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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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aufgenommen. Vor kurzem jedoch hatte er einen Anruf von der Nachbarin seiner Mutter bekommen, einer Frau mit Namen June Norton; sie hatte ihn darüber informiert, dass seine Mutter ernsthaft erkrankt sei und ihn sehen wolle.
    »Nein«, hatte Piggy gesagt. »Das halte ich für keine gute Idee.«
    »Aber sie stirbt«, hatte die Frau gedrängt. »Sie braucht Sie wirklich.«
    Es hatte Piggy viel Kraft und Willen gekostet, diesen Besuch zu machen; er wusste selbst nicht, warum er sich darauf eingelassen hatte. Zwar wusste er, dass er es nicht um seiner Mutter willen tat – er empfand nur Verachtung für die Frau, die ihn und seine kleine Schwester so misshandelt hatte –, doch er fragte sich, ob sein Besuch ein Abschluss war oder ob er seine Mutter einfach nur leiden sehen wolle.
    An einem Samstagnachmittag fuhr Piggy von Swindon zu der Adresse in Wokingham. Mit weichen Knien ging er zu der tristen Wohnung an der Hauptstraße. June Norton ließ ihn herein; sie war eine vollbrüstige, stark parfümierte Blondine mittleren Alters.
    »Sie ist da hinten«, sagte die Norton und führte ihn ins schwach beleuchtete Schlafzimmer, in dem seine Mutter lag.
    Der Raum stank – nach Krankheit oder vielleicht schon nach dem Tod, vermischt mit dem Parfüm der Nachbarin.
    Piggy wurde übel. Seine Mutter war so schrecklich zusammengefallen, dass er sie kaum noch wiedererkannte.
    »Wie geht es dir?«, fragte er schließlich, da er sich verpflichtet fühlte, etwas zu sagen.
    »Ich bin am Ende«, antwortete sie.
    Piggy zwang sich, in ihr ausgezehrtes Gesicht zu schauen, und noch immer sah er nichts, was er wiedererkannt hätte, nicht einmal in den trüben Augen, die einst wild genug gefunkelt hatten, um die blanke Angst in ihrem Sohn zu wecken. Die Hände, die ihn und seine kleine Schwester immer wieder geschlagen hatten, die eine Zigarette auf seinem Bein ausgedrückt hatten, waren nun verwelkt und altersfleckig und nestelten an einem schmutzigen Laken herum.
    »Ich bin froh, dich endlich zu sehen«, sagte sie.
    »Ach ja?«, erwiderte Piggy spöttisch.
    Der Besuch war gnädigerweise kurz gewesen. Mit keinem Wort hatte seine Mutter erwähnt, dass ihr die Vergangenheit leidtue, und sie hatte ihn auch nicht um Verzeihung gebeten, wie er es eigentlich erwartet hatte. June Norton hatte ihm keinen Tee angeboten und ihn nur widerwillig mit seiner Mutter allein gelassen. Allerdings stand sie an der Tür Wache, als fürchte sie, Piggy könne fliehen oder dass seine Mutter Schutz vor ihm brauchte.
    »Mein Leben war sehr hart«, sagte seine Mutter mit schwacher Stimme, die ihm genauso unvertraut war wie der Rest von ihr. »Ich wollte dich noch einmal sehen, bevor ich sterbe, damit ich weiß, dass es dir gut geht.«
    »Mir geht es prima«, sagte Piggy. »Wenn man die Umstände berücksichtigt.«
    »Willst du mich etwas fragen?«
    »Nein, danke«, antwortete Piggy.
    Es brachte nichts, sie zu fragen, warum sie so böse gewesen war, oder was zwei kleine Kinder getan hatten, um von ihren beiden Eltern so fürchterlich bestraft zu werden.
    »Nicht einmal was über deinen Vater?«, hakte sie nach.
    »Lebt er noch?«, fragte Piggy.
    »Soviel ich weiß«, antwortete sie.
    Schade , ging es ihm durch den Kopf, doch er ließ sich nicht dazu herab, es auszusprechen.
    Als für ihn der Augenblick gekommen war zu gehen, überraschte sie ihn, indem sie ihm ihre dünnen Arme entgegenstreckte, als wollte sie ihn an sich ziehen. Piggy wich einen Schritt zurück. Er wusste, dass er ihre Berührung nicht würde ertragen können.
    »Ich werde Sie hinausbegleiten.« June Norton hatte missbilligend die Lippen zusammengekniffen.
    »Danke«, sagte Piggy. Er wollte einfach nur raus hier.
    June Norton öffnete die Tür, und er trat rasch hindurch.
    »Ich weiß nicht, wie Sie so grausam sein können.« Sie folgte ihm auf den Absatz hinaus. Piggy drehte sich zitternd um und sah den Vorwurf in ihren Augen.
    »Dass Sie sich geweigert haben, sie zu küssen«, sagte die Frau.
    »Sie wissen gar nichts «, erwiderte Piggy leise.
    »Sie ist Ihre Mutter«, sagte June Norton. »Und sie liegt im Sterben.«
    Als wären ihr Tod oder auch nur ihr elendes Leben Piggys Schuld.
    »Sie sollten sich schämen«, sagte June Norton.
    Und dann hatte sie ihn angespuckt.
    »Ich komme einfach nicht darüber weg«, hatte Piggy Ralph erzählt, als er sie angerufen hatte, um June Norton als sein Monster zu nominieren. »Ich kann ihr einfach nicht vergeben.«
    »Kein Wunder.« Ralph wünschte, sie wäre bei

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