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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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würde sie diesen Jemand töten.

21. Kate
    Wieder auf der Straße, fühlte Kate sich schon ein wenig zufriedener als vor dem Unfall. Zumindest hatte sich die Sache mit ihrem Vater eingerenkt.
    Alles in allem war sie froh, dass sie das Verlangen unterdrückt hatte, mit Rob zu sprechen. Es schien klüger zu sein und weniger selbstsüchtig, ihn und Emmie nicht zu stören. Es war viel besser, in der Einsamkeit von Caisléan einen zu trinken, sich auszuruhen und vielleicht die erste vernünftige Kolumne seit Wochen zu schreiben. Montagmorgen in aller Frühe würde sie wieder zurückfahren und wäre bestens darauf vorbereitet, mit Rob, Bel und Fireman alles zu bereinigen.
    Ein Tier – vielleicht ein Fuchs, obwohl es zu dunkel war, das zu erkennen – huschte vor ihr über die Fahrbahn und zwang Kate, auf die Bremse zu treten. Es gelang ihr, dem Tier auszuweichen, und dafür war sie dankbar; doch der kleine Schock ließ ihr Herz wieder heftig pochen. Ihr Blick zuckte zum Innenspiegel, und sie war erleichtert, dass hinter ihr nur Dunkelheit war. Eine weitere Massenkarambolage hätte sie nicht ertragen.
    Es ging ihr gar nicht schnell genug, ihr Ziel zu erreichen und sich mit einem großen Glas Rotwein zurückzulehnen.

22. Das Spiel
    Im Laufe der Jahre hatte jeder der vier ein Monster in ihre neue und kühnere Arena gebracht. Wann immer möglich, versuchten sie nun, ihr Ziel für irgendeine Missetat zur Verantwortung zu ziehen, auch wenn sie hatten erkennen müssen, dass es nur selten so einfach wie im Fall Rose Miller war, jemanden vor Gericht zu bringen.
    »Das ist die Natur des Spiels«, hatte Simon bei einem ihrer Treffen gesagt. »Mehr können wir nicht tun.«
    Sie waren bei dieser Gelegenheit im Boathouse in Wallingford zusammengekommen. Den Pubs, wo sie sich dieser Tage trafen, fehlte es leider an der Mystik des alten Ganggrabes von Wayland’s Smithy, doch in jeder anderen Hinsicht waren die Kneipen praktischer. Manchmal mieteten sie ein Zimmer, dann wieder saßen sie draußen, und wenn sie außer Hörweite waren, legten sie ein Handy auf den Tisch und sprachen mit Ralph über Lautsprecher – und an diesem speziellen, eisigen, wenig einladenden Novembertag waren sie ohnehin völlig allein an ihrem Tisch am Fluss.
    »Dir ist egal, ob sie dran glauben müssen oder nicht«, sagte Jack zu Simon, »weil du ein Schwächling bist.«
    »Simon ist bloß netter als wir anderen«, verteidigte Piggy sie.
    »Arschkriecher«, neckte Jack ihn liebevoll.
    Zwischen den Spielplantreffen lebten sie in unterschiedlichen Welten. Sie hatten keinen Kontakt zueinander, doch wenn einer von ihnen ein Monster ausmachte, setzten sie sich mit Ralph inVerbindung, um abzuchecken, ob es tatsächlich ein Kandidat für ein neues Spiel war. In solchen Augenblicken fühlte Ralph sich wieder lebendig, denn sie brauchten noch immer ihre Führung. Ralph hörte zu, stellte ihre eigenen Nachforschungen an, dachte nach und rief dann alle zu einem Treffen zusammen.
    Heutzutage nahm sie nur noch selten persönlich an einem Treffen teil; dafür hatte Rose Miller gesorgt. Doch sie arrangierte Ort und Zeit und leitete die Treffen mittels Telefon.
    Ralph war noch immer der Häuptling.
    »Ohne dich könnten wir das alles nicht«, hatten die Kinder zu ihr gesagt.
    Mittendrin und nicht dabei …
    Einsamkeit.
    Einmal hatte Ralph ihren Kindern gesagt, wie sehr sie es vermisse, sie zu sehen.
    »Du liebst uns«, sagte Jack, »weil wir ein Haufen armer Spinner sind.«
    »Dem kann ich nicht widersprechen«, erwiderte sie und lächelte.
    Ralph hatte versucht, den Kindern ihren Glauben an Einfachheit und Sicherheit einzuimpfen und daran, dass das Risiko stets so gering wie möglich gehalten werden müsse, doch die beiden Abenteurer der Gruppe, Jack und Roger, protestierten manchmal, wenn Ralph eines ihrer ehrgeizigeren Projekte ablehnte.
    »Einfach heißt sicher«, hatte Ralph ihnen einmal nach einem Streit erklärt. »Auf diese Weise können wir weiterspielen.«
    Noch während sie das sagte, wusste sie, dass es nicht immer so bleiben würde.
    Im Grunde war es noch nie einfach und sicher gewesen.
    Als Piggy sie vor nunmehr fast drei Jahren wegen eines neuen Monsters angerufen hatte, hatte Ralph eine Verzweiflung und Wut in seiner Stimme gehört, wie sie sie noch nie wahrgenommen hatte. Seine Eltern waren nun schon seit einigen Jahren aus dem Knast entlassen, und Piggy hatte erfahren, dass sie getrennt geblieben waren, doch keiner von ihnen hatte Kontakt zu ihrem Sohn

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