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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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in den Augen gezeigt hatte. Da hatte sie erkannt, dass die beiden außer Kontrolle geraten waren.
    Sie hatten den Plan ausführlich besprochen und es dann Ralph überlassen, die Einzelheiten auszuarbeiten.
    Sie fanden heraus, dass die Tochter jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit nach Reading fuhr. Das bedeutete, dass sie außergewöhnlich exakt würden planen müssen. Es galt, einsekundengenaues Timing sowie einen geeigneten Ort zu finden – sowohl Zeugen als auch Kameras sollten dabei sein. Und auf ihre Verkleidungen mussten sie diesmal besondere Sorgfalt verwenden.
    Sie spielten das Spiel an einem Donnerstagnachmittag, kurz nachdem die Tochter in Newbury Station aus dem Zug gestiegen war. Drei von ihnen gingen auf Position, während die Frau und die anderen Passagiere am Gleis entlang und die Treppe zum Ausgang hinuntergingen. Als das Monster die letzten zwölf Stufen erreichte, schlüpfte Jack neben einen jungen Mann unmittelbar vor ihr. Er versetzte ihm einen verstohlenen, aber harten Stoß und trat dann geschickt beiseite, während der Mann mit einem Schrei die Treppe hinunterstürzte.
    » Sie hat ihn gestoßen!«, schrie Piggy und deutete auf das Monster. »Haltet sie!«
    »Ich habe ihn nicht angefasst!«, protestierte die junge Frau schockiert.
    »Ruft die Polizei!«, rief Roger – wohl wissend, dass Simon vor dem Bahnhof bereits genau das tat. Als Piggy dann wieder mit der Menge verschmolz, packte Roger die Frau am Arm. »Helft mir, sie festzuhalten!«
    Ein älterer Mann mit zornroten Wangen und eine junge Rucksacktouristin eilten herbei, um zu helfen, während andere Passagiere sich um den Gestürzten versammelten.
    »Das ist lächerlich!«, rief das Monster zu einem herbeigerufenen Bahnbeamten. »Ich habe nichts getan!«
    Aus dem Augenwinkel sah Roger den Uniformierten die Stufen hinaufeilen.
    Sie ließ das Monster los, trat zurück, schob sichungehindert durch die kleine Menschenmenge und verschwand still und heimlich.
    »Ist dem jungen Mann nichts passiert?«, hatte Ralph später gefragt.
    Keiner der vier konnte das mit Sicherheit beantworten; dafür hätten alle sich viel zu sehr auf das Monster konzentriert, sagten sie.
    In der Folge davon hatte Ralph eine Woche lang jeden Tag die Reading Evening Post und die Newbury Weekly News durchforstet. Sollte etwas Schwerwiegendes passiert sein, wäre es erwähnt worden, da war sie sicher. Die Vorstellung, dass ein Unschuldiger zu Schaden gekommen sein könnte, bereitete ihr großes Kopfzerbrechen, denn es erinnerte sie an ihren eigenen schrecklichen Unfall und weckte das schlechte Gewissen in ihr.
    Das wiederum erleichterte sie: Sie hatte also doch noch ein Gewissen.
    Ralph fragte sich manchmal, ob die anderen wohl noch an den Roman dachten, der die Vorlage für ihr Spiel gewesen war, und ob ihnen klar war, dass die sich entwickelnde Boshaftigkeit ihrer Erwachsenenspiele stark der alten Geschichte von den Kindern glich, die sich zu Wilden entwickelten. Wahrscheinlich dachte keiner von ihnen mehr an das Buch, und eigentlich war Ralph ganz froh darüber.
    Es war schon schlimm genug, dass ihr die Ähnlichkeiten auffielen und ihr Schauder über den Rücken jagten.
    Und natürlich erregte es sie auch.
    Inzwischen hatte sie dieses üble Gefühl im Bauch zu akzeptieren gelernt.

25. Das Spiel
    Die große, unwiderrufliche Veränderung war mit dem Mitcham-Spiel gekommen.
    Es war komplizierter und sehr viel gewalttätiger, als einer von ihnen es gewollt hätte, selbst Jack.
    Alan Mitcham war Simons Monster gewesen. Er war Lehrer an der Grundschule, an der Simon als Aushilfslehrerin arbeitete.
    »Einer wie der darf kein Lehrer sein!«, sagte sie mit Tränen in den Augen, als sie Ralph den Vorschlag unterbreitete. »Einer wie der darf überhaupt nicht mit Kindern arbeiten!«
    Mitcham war Single und schien Kinder nicht zu mögen, sagte Simon, und auch vor deren Eltern zeigte er nur wenig Respekt. Zum ersten Mal war er als potenzieller Kandidat aufgefallen, als Simon ihn dabei beobachtet hatte, wie er sich gegenüber einem Sechsjährigen mit Lernproblemen ausgesprochen grob und ungeduldig verhielt. Die Mutter des Jungen war am nächsten Tag in die Schule gekommen, um sich beim Direktor zu beschweren, doch ehe es dazu kommen konnte, lief sie dem Lehrer über den Weg, und der hatte geschickt zurückgeschlagen, indem er Mutter und Kind demütigte.
    »Und das vor aller Augen«, sagte Simon. »Er hat sie richtig runtergemacht, und schließlich hat die arme Frau den Schwanz

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