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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Zweifel.
    »Ja.« Jack sprach endlich wieder, und seine Stimme klang leise und erstickt. »Ja.«
    Roger schaute zu ihm hinauf. »Was machen wir jetzt?«
    »Ruf Ralph an«, sagte er.
    Kate fiel der Name auf. Auch der stammte aus dem Roman von William Golding. Es war der Name des Anführers.
    »Zuerst die Schuhe«, sagte Roger.
    Sie hatte bereits aufgehört zu weinen und ihre Trauer im Griff – zumindest für den Augenblick.
    »Wir müssen unsere Schuhsohlen überprüfen«, erklärte sie, »sie nach Blut untersuchen.«
    In der Flaute nach dem Mord hatte Kate sich kaum lebendig gefühlt.
    Nach den zwei Morden, konnte man wohl sagen.
    Vom Standpunkt der Terroristen aus hatte sie Simon ermordet, nur dass sie es nicht als Mord empfand, jemanden wegzustoßen, der einen umbringen wollte.
    Sie waren für Simons Tod verantwortlich.
    Kate stellte fest, dass sie einfach nicht darüber nachdenken konnte, was mit Laurie Moon geschehen war; sie wusste, dass sie das nicht zulassen durfte. Laurie war eine Fremde gewesen und doch auch ihre Schwester . Und dann diese unaussprechliche Brutalität …
    Später. Sie würde später darüber nachdenken und mehr über Laurie herausfinden.
    Falls es ein Später gab.
    Wieder unten – nachdem sie mit ihrem Häuptling gesprochen hatten, nahm Kate an, Ralph – fesselte Jack Kate erneut und legte sie so hin, dass sie genau auf Simons Leiche blickte.
    »Vorsicht!«, mahnte Roger, als Jack Kates Füße und Hände zusammenband. Er machte ein Geräusch, das halb Grunzen, halb Knurren war, doch die Fesseln wurden ein wenig gelockert.
    Gott, das tat weh – Vorsicht hin oder her. Doch Kate hieß den Schmerz sogar willkommen, denn er half ihr, die furchtbaren Bilder von Lauries Ermordung zu verdrängen. Dann aber fiel ihr Blick auf das entsetzliche Bild der toten Terroristin, und alle Erleichterung verflog.
    »Wir können sie nicht einfach hierlassen.« Piggy stritt sich leidenschaftlich mit den beiden anderen über Simon. »Wir müssen sie mitnehmen.«
    »Das können wir nicht«, erwiderte Jack.
    »Genau. Das weißt du doch«, unterstützte Roger ihn.
    »Warum können wir ihr nicht wenigstens die Maske abnehmen«, flehte Piggy. »Ich will ihr Gesicht sehen und mich von ihr verabschieden.«
    »Okay, die Maske können wir abnehmen«, gab Jack nach. »Aber das ist auch alles.«
    »Hat Ralph das gesagt?«, fragte Roger nach.
    » Ich habe das gesagt«, antwortete Jack.
    Roger zögerte einen Moment und drehte sich dann wieder zu Piggy um. »Entweder das oder gar nichts«, sagte sie zu ihm.»Wir müssen das jetzt zu einem Teil des Spiels machen.« Sie war sanft, aber entschlossen. »Wir haben keine andere Wahl, Piggy, das weißt du.«
    So sanft wie möglich entfernte sie die Strumpfmaske vom Gesicht ihrer Freundin. Piggy kniete oben am zerbrochenen Geländer; Jack war halb die Wendeltreppe hinaufgeklettert.
    Kate schloss die Augen.
    »Mach die Augen auf, Turner«, knurrte Jack. »Sieh dir an, was du getan hast.«
    Kate öffnete die Augen, schaute hinauf und sah eine junge Frau mit kurzem blondem Haar, das von Schweiß und der engen Maske vollkommen zerzaust war. Ihr totes Gesicht war weiß und schlaff, die grauen Augen standen offen. Und Kate sah auch zu Piggy, dessen Schultern von erneutem Weinen bebten und der Simon mit der behandschuhten Hand übers Haar streichelte.
    Liebe unter Mördern.
    »Gott.« Piggy schickte sich an, seine eigene Maske auszuziehen.
    »Nicht!« Rogers scharfer Tonfall ließ ihn innehalten.
    Vielleicht, überlegte Kate, bedeutete das, dass man sie noch immer leben lassen wollte.
    Dann überkam sie eine glühend heiße Woge der Scham, als sie sich an die arme Laurie Moon erinnerte, die oben mit durchgeschnittener Kehle lag.
    Anschließend bewegten sie sich eine Zeitlang schnell. Sie wollten Caisléan so rasch wie möglich verlassen. Dann zwangen sie sich, wieder langsamer vorzugehen, und ermahnten sichgegenseitig zur Sorgfalt, während sie jede Spur beseitigten, die sie möglicherweise hinterlassen hatten.
    Und sie waren verdammt gut darauf vorbereitet, wie Kate von ihrem zunehmend qualvollen, aber hervorragenden Aussichtspunkt in der Mitte der Arena sehen konnte. Sie hatten Ministaubsauger dabei, Taschenlampen, Lupen und sogar Pinzetten. Gewissenhaft hoben sie jeden noch so kleinen Fetzen auf, jeden Krümel und jedes Haar, und steckten sie wie Kriminaltechniker in Plastiktüten, zusammen mit ihren Wegwerfkaffeebechern und den Plastiklöffeln.
    Anschließend gingen sie wieder nach

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