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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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wohl kaum die Wagenschlüssel mitgenommen, nur um dann draußen das Auto für sie aufzuschließen und ihr so die Flucht zu erleichtern.
    Tatsächlich waren die Türen auch abgeschlossen, doch der Schlüssel steckte im Zündschloss, und das Handy lag auf der Schale der Freisprechanlage.
    Das Spiel lief weiter.
    Kate zögerte nur kurz. Ihre einzige andere Option war ein langer, einsamer Marsch.
    Sie suchte sich einen Felsbrocken drüben an der Steinmauer, kehrte zum Wagen zurück, schlug das Beifahrerfenster ein und griff nach dem Handy.
    Der Empfang war gut und der Akku voll. Aber was hatte das schon wieder zu bedeuten?
    Das bedeutete, sie wollten, dass sie mit dem Handy um Hilfe rief.
    Kate wankte erneut.
    Paranoia. Das Handy war also im Augenblick nutzlos für sie.
    Kate wischte die Glassplitter vom Beifahrersitz, beugte sich über ihn hinweg, um die Fahrertür zu öffnen, und schloss dann die Beifahrertür wieder. Rasch ging sie um den Wagen herum. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie versuchte, die erneut aufkeimende Panik im Zaum zu halten, während sie auf der Fahrerseite einstieg und die Tür wieder verschloss.
    Natürlich war auch das sinnlos, wie sie sofort erkannte, denn auf der Beifahrerseite war das Fenster ja eingeschlagen.
    Kate drehte den Schlüssel um. Würde der Wagen anspringen?
    Es klappte beim ersten Versuch.
    Sie wählte den Polizeinotruf und wartete.
    »Ich wurde von einer maskierten Bande gefangen gehalten«, sagte sie, als sie endlich durchkam. Es klang selbst in ihren eigenen Ohren verrückt. Sie sagte der Frau am anderen Ende der Leitung, wo sie war und dass zwei Menschen getötet worden waren.
    »Ich glaube, dass die Mörder weg sind, aber ich habe immer noch Angst. Können Sie sich bitte beeilen?«
    Sie wurde gebeten, am Apparat zu bleiben.
    »Ich will noch jemanden anrufen«, sagte Kate. »Meinen Ehemann.«
    Sie legte auf und saß einen Augenblick einfach nur da. Sie zitterte wieder am ganzen Leib, doch schließlich gelang es ihr, Rob anzurufen.
    Er nahm sofort ab.
    »Ist mit Emmie alles in Ordnung?«, fragte sie, kaum dass er sich gemeldet hatte.
    »Kate?« Rob klang überrascht.
    »Sag mir, dass Emmie okay ist, Rob.«
    »Natürlich«, antwortete er. »Stimmt was nicht, Kate?«
    Mit einer Fremden wie der Polizistin zu reden war eine Sache gewesen, doch es Rob zu sagen, war plötzlich unmöglich; Kate hatte das Gefühl, als hätte sich ihr eine dicke Schlammschicht auf Verstand und Kehle gelegt.
    »Es ist etwas passiert«, sagte Kate schließlich. »Etwas Schreckliches.« Sie wollte es so einfach wie möglich halten. »Rob, ich brauche dich.«
    »Was ist denn los?« Seine Stimme klang rau vor Sorge.
    »Bitte«, sagte sie. »Lass mich einfach machen, sonst bekomme ich es nicht raus.« Sie atmete tief durch. »Du musst herkommen, und du darfst auf keinen Fall Emmie mitbringen. Du musst sie irgendwohin bringen, wo es sicher ist.«
    »Kate, um Himmels …«
    »Hör einfach zu, bitte.« Ihre Kehle schmerzte vor lauter Mühe, ein Schluchzen zu unterdrücken. »Du musst sie bei jemandem lassen, dem du bedingungslos vertraust. Und sag demjenigen, er dürfe sie nicht eine Sekunde lang aus den Augen lassen. Dann komm her.«
    »Na gut«, erwiderte Rob verwirrt.
    »Und du musst sofort kommen. Du wirst verstehen, warum, sobald du hier bist. Die Polizei ist schon unterwegs. Bitte, fahr vorsichtig. Aber du musst kommen.«
    Sie beendete auch dieses Gespräch.
    Dann wartete sie.
    Jetzt war es fast vorbei.

Dritter Teil: NACHSPIEL

52. Kate
    Binnen kürzester Zeit wusste Kate, dass gar nichts vorbei war und dass sie noch immer in Schwierigkeiten steckte, wenn auch von anderer Art. Allerdings waren nach wie vor sie dafür verantwortlich.
    Das Spiel ging weiter.
    »Ich weiß, wie seltsam das alles aussieht«, sagte Kate zu DCI Helen Newton und DS Ben Poulter in dem schäbigen blau-grauen Verhörraum der Kriminalpolizei von South Oxfordshire. »Jedenfalls von Ihrer Warte aus.«
    Detective Chief Inspector Helen Newton von der Mordkommission war um die dreißig, schätzte Kate. Sie war eine beherrschte Frau mit glattem braunem Haar, das ihr bis zum Kinn reichte, einem makellos gestutzten Pony und minimalem Make-up, aber mit schöner Haut und klaren hellbraunen Augen. Sie trug einen anthrazitfarbenen Hosenanzug und eine weiße Bluse: Kleidung, die ihre Autorität unterstrich.
    »›Seltsam‹ ist nicht das Wort, das ich verwenden würde«, entgegnete DCI Newton trocken.
    Zwei tote Frauen, eine auf Kates

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