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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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gelernt, keine Fragen zu verschwenden.
    »Wer ist sie?« Sie schaute zu der jungen Frau.
    Zu ihrer Mitgefangenen.
    Es war Jack, der antwortete.
    »Sie ist deine Strafe«, sagte er.

46. Ralph
    Das Warten wurde immer qualvoller, je mehr Zeit verstrich; Kontakt durfte jedoch in gar keinem Fall aufgenommen werden. In diesem Stadium konnten sie sich keine Unterbrechungen leisten. Zeit war jetzt von allergrößter Wichtigkeit.
    Je länger es dauerte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schiefging.
    Immerhin hatte Ralph für den Augenblick ihre Rolle ja auch gespielt.
    Sie wusste, dass sie sie hinterher wieder brauchen würden, um sich um Einzelheiten zu kümmern.
    Einzelheiten waren ihre Spezialität. So hatte sie zum Beispiel herausgefunden, dass Caisléan über ganz hervorragende Schlösser verfügte, angeblich, weil Rob Turners Versicherung darauf bestanden hatte; schließlich lag das Haus sehr abgelegen und war größtenteils unbewohnt. Dann hatte sie erfahren, dass Kate Turner ohne Wissen des Versicherers und vielleicht auch ihres Mannes einen Ersatzschlüsselbund unter den wilden Primeln vergraben hatte, sieben Meter von der Eingangstür entfernt.
    Einzelheiten … Hinterher würden sie von ebenso großer Bedeutung sein.
    Wie Laurie Moons Auto. Nun war es erst einmal sicher in dem verlassenen Kuhstall untergebracht, den Ralph weit vor der Zeit entdeckt hatte; trotzdem würde man sich möglichst schnell darum kümmern müssen. Auch Jack wusste über dieseDinge Bescheid, würde sich aber vermutlich darauf verlassen, dass Ralph alles arrangierte: die Neulackierung des VW und der Austausch der Nummerschilder und Seriennummern.
    Miss Moon würde den Wagen ohnehin nicht mehr brauchen; so viel stand fest.
    Was alles andere betraf, würden sie abwarten müssen, was geschah.
    Bei diesem Spiel wusste man nie.

47. Das Spiel
    »Ihr solltet wissen«, sagte Roger zu Kate und Laurie, »warum ihr beide für dieses Spiel nominiert worden seid.«
    Kate hörte das Wort, das für gewöhnlich positive Assoziationen weckte – Leute wurden für Preise oder für irgendeine Wahl »nominiert« –, und staunte, was für einen tödlichen Unterton der ruhig sprechende Terrorist diesem Wort verliehen hatte.
    Die zweite Gefangene war allmählich wieder zu sich gekommen. Man hatte ihr Kaffee gegeben, ehe Jack ihr ungeduldig ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet hatte. Die Frau hatte erschrocken nach Luft geschnappt, und Tränen waren ihr in die Augen geschossen. Kate hätte sie am liebsten getröstet und hatte sich gewünscht, sie könnte die Zeit zurückdrehen.
    Sie könnte ihr Aufwachen verzögern.
    Sie könnte das hier verzögern.
    »Du qualifizierst dich gleich doppelt, Turner«, wandte Simon sich an sie. »Nicht viele Frauen sind grausam zu ihren Kindern und zu ihren Müttern.«
    Kate verkniff sich eine Erwiderung. Sie sah, wie der Blick der anderen Gefangenen misstrauisch zu ihr hinüberhuschte. Vielleicht glaubte sie nicht mehr, dass sie mit Kate in einem Boot saß, dass ihre eigene Notlage womöglich nicht so groß war wie die der Frau, die sie vor ihr gefangen genommen hatten.
    »Deine Qualifikation«, informierte Piggy Laurie, »ist einfacher.«
    »Aber dein Verbrechen«, übernahm Roger nun, »ist genauso schlimm.«
    »Schlimmer noch«, meldete Piggy sich zu Wort.
    Kate sah den Funken Hoffnung in den Augen der jüngeren Frau verlöschen, und sie hatte Mitleid mit ihr.
    »Du hast dein Kind in ein Heim gesteckt«, erklärte Jack, »obwohl keine Notwendigkeit dazu bestand.«
    »Ich …«
    »Halt’s Maul!«, unterbrach Jack sie und trat einen Schritt auf Laurie zu, die unwillkürlich zusammenzuckte.
    »Kein Stillen«, sagte Simon.
    »Kein Knuddeln«, fügte Piggy hinzu.
    »Keine Mom, wenn er krank war«, sagte Roger.
    »Vermutlich ist er ohne sie besser dran«, bemerkte Simon.
    Kate sah das Gesicht der jungen Frau und die Qual in ihren Augen, und sie hasste die Terroristen für diese neue Grausamkeit mehr denn je.
    »Es ist kein Verlust für Sam, wenn er sie jetzt verliert«, sagte Jack, »so viel steht fest.«
    Caisléans Festnetztelefon klingelte.
    Kates Herz überschlug sich förmlich. Das könnten ihr Vater oder Fireman sein – immerhin hatte sie beiden erzählt, sie würde hierherfahren. Jeder andere, der sie daheim nicht erreichte, hätte auf ihrem Handy angerufen, das in der Tasche neben der Tür lag.
    Das Telefon klingelte weiter.
    »Wenn ich nicht drangehe …«, begann Kate.
    »Maul halten!«, befahl

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