Die Rache der Kinder
Mund, dass ihr Kopf nach hinten geworfen wurde.
»Jetzt schon«, sagte er.
Laurie gab nach und brach in Tränen aus.
»Bastard.« Das Wort kam Kate über die Lippen, ehe sie sich eines Besseren besinnen konnte.
»Soll ich dir noch eine knallen?« Jack drehte sich zu ihr um.
»Lasst uns weitermachen«, sagte Roger.
»Gut«, sagte Jack.
Ein paar Sekunden herrschte Schweigen.
»Willst du immer noch wissen«, wandte Jack sich an Laurie, »wie ihr beiden einander bestrafen werdet?«
Wenn sie eines auf der Welt jetzt nicht mehr wissen wollte, dann das.
»Wie gesagt, ist es ziemlich einfach«, sagte er.
Roger schaute zu Laurie. »Du wirst sie bestrafen«, sie nickte zu Kate, »indem du ihr Opfer wirst.«
»Und du«, sagte Jack zu Kate, »wirst sie bestrafen …«
»Nein«, unterbrach ihn Kate und bereitete sich auf einen weiteren Schlag vor. »Das werde ich nicht.«
»… indem du sie exekutierst «, beendete Jack den Satz.
Laurie stieß ein leises Stöhnen aus, wurde kalkweiß im Gesicht und fiel in Ohnmacht. Roger fing sie gerade noch rechtzeitig auf, bevor sie vom Stuhl fiel.
»Haltet sie fest«, sagte Jack.
Piggy hielt Laurie von der anderen Seite. Ihr Kopf war auf die Brust gefallen.
»Ich werde ihr nichts tun«, sagte Kate, »egal, was ihr mit mir anstellt.«
»Und wenn wir etwas mit Emmie ›anstellen‹?«, fragte Jack.
Kate hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand mit voller Wucht vor den Kopf geschlagen.
Vor ihrem geistigen Auge tanzten Bilder von Robs süßer Tochter.
»Ihr …« Sie konnte nicht sprechen.
»Ja«, sagte Roger. »Wir haben Emily.«
48. Das Spiel
»Das glaube ich euch nicht«, sagte Kate nach einer Weile.
Laurie kam langsam wieder zu sich. Ihr Gesicht war geisterhaft weiß, doch Kate konnte nur noch an Emmie denken unddaran, wie sehr Rob sie liebte. Sie konnten sie nicht haben. Das war unmöglich.
Aber nicht unmöglicher als das hier.
»Ich glaube euch nicht«, sagte sie noch einmal.
Diesmal klang sie jedoch nicht mehr ganz so überzeugt.
»Wenn wir in spätestens fünfzehn Minuten nicht anrufen«, Roger schaute auf ihre Uhr, »um zu sagen, dass wir hier fertig sind …«
»Werden sie die kleine Emmie fertigmachen«, führte Jack den Satz zu Ende.
Laurie hörte zu. Sie versuchte, alles aufzunehmen, obwohl sie es nicht wirklich wollte .
Kate leckte sich die Lippen. »Beweist mir, dass ihr sie habt.«
»Wir müssen gar nichts beweisen«, sagte Roger. »Aber du musst tun, was wir dir sagen.«
»Es sei denn, Emily ist dir scheißegal«, bemerkte Jack.
»Bei ihrer Vorgeschichte würde mich das nicht wundern«, sagte Simon.
»Stimmt«, pflichtete Piggy ihr bei.
»Das macht auch keinen Unterschied«, sagte Jack. »Wir finden schon einen Weg, damit sie es tut.«
Laurie stieß ein leises Wimmern aus, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
»Selbst wenn ihr sie habt …« Es kostete Kate alle Kraft, vernünftig zu denken. »Wenn ihr so sehr pro-life seid, werdet ihr kein Kind verletzen.«
»Nur dass nicht wir dafür verantwortlich wären, wenn ihr etwas passiert«, erwiderte Piggy. »Das wärest du.«
»Das ist Zeitverschwendung«, seufzte Roger.
»Stimmt«, sagte Jack. »Lasst es uns einfach tun.«
Laurie gab durch den Knebel ein ersticktes Geräusch von sich.
»Die kotzt gleich!«, rief Piggy erschrocken.
»Lass das«, sagte Jack zu Laurie. »Piggy mag keine Kotze, und das gehört auch nicht zum Spiel.«
»Himmel!«, rief Kate angewidert. »Himmel!«
Jack versetzte ihr wieder einen kräftigen Schlag mit dem Handrücken.
»Vorsicht!«, warnte Roger erneut.
Dann hatte Kate sich das also doch nicht eingebildet. Sie wollten nicht, dass sie verletzt wurde – jedenfalls nicht so, dass man es sehen konnte.
»Steh auf«, befahl Jack.
Kate blinzelte die Schmerzenstränen weg und rührte sich nicht.
»Kommt schon, Mädels«, sagte Jack. »Zeit, aufzustehen und zu spielen.«
Er bückte sich und packte Kate am linken Arm. Simon nahm den rechten, und gemeinsam rissen sie sie vom Sofa hoch. Drüben am Tisch machten Piggy und Roger mit Laurie das Gleiche. Laurie heulte vor Schmerz.
»Beweg dich!«, befahl Jack Kate. »Beweg dich, du Schlampe.«
»Ich kann nicht«, erwiderte Kate. »Meine Beine sind taub. Ich brauche einen Moment.«
»Ich glaube«, sagte Piggy, »wir werden ihre Füße losbinden müssen, um sie nach oben zu kriegen.«
Kate starrte zu der Galerie hinauf, wo sie und Rob ihr Schlafzimmer eingerichtet hatten.
»Kein Losbinden«, sagte
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