelle und beförderte mich dorthin. Nachdem ich den dritten Sprung in ebenso vielen Minuten vollendet hatte, nahmen meine Kopfschmerzen deutlich zu, und es war, als würden winzige Hämmer gegen meine Schläfe trommeln. Ich hielt mich geduckt und drehte mich dem Lüftungsschlitz zu.
    Die Gitterlamellen waren nach unten geneigt, so dass ich von unten nach oben in den Wintergarten hineinspähen konnte. Drinnen war es dunkel, was meine Hoffnung bestärkte, dass die Scheiben auch von innen undurchlässig waren. Ein paar nackte Glühbirnen hingen von der Decke zwischen einigen Reihen anderer Lampen, die nach Höhensonnen aussahen. Keine davon war angeschaltet. Die langen Holztische waren leer und angegraut. Durch die Lüftung drang der Geruch feuchter Erde heraus – und der Klang von Stimmen.
    »Da rüber«, sagte Eleri.
    Schlurfende Schritte, dann erschienen vier Gestalten in meinem Gesichtsfeld. Wyatt und Phin sah ich im Profil. Sie blieben dicht beieinander, waren wachsam und angespannt, als rechneten sie jeden Augenblick damit, angegriffen zu werden. Direkt hinter ihnen kam Eleri. Ihre hochgewachsene, schlanke Figur war ganz in Schwarz gehüllt, und das blendend weiße Haar trug sie im Nacken zusammengebunden. Auf Hüfthöhe hielt sie eine Pistole, die auf die Wirbelsäulen der beiden Männer gerichtet war.
    In der vierten Gestalt erkannte ich Snow, auch wenn er keinen schwarzen Hut aufhatte. Er trug zwar keine Waffe in der Hand, aber ich war mir sicher, dass er verdeckt welche bei sich trug. »Das reicht«, bellte er.
    Die vier blieben stehen. Wyatt warf einen Blick zurück, und als er dabei den Oberkörper drehte, bemerkte ich die Beule an seinem Kinn. Ich kochte vor Wut, nahm Snow mit finsterem Blick ins Visier und schwor mir im Stillen, ihm eine ebensolche Beule zu verpassen, bevor diese Nacht zu Ende war. Er ging auf Wyatt zu und begann, ihn von oben bis unten abzuklopfen.
    »Haben wir das nicht schon einmal gemacht?«, fragte Phin.
    »Sieh es doch endlich ein«, gab Snow zurück. »Menschen darf man nicht über den Weg trauen.«
    »Hast du deshalb einen Menschen zum Chef?«
    Snow ballte die Faust, holte aber nicht damit aus. Offenbar war er leicht reizbar. Eleris Augen standen nicht still, ständig sah sie von einem der Männer zum nächsten. Snow setzte das Abklopfen fort, und anschließend wandte er sich Phin zu, der seinen Artgenossen scheinbar am liebsten durchprügeln wollte. Zu meiner völligen Verblüffung entpuppte sich Wyatt unter den Anwesenden als der Gelassenste.
    Mein Kopf wurde erschüttert, als müsste ich heftig niesen. Ich erstarrte, und mein Herz hämmerte wild. Das eigenartige Gefühl völliger Stille in mir und um mich herum versetzte mich in Alarmbereitschaft. Dann sah ich, wie Wyatt im Wintergarten die Stirn runzelte, und begriff, dass meine Verbindung zur Kluft unterbrochen worden war. Einfach abgeschnitten. So ein Mist.
    Hinter mir spürte ich einen Luftzug, doch duckte ich mich nicht mehr rechtzeitig. Farbige Lichter explodierten vor meinen Augen, und dann landete mein Gesicht auf dem Zementboden. Meine Glieder gehorchten mir nicht. Wie dumm. So verdammt dumm. Etwas grub sich in meine Rippen, und ich wurde auf den Rücken gerollt. Ich blinzelte eine verschwommene dunkle Silhouette vor dem Nachthimmel an.
    »Ich würde ja sagen, schön dich zu sehen«, sagte eine unbekannte Männerstimme. »Aber eigentlich solltest du tot sein.«
    »Bin mal wieder rückfällig geworden«, nuschelte ich und war mir nicht sicher, ob ich überhaupt etwas Verständliches herausgebracht hatte.
    Er kicherte. Während die

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