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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Zimmer. Kurz darauf stellte Piggy die Telefonverbindungen wieder her, und am nächsten Morgen tätigte Roger einen anonymen Anruf beim Einbruchsopfer, um die gute Frau über ihren verbrecherischen Nachbarn zu informieren.
    Es war noch immer einfach.
    Noch immer unblutig.

23. Laurie
    »Ich gehe jetzt ins Bett«, hatte Laurie ihren Eltern vor einer Stunde gesagt.
    Sie hatte sie daran erinnert, dass sie früh fahren werde, hatte ihnen alles Gute bei den Aufräumarbeiten gewünscht und gesagt, sie werde bald zurück sein und ihnen dann helfen, so gut sie könne.
    »Wenn das Schlimmste vorbei ist«, hatte ihr Vater erwidert.
    Ihre Mutter hatte gar nichts gesagt.
    Laurie wusste, dass sie vermutlich nicht würde schlafenkönnen. Das war jedes Mal so, wenn sie aufgeregt war. Dabei wollte sie vor allem eines: So strahlend und energiegeladen wie möglich sein, um ihrem Sohn den bestmöglichen Tag zu schenken.
    Sie lag auf ihrem Bett, schloss die Augen und stellte ihn sich vor.
    Einige Leute glaubten, dass alle Kinder mit dem Down-Syndrom gleich aussähen. Laurie nahm an, dass sie das vermutlich ebenfalls glauben würde, falls sie ohne Sam überhaupt einen Gedanken an solche Kinder verschwendet hätte.
    Doch es gab niemanden auf der Welt, der aussah wie Sam Moon.
    Seine Fotos lagen in einer Kiste in Lauries abgeschlossenem Kleiderschrank. Meist holte sie abends eines heraus, bevor sie ins Bett ging, und legte es wieder weg, wenn sie aufstand – das war eine der Regeln für den Fall, dass Josie, die Putzfrau ihrer Mutter, sich gewundert hätte, was für ein Junge das auf dem Bild war.
    Das möge Gott verhüten.
    Laurie hatte es schon lange aufgegeben, darauf hinzuweisen, dass niemand ihr Schlafzimmer putzen müsse; das würde sie lieber selber tun.
    »Auch wenn du es tust«, sagte Shelly, »heißt das noch lange nicht, dass niemand in dein Zimmer geht.«
    »Ich könnte die Tür abschließen«, meinte Laurie.
    »Das würde seltsam aussehen«, erwiderte ihre Mutter.
    Die Regeln des Hauses Moon.
    Sam war nicht fotogen. Auf Fotos sah er zwar glücklich aus, aber auch ziemlich gewöhnlich. Im wirklichen Leben jedoch war er geradezu spektakulär, und Laurie brauchte keine Fotos,um ihn heraufzubeschwören. Sie musste einfach nur die Augen schließen, und schon war er da.
    Nun lächelte Laurie, da sie die Aussicht hatte, ihn am Morgen wiederzusehen. Dann kehrten ihre Gedanken zu der kurzen, törichten Fantasie mit Dave zurück, und sie fragte sich, was genau sie sich dabei gedacht hatte, ehe sie diesen Gedanken wieder beiseiteschob.
    Laurie ließ sich auf ihre zwei Kissen fallen und lehnte sich zurück.
    »Bald sehen wir uns, Sam Moon«, sagte sie.

24. Das Spiel
    Jacks Beitrag hatte das Spiel auf eine Ebene körperlicher Härte zurückgeführt, die es seit dem Überfall auf Rose Miller nicht mehr gegeben hatte. Sein Monster war eine Frau, die er im Kennet Shopping Centre dabei beobachtet hatte, wie sie ihre alte, gebrechliche Mutter misshandelte. Sie hatte die alte Dame beschimpft und hinter sich hergezerrt und sie dabei fast von den Beinen gerissen.
    »Der muss es wirklich mal heimgezahlt werden«, hatte Jack gegenüber Ralph erklärt. »Und ich will offen zu dir sein: Wenn du uns das nicht auf meine Art erledigen lässt, nehme ich die Sache selbst in die Hand, und das wäre verdammt noch mal schlimmer.«
    Sie hatten es einige Zeit besprochen. Simon gab zu bedenken, dass man vielleicht erst einmal überprüfen sollte, ob das nur ein einzelner Vorfall gewesen war, der mit den anderen nichts zu tun hatte; womöglich war die Frau ja gar kein Monster.
    »Wir müssen sicher sein«, erklärte sie.
    »Ich erkenne eine prügelnde Hexe, wenn ich eine sehe«, erwiderte Jack rundheraus. »Aber wenn euch mein Wort nicht genügt …«
    »Ich weiß, was Simon meint«, mischte Piggy sich ein. »June Norton glaubte, ich sei ein schlechter Sohn, weil ich meine Mutter zum Abschied nicht geküsst habe.«
    »Das äußere Bild kann täuschen«, stimmte Ralph ihm zu.
    »Jack weiß, was er gesehen hat«, sagte Roger.
    Ausnahmsweise waren sie wieder alle zusammengekommen. Sie saßen in einem Restaurant gegenüber vom Bahnhof in Swinton, um Ralphs Geburtstag zu feiern, und sie hatte sich nur ein Geschenk gewünscht: Endlich wieder mit ihren Kindern zusammen zu sein.
    So hatte sie auch die Härte in Jacks Augen sehen können, als er davon gesprochen hatte, »die Sache selbst in die Hand zu nehmen«, während Roger als Reaktion darauf ein aufgeregtes Funkeln

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