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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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Obwohl er viel kleiner war als ich, hatte er doch Zähne, Krallen und tierische Instinkte auf seiner Seite. Dagegen war mein einziger Vorteil lediglich die Masse.
    Deshalb ließ ich mich auf die Knie fallen und stürzte mich nach vorn, um ihn unter meinem Gewicht zu zerquetschen. Er stieß ein schrilles Knurren aus, ließ locker, und sein zierlicher Leib wand sich unter mir. Krampfhaft versuchte er, sich zu befreien. Ich rollte mich von ihm herunter und rutschte so weit von ihm weg, bis ich gegen ein Tischbein stieß und unter großen Schmerzen aufkeuchte. Mein Hals und meine Brust waren blutüberströmt, und ich hinterließ eine Spur auf dem Boden. Mit einem Ruck sprang Snow auf die Beine und wich zurück. Japsend bleckte er die blutigen Fänge. Aus seinen smaragdgrünen Augen blitzten Zorn und Mordlust, und sein Fell war mit meinem Blut beschmiert.
    Wahrscheinlich hätte ich das zierliche Tier unter mir zermalmen und den Kampf damit beenden können. Aber ich wollte Snow nicht umbringen, auch wenn er keinerlei Skrupel hatte, mich zu töten, um an Wyatt heranzukommen. Ich wollte ihn nur so weit bringen, dass er den Kampf aufgab.
    Er hielt sich geduckt, keuchte, hatte aber keinen Kratzer abbekommen. Wir starrten uns gegenseitig an, während ich fieberhaft versuchte, mir jedes kleinste Detail, das ich über Gestaltwandler wusste, ins Gedächtnis zu rufen. In meiner Hosentasche befand sich zwar der Kreuzanhänger, aber da Snow ein dickes Fell hatte, würde das Silber ihn höchstens reizen, ihm aber keinen Schaden zufügen. Es sei denn, er schluckte es. Doch um ihn dazu zu bringen, das Ding zu schlucken, musste ich seinen Zähnen gefährlich nahe kommen.
    Ich hatte schon einmal gegen einen Werkojoten gekämpft. Damals hatte ich meinen Gegner mit einem losen Stromkabel geschwächt. Aufgrund des elektrischen Schlags hatte sich die tobende Bestie in einen Menschen zurückverwandelt. Ein Mensch war leichter zu bezwingen als ein Fuchs, der nur ein Viertel meiner Körpergröße, aber die zweifache Schnelligkeit besaß.
    Das Problem war nur, dass die Lampenfassungen zu weit oben und darüber hinaus auch noch alle intakt waren. Und Steckdosen konnte ich in der Nähe keine entdecken.
    Snow fletschte die Zähne, so dass Blut und Speichel von ihnen herabtropfte und leise zu Boden fiel. Er musterte mich abschätzend. Wahrscheinlich rechnete er sich seine Chancen aus, mir die Halsschlagader aufreißen zu können. Die Zeit verging.
    Ich versetzte meine Hand um einige Zentimeter, um mich besser abstoßen zu können, falls ich schnell ausweichen musste. Da berührten meine Finger etwas Trockenes, Körniges. Wahrscheinlich Blumenerde oder Tonstaub. Das war ein Vorteil. Ohne Snows wütendem Blick auszuweichen, griff ich danach und füllte meine Hand so gut es ging. Dann grinste ich Snow verächtlich an. »Hier, Miezekatze.«
    Der Laut, den er ausstieß, war voller Wut und halb menschlich, halb tierisch. Mit seinen muskulösen Hinterläufen stieß er sich ab und flog mit schnappendem Kiefer auf mich zu. Ich schleuderte ihm den Staub in die Augen und nutzte den Schwung der Bewegung, um mich nach links abzurollen und dem heulenden, zappelnden Tier auszuweichen. Der Fuchs prallte gegen das Tischbein und versuchte, sich mit der Pfote die Augen zu reiben. Da ihm das nicht gelingen wollte, verwandelte er sich wieder in einen Menschen zurück.
    Ich wartete nicht, bis die Verwandlung abgeschlossen war. Stattdessen rappelte ich mich auf, wobei mich eine Welle aus Übelkeit und Schmerz erfasste. Als das rote Fell blasser Haut gewichen war und er sich mit langen Fingern die geblendeten Augen rieb, zertrümmerte ich einen Stapel Blumentöpfe auf seinem Kopf. An einer der Scherben schnitt ich mir die Handfläche auf, und es erhob sich eine Staubwolke in die Luft, die mir Tränen in die Augen trieb. Snow sackte in sich zusammen. Der Kopf fiel kraftlos auf die Brust, Sabber rann ihm über die Wange, und Blut klebte in seinen blonden Haaren. Da er noch ein wenig zuckte, gab ich ihm mit einem Tritt den Rest.
    »Das mit deiner Schwester tut mir leid«, sagte ich. »Aber du gewinnst hier nicht.«
    Es brauchte eine Weile, bis ich ihn mit einem Stück Holz und seinem Gürtel an das Tischbein gefesselt hatte. Mein Hintern schmerzte, und die Schulter brannte. Wegen des vielen Bluts klebten mir die Kleider am Leib – eines von drei Outfits, die ich überhaupt noch besaß, vielen Dank auch –, und da ich so viel davon verloren hatte, war mir ein wenig

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