Die Rache der Kinder
fahnden …«
»So lange bin ich die einzige Verdächtige, die sie haben«, sagte Kate.
»Die einzige Zeugin «, verbesserte der Anwalt sie.
»Ich nehme an«, sagte Kate bedächtig, »darauf werde ich mich konzentrieren müssen. Ich sollte nicht so überempfindlich sein. Ich muss der Polizei helfen, diese Bastarde zu schnappen.«
»Darauf müssen wir beide uns konzentrieren«, sagte Blake.
»Ich danke Ihnen«, seufzte Kate. »Aber wir sind von Ihrer Problemliste abgekommen. Wo waren wir?«
»Es kann nicht schaden, ein wenig optimistisch zu sein«, bemerkte Blake.
Sie wandten sich wieder seinen Notizen zu.
»Miss Moons Wagen ist bis jetzt noch nicht gefunden worden«, sagte er. »Das stellt nur insofern ein Problem dar, als dass der Wagen uns wertvolle Beweise liefern könnte.«
»Ich bin überrascht, dass noch niemand vermutet hat, ich könnte ihn irgendwo versteckt haben.«
»Ich dachte, Sie wollten positiv denken«, sagte Blake. »Überlassen Sie es mir, des Teufels Advokat zu spielen.«
Kate nickte.
Ihre Behauptung, im Badezimmer eingesperrt worden zu sein, fuhr Blake fort, könne nicht bewiesen werden, da sie so leicht wieder herausgekommen sei, und dass sie darauf bestand, es habe bis dato kein Schloss dort gegeben – was Rob bestätigte –, sei auch nicht beweisbar, da Rob ebenfalls erklärt habe, er sei vor den Morden schon seit Monaten nicht mehr in der Scheune gewesen. Das hieß, dass Kate das Schloss durchaus hätte einbauen lassen können, wenn sie es nicht sogar selbst getan hatte.
»Ich bin eine lausige Handwerkerin«, sagte sie.
»Das behaupten Sie.« Blake grinste.
»Sie können fragen, wen Sie wollen«, erwiderte Kate.
»Alles Leute, die Sie lieben«, sagte er. »Die zählen nicht.«
»O Gott«, seufzte sie.
»Auf der positiven Seite …«
»Die gibt es?«, unterbrach ihn Kate.
»Aber sicher. Wir haben bereits angesprochen, dass die Polizei Ihnen glaubt, dass Sie Laurie Moon nicht gekannt haben.«
»Hurra! Holt die Fahnen raus!« Kate zuckte mit den Schultern. »’tschuldigung.«
»Verrückterweise«, fuhr Blake fort, »spricht zu unseren Gunsten, dass zwei Leichen in Caisléan waren, da man Ihnen eine wesentlich leichter in die Schuhe hätte schieben können.«
»Sagen Sie das den Leichen«, sagte Kate.
»Und ich habe da noch etwas«, sagte Blake.
»Eine dritte Leiche?« Kates Verbitterung war ihr deutlich anzuhören.
»Etwas viel Besseres.«
»Reden Sie weiter«, sagte Kate. »Bitte.«
»Einen möglichen Präzedenzfall. In Oxford – genauer gesagt in Summertown – ist vor ungefähr einem Jahr ein Grundschullehrer wegen bewaffneten Raubüberfalls angeklagt worden. Er hat behauptet, von einer Bande dazu gezwungen worden zu sein, die allesamt schwarze Strumpfmasken getragen hätten.«
»Mein Gott!«, rief Kate. »Was ist mit dem Mann passiert?«
»Er ist verurteilt worden.«
»Na toll.« Kate hielt kurz inne. »Ich nehme an, da ist noch mehr.«
»Ich fürchte, Mr. Mitcham ist im Gefängnis von Oakwood ermordet worden.«
»Ich dachte, dieser Präzedenzfall sei etwas Gutes«, sagte Kate.
»Ist er auch«, erwiderte Blake. »Die Polizei scheint MitchamsGeschichte nämlich mit neuen Augen zu betrachten.« Er rieb sich mit dem Daumen die Nase. »Außerdem ist er auch aus anderem Grund von großem Interesse für uns.«
Kate wartete.
»Nach seiner Verhaftung hat Mitcham behauptet«, fuhr Blake fort, »dass die Bande falsche Namen aus einem Roman benutzt habe.«
Zum ersten Mal empfand Kate so etwas wie Hoffnung. »Golding? Herr der Fliegen? «
»Genau«, bestätigte Blake. »Allerdings hat er gesagt, dass es drei Bandenmitglieder gewesen seien, nicht vier. Doch da ihre Namen Jack, Roger und Piggy lauteten, war das wohl kaum ein Zufall.«
»Dann glaubt Newton mir tatsächlich?«, fragte Kate.
»Sagen wir, die Dinge entwickeln sich in die richtige Richtung«, erwiderte Blake.
56. Ralph
Das Wissen, dass alles vorbei war, war sogar noch schmerzlicher, als Ralph sich je vorgestellt hätte.
Zu wissen, dass es keine Spiele mehr geben würde.
Keine Gruppe mehr.
Zu wissen, dass keiner von ihnen an Simons Beerdigung würde teilnehmen können, wenn die Zeit kam. Sie konntennoch nicht einmal ihr Grab besuchen, aus Angst, dass die Polizei es überwachte.
Ralphs Trauer um Simon und ihre Angst um die anderen wuchs täglich. Sie waren so vernarbt, so verletzt, und nun würden sie alleine weitermachen müssen. Ralph fragte sich, wie sie damit zurechtkommen würden.
Vielleicht
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