Die Rache der Kinder
Hinsicht nachhaltig verändert.
»Dieses Gefühl ist eine typische posttraumatische Reaktion«, hatten ihr fast alle gesagt, von DS Ben Poulter bis zu Ben Fireman – der im Übrigen erstaunlich geduldig war, was Kates Unfähigkeit betraf, nach dem Martyrium eine neue Kolumne zu schreiben.
Im Augenblick nahmen Gastautoren Kates Platz ein – was ihr irgendwann Kopfzerbrechen bereiten würde, vermutete sie: Sie war nicht schwer zu ersetzen. Schließlich war sie nur ein Schreiberling, der Glück bei einer Provinzzeitung gehabt hatte.
»Wenn ich mein Leben nicht bald wieder auf die Reihe kriege, bin ich arbeitslos«, sagte Kate zu Rob.
»Du machst das schon«, erwiderte Rob. »Lass dir einfach Zeit.«
Rob hatte vermutlich recht damit, wenn er sagte, sie alle hätten mit einem posttraumatischen Syndrom zu kämpfen. Sie jedenfalls zeigte alle entsprechenden Symptome: Beklemmungen, Nervosität, Flashbacks, Albträume und Phasen der Depression. Das war etwas vollkommen anderes als ihre prämenstruellen Stimmungsschwankungen. Das hier beeinflusstesie sowohl körperlich als auch emotional. Oft fühlte sie sich schlecht und wollte einfach nur schlafen, anstatt um sich zu schlagen. Doch gleichzeitig verspürte sie das Verlangen, freundlich zu allen zu sein. Sie war weniger ungeduldig und ganz allgemein verbal nicht mehr so aggressiv den Menschen gegenüber, die sie liebte.
Auch begegnete Kate Fremden mit deutlich mehr Misstrauen als zuvor, egal, ob sie ihr einfach nur auf der Straße zu nahe kamen oder an der Tür klingelten, um den Gaszähler abzulesen. Und den Leuten gegenüber, denen sie ohnehin nie getraut hatte – wie Delia und Sandi –, zeigte sie sich spürbar gereizter. Ihr sträubten sich schon die Nackenhaare, wenn sie nur einen von ihnen sah.
Trotz dieser Abneigung schien ihre Familie fester zusammenzuhalten denn je.
»Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass Delia und ich je Freundinnen werden«, hatte sie vor ein paar Wochen zu Michael gesagt. »Aber sie scheint dich glücklich zu machen. Deshalb verspreche ich dir, dass ich versuchen werde, besser mit ihr zurechtzukommen.«
»Mehr kann ich nicht verlangen«, hatte ihr Vater erwidert.
Doch Kate fiel es schwer zu vergessen, dass Delia skeptisch gewesen war, was ihren Bericht betraf, und dass sie vorgeschlagen hatte, Kate solle einen Therapeuten aufsuchen.
»Ich will damit nicht sagen, dass ich keine Therapie brauche«, hatte Kate anschließend zu Rob gesagt, »und vielleicht werde ich auch darüber nachdenken, wenn ich dazu bereit bin. Aber ich glaube, Delia mag einfach nicht, dass ich noch immer der Mittelpunkt von Dads Leben bin.«
»Er verbringt nicht mehr Zeit mit dir als zuvor«, bemerkte Rob.
»Aber ich glaube, dass er vielleicht häufiger an mich denkt«, erwiderte Kate. »Delia weiß, dass sie nicht viel dagegen unternehmen kann, aber ich glaube, dass sie trotzdem versucht, meine Glaubwürdigkeit zu untergraben.«
»Ich will jetzt nicht gleich von Paranoia sprechen, aber …«, begann Rob.
»O Gott!«, stieß Kate hervor. »Vielleicht brauche ich wirklich eine Therapie.«
Doch Rob hatte nur gelächelt, sie geküsst und die Sache auf sich beruhen lassen.
Was Sandi West anging, fiel es Kate allerdings immer schwerer, alles auf sich beruhen zu lassen.
»Sie ist noch immer schockiert über das, was geschehen ist, Kate«, hatte Bel Mitte Januar erzählt.
»Ich wünschte, du würdest nicht mit ihr über mich sprechen«, sagte Kate.
»Und ich wünschte, dass du verstehst, dass sie zwar taktlos sein kann, aber nicht deine Feindin ist«, erwiderte Bel. »Du weißt, was für eine gute Freundin sie mir gewesen ist.«
»Und du ihr«, sagte Kate.
»Ich kann immer noch nicht verstehen, was daran verkehrt ist«, argumentierte Bel vernünftig.
So vernünftig sogar, dass Kate das Gefühl bekam, die Freundschaft ihrer Mutter mit Sandi sei noch so eine Sache, die sie vielleicht neu bewerten sollte, sobald sie ihre Psyche in Ordnung gebracht hatte.
»Das ist bewundernswert«, hatte Rob später zu ihr gesagt, nachdem sie ihm von diesem Gedanken erzählt hatte.
»Warum so bissig?«, fragte Kate.
»Na ja … Ich glaube, sosehr du dich auch um Bels willen bemühen magst, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du deine Meinung über jemanden änderst, den du so sehr verabscheust wie Sandi.«
»Früher hast du doch immer gesagt, ich solle mich mehr bemühen«, entgegnete Kate. »Willst du mir jetzt etwa sagen, dass du dich geirrt hast?«
»Ich
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