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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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bekommen.
    Sie erwartete jemanden, erkannte Kate. Irgendjemanden oder irgendetwas.
    Die Langeweile war verflogen. An ihre Stelle war wieder die Furcht getreten, und die wuchs rasch an.
    Kate hätte viel darum gegeben, die Langeweile wieder zurückzubekommen.

44. Ralph
    Ralph hatte ihre beiden Monster lange genug beobachtet, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie auf die Tortur reagieren würden.
    Kate Turner war schier unglaublich selbstgefällig und stets vom Glück begünstigt gewesen. Dennoch warf sie die Segnungen des Lebens einfach so weg, als wäre das alles selbstverständlich. Und die kleine Laurie Moon, die ihre Feigheit als Entschuldigung anführte, hatte die Sicherheit des elterlichen Hauses ihrem eigenen bedürftigen Kind vorgezogen.
    Kate Turner würde vielleicht Rückgrat zeigen, womöglich gar bis zum Ende.
    Wenn Moon aus ihrem chloroformierten Schlaf erwachte, würde sie glauben, dass man sie für ein Lösegeld gefangen hielt, und wenn sie herausfinden würde, dass ihr Daddy nicht aus seinem schönen Stall herbeigeritten kam, um sie zu retten, würde Laurie vermutlich zu einem tränenüberströmten Häuflein Feigheit werden.
    Ralph wünschte, sie könnte dabei sei.
    Sie verfluchte ihren unzulänglichen Leib und Rose Miller, die sie für alle Zeit davon abhielt, das Spiel zu spielen.
    Doch sie konnten nicht ohne sie spielen, tröstete sie sich manchmal selbst.
    Aber diesmal konnte vieles schiefgehen. Es genügte schon ein klein wenig Pech, ein Staubkörnchen im Getriebe ihres Plans. Nichts bei alledem war wirklich sicher.
    Ralph hatte ihren Kindern das in der Planungsphase auch gesagt, hatte sie gewarnt.
    »Das könnte sehr gefährlich für euch werden«, hatte sie gesagt.
    Sie hatten erwidert, das würden sie akzeptieren, doch Ralph wusste, dass sie ihr nicht wirklich geglaubt hatten. Ihr Glaube an das Spiel und an sie, Ralph, ihren Talisman, war noch immer intakt.
    Doch zu jenem Zeitpunkt war ihnen natürlich auch gar keine andere Wahl geblieben, als zu glauben – auch das wusste Ralph. Denn ohne das Spiel und ohne die Aussicht auf eine nächste Partie, was immer das sein mochte, wären sie wieder genau das, als was sie sich vor langer Zeit wahrgenommen hatten – vor dem Buch, vor Wayland’s Smithy, bevor sie gekommen und zu Ralph geworden war.
    Sie wären nichts.

45. Das Spiel
    Sie brachten Laurie nach Caisléan. Sie war wieder bei Bewusstsein, aber noch immer benommen. Sie warfen sie auf einen der hohen Esstischstühle, den sie dann vom Tisch wegdrehten, sodass sie dem Sofa und Kate gegenübersaß.
    »Und? Gut gelaufen?«, fragte Roger die anderen drei.
    »Perfekt«, antwortete Jack.
    Sie zogen der jungen Frau die lederne Bomberjacke aus, rührten ihre Handschuhe aber nicht an, wie sie es auch bei Kate gemacht hatten. Dann banden sie ihr die Hände auf den Rücken. Kate sah sie zusammenzucken – sie stand offensichtlich unter Drogen, denn ihre Reaktionen waren schwach und verzögert. Schließlich fesselten sie ihr dann auch noch die Füße.
    Kates Herz pochte wild, und sie schwitzte.
    Sie wusste, dass hier etwas Schlimmes vor sich ging, etwas sehr Schlimmes.
    Kate schaute sich ihre Mitgefangene an. Sie war jung, Mitte zwanzig vielleicht, und hübsch. Ihr blondes Haar war zu einem Bubikopf geschnitten, und sie hatte blaue Augen. Sie trug einen roten Pullover und blaue Jeans, genau wie Kate.
    Die junge Frau stand offensichtlich unter Schock. Ihre Haut war nass von Schweiß, und sie zitterte am ganzen Leib, als sie Kate anschaute.
    »Bereit?«, fragte die Frau mit Namen Simon.
    Der Mann, den sie Piggy nannten, ging zur Eingangstür und überprüfte, ob sie abgeschlossen war.
    Kate glaubte, ebenfalls zu zittern, war aber nicht sicher.
    »Mach voran, Piggy.« Jack war ungeduldig.
    Aber warum war er ungeduldig? Hätte Kates Herz noch heftiger geschlagen, sie hätten es gehört.
    Die Terroristen nahmen ihre Positionen ein. Ihre Bewegungen wirkten wie eingeübt. Roger trat rechts neben die neue Gefangene, Piggy links daneben, und Simon setzte sich aufs Sofa neben Kate.
    Jack nahm die zentrale Position ein. Er stand auf dem Kilimteppich.
    Er nickte Simon zu. »Fertig.«
    Simon beugte sich zu Kate und riss ihr den Klebestreifen vom Mund.
    Kate atmete tief ein und nahm Körpergeruch wahr.
    Angst.
    Sie schluckte und versuchte, ihren ausgetrockneten Mund zu befeuchten.
    Niemand sagte ein Wort.
    »Was geschieht hier?«, fragte Kate.
    »Das Spiel«, antwortete Roger.
    Das Spiel.
    Mittlerweile hatte Kate

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