Die Rache der Jagerin
Falle locken und den Rest der Triaden in einem einzigen Handstreich auslöschen.
Mir drehte sich der Magen um, und mein Herz pochte wie wild. Nein, verdammt!
Ich riss den Arm zu mir heran. Brennender Schmerz durchzuckte mich, als ich mir mit dem harten Gegenstand ins Fleisch schnitt. Tränen traten mir in die Augen. Nahe meiner Hüfte ertastete ich einen Hohlraum. Ich rutschte ein wenig hin und her, winkelte den Arm an und stemmte mich nach oben. Der Abfall hob sich ein wenig, aber nicht genug. Ich versuchte es ein zweites Mal mit demselben Ergebnis. Frustriert stieß ich einen Schrei aus.
Da drangen gedämpfte Stimmen in mein Grab. Wieder schrie ich, und mittlerweile war mir völlig egal, wer mich finden würde. Ich musste hier raus. Weg von der Hitze, dem Gestank und dem Abfall, dessen Last mich zu erdrücken drohte.
Etwas schlug gegen die Seite des Containers. Auf das Quietschen von Metall folgte ein lauter Knall, und über mir erschienen feine Nadeln aus Licht. Endlich hatte jemand den Deckel aufgeklappt. Wer auch immer sie waren, sie hatten mich gehört. Erneut schrie ich.
»Da unten«, sagte jemand.
Nach und nach wurde der Müll über mir weggeräumt, und das Gewicht, das auf mir lastete, verringerte sich. Aus den Lichtnadeln wurden Lichtschäfte. Kühlere, frischere Luft strömte zu mir herab, was den Gestank des Unrats nur umso schlimmer machte. Ich würgte, konnte aber nicht erbrechen. Endlich wurde der Müllsack auf meinem Kopf weggeräumt, und blendendes Sonnenlicht fiel auf mich herab. Sofort schloss ich die Augen, und ein leises Wimmern blieb mir im Hals stecken.
»Da«, hörte ich eine andere Stimme. »Sie ist verletzt.«
»Hast du daran gezweifelt?«, gab die erste Stimme zurück. »Hier riecht es doch überall nach Blut.«
Ich kannte die Stimme. Nun, da sie nicht mehr gedämpft war, erschien mir der vertrauter Klang als das Schönste, was ich je gehört hatte. Ich zwang mich, ein Auge zu öffnen und blinzelnd in das Licht zu schauen. Sie bewegte sich zur Seite, so dass ihr Schatten auf mich fiel und mich die Sonne nicht mehr blendete.
Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und das weiße Haar zu einem festen Zopf geflochten, schaute Isleen auf mich herab. Sie und zwei weitere Vampirfrauen standen in einem Halbkreis um mich herum mitten in dem Berg aus Müll. Isleen ließ ihre lilafarbenen Augen erst über meinen frei geräumten Leib wandern, bevor sie mir ins Gesicht sah. »Es freut mich, dass du noch lebst«, meinte sie.
Ich musste laut herauslachen, sowohl aus Erleichterung als auch aus Schock. »Das freut mich auch. Und jetzt holt mich hier raus.«
Ihre zwei Helfer schlangen ihre starken Arme um mich und hoben mich hoch. Dabei bereitete mir die Bauchwunde schreckliche Schmerzen, doch ich konzentrierte mich auf meine Beine. Ich versuchte, sie zu bewegen, mich mit ihnen abzustützen. Schließlich gelang es mir, über den Rand des in der Sonne schmorenden Containers hinauszuklettern. In der Gasse standen zwei Blutsauger, die mir helfend die Hände entgegenstreckten. Nur vage bekam ich mit, wie ich das Gleichgewicht verlor und zusammensackte. Wie sie mich auffingen und mich behutsam hinlegten.
Ich rollte mich auf die Seite und würgte, ohne zu erbrechen, bis mir die Brust weh tat. Das bisschen Flüssigkeit in meinem Mund spuckte ich aus und war froh, dass ich nichts zu Mittag gegessen hatte.
»… noch jemand«, hörte ich einen der Blutsauger sagen.
In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken. »Wer?«, keuchte ich.
»Ein Unbekannter«, stellte Isleen fest. »Anfang zwanzig. Man hat ihm die Kehle aufgeschlitzt.«
Ich versuchte mich an den Typen zu erinnern, den die Vampirfrau bei sich gehabt hatte. »Trägt er ein langärmliges Hemd?«
»Ja. Arlen, bring sie zum Bus. Wir dürfen uns hier nicht zu lange aufhalten.«
Kurz kam mir der Gedanke, ihr zu widersprechen. Einer der Männer half mir auf, und ich sank erschöpft gegen seine Brust. Weder die Gasse noch das Gebäude, dessen Rückseite in diese Richtung wies, erkannte ich. Ein schwarzer Transporter mit getönten Scheiben stand am Ende der Gasse. Die hintere Tür stand offen, und so wie ich stank, war es bestimmt eine wahre Freude, mich darin mitzunehmen.
Winzige Hämmer trommelten gegen meine Schläfen und kündigten Kopfschmerzen an. Ich schloss die Augen. Eigentlich wollte ich damit nur die Schmerzen abwehren, doch ich erwachte erst einige Zeit später vom sanften Ruckeln des Transporters.
Ich lag auf einer weichen Decke und
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