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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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seltsam. »Das Spiel.«
    Plötzlich verstand Kate zu ihrem Entsetzen, wie das Spiel geplant war.
    Ihre Fingerabdrücke auf dem Messer.
    Und eine Hinrichtung.
    »Hier läuft was schief.« Jacks Griff um Kate war noch immer fest. »Das ist nicht der große Plan des Häuptlings.«
    »Sei vorsichtig, Jack«, ermahnte ihn Roger.
    Roger hatte jetzt zwar die Kontrolle, doch sie war auch nicht sicher – das fühlte Kate.
    »Wenn ich ihr jetzt das Messer in die Hand drücke und sie losbinde, wird sie mir das Ding in den Leib rammen, nicht ihr «, sagte Jack. »Also bleibt mir keine andere Wahl, oder?«
    Kate hielt den Blick auf die Hand in dem Chirurgenhandschuh gerichtet, die noch immer das Messer hielt.
    »Aber das ist wenigstens was, nicht wahr?« Er klang noch immer merkwürdig. »Dann ist es getan.«
    Irgendetwas veränderte sich zwischen den beiden.
    Irgendetwas veränderte sich in der gesamten Atmosphäre.
    Hoffnung keimte in Kate auf.
    »Du musst das nicht tun, Jack«, sagte Roger. »Wir können das ändern.«
    »Wir können das Spiel nicht verändern«, entgegnete er.
    »Warum nicht?«, erwiderte Roger. »Der Häuptling ist nicht hier. Wenn du dich nicht gut fühlst …«
    Er lag ihr am Herzen. Kate hörte es in ihrer Stimme; sie konnte es fühlen. Diesen vieren lag sehr viel aneinander. Sie waren nicht bloß eine Bande von Kriminellen, sie …
    Und dann stieß Piggy ein furchtbares Heulen aus.
    »Sie ist tot! «
    Kate spürte, wie Jack sich versteifte.
    »Der Haken hat sie aufgespießt.« Unsägliche Qual lag in Piggys Stimme. »Simon ist tot.«
    Laurie öffnete die Augen.
    Ihre Gedanken waren von Sam erfüllt: seine Geburt, wie man ihn ihr in der Klinik abgenommen hatte, sein wunderschönes, lächelndes Gesicht …
    »Du«, sagte Jack zu Kate. » Du hast das getan.«
    Sie spürte es … Im wörtlichen Sinne spürte sie die Hitze seines Zorns, als er das Messer hob.
    Kate schloss die Augen und dachte an Rob und ihre verschwendete Liebe.
    Das Geräusch, das sie hörte, als die warmen Spritzer ihr Gesicht trafen, war dünner als das Wimmern eines Babys.
    Tropfen sammelten sich auf ihren Augenlidern, ihrer Nase und ihren Wangen.
    Kate befahl sich, nicht hinzuschauen – wenn sie nicht hinschaute, würde sie es nicht sehen müssen.
    Was Jack mit Laurie gemacht hatte.
    Aber sie musste hinschauen. Sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte.
    Eine Halskette aus Blut.
    Laurie war bereits tot.
    Und nun schrie Kate innerlich.

49. Ralph
    Jack hatte gerade angerufen.
    »Ich bin in der Küche«, sagte er. »Turner kann mich nicht hören.«
    Ein Schauder durchlief Ralph.
    »Ist es getan?«, fragte sie, obwohl sie an seiner Stimme erkannte, dass es so war.
    »Ja«, bestätigte Jack. »Aber das Spiel ist noch nicht vorbei, Häuptling.«
    Ralph hörte von Simon, und die Trauer traf sie wie ein Hammerschlag.
    Die Zeit verging, löste sich auf, zählte nicht mehr.
    Ralph erinnerte sich, wie Simon zu Anfang gewesen war: sanft, schön, süß und sehr, sehr jung. Sie war stets die Unschuldigste von ihnen allen gewesen.
    »Häuptling?«, fragte Jack schließlich. »Alles in Ordnung?«
    »Nein«, antwortete sie. »Natürlich nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte er.
    Ralph versuchte, ihre Gedanken zu sammeln.
    »Wie geht es Piggy?«
    »Das kannst du dir ja denken«, antwortete Jack.
    Außer Trauer brandete nun noch etwas anderes in ihr auf.
    Zorn.
    »Sie war das also«, sagte sie. »Sie hat das Simon angetan.«
    »Ja. Das Schwein«, sagte Jack.
    Ralph wusste, dass sie ihre eigenen Gefühle unter Kontrolle bringen musste, vorläufig jedenfalls. Sie musste ihren überlebenden Kindern helfen, damit zurechtzukommen und dieses mangelhafte Spiel zu beenden.
    »Na gut«, sagte sie.

50. Das Spiel
    Nach dem Mord an Laurie kümmerten sie sich als Erstes um Simon.
    Jacks Griff um Kates Haare war in diesen Minuten so brutal gewesen, dass Kate schon geglaubt hatte, er würde sie ihr ausreißen, als er sie über das Geländer hielt, um zuzusehen, wie Roger überprüfte, ob Piggy recht hatte und ihre Freundin wirklich tot war.
    Daran konnte kein Zweifel bestehen. Der Haken hatte Simon förmlich aufgespießt. Er war durch ihre linke Brust gedrungen und von da ins Herz.
    Kate schaute nach unten und sah die schimmernde rote Pfütze auf dem Steinfußboden.
    Auch wenn sie dank des Strumpfes über Rogers Kopf nicht sicher war, so glaubte Kate doch zu sehen, dass die Terroristin weinte.
    Was Piggy betraf, bestanden in dieser Hinsicht gar keine

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